Bei Rotlicht Mord
Saclay identifiziert worden
war: Fredo, mein alter Kumpel von der Côte! Vivonnet wußte, daß Fredo bei dem
Mord an Dubaille beteiligt gewesen war. Also — so hat er sich gedacht — , Fredo
war bei Burma, denn bei Burma hat der falsche Pierrot ihn umgebracht. Das gab
ihm zu denken. Er fand wieder Geschmack an der Jagd nach dem Schmuck. War davon
überzeugt, daß seine erste Vermutung richtig gewesen war und Sie bis zum Hals
in der Sache drinsteckten. Ich dagegen hatte von der Juwelengeschichte die
Schnauze gestrichen voll. Mein Plan stand fest. Heute ergab sich die
Gelegenheit, ihn in die Tat umzusetzen. Ich bin abgehauen. Ohne einen Sou in
der Tasche, aber mit heiler Haut. So, das wär dann alles.“
„Womit wir wieder am Anfangspunkt
angelangt wären: Was hast du hier gesucht?“
„Hab ich Ihnen doch schon gesagt:
Einen Bruch wollte ich machen, einen schlichten Bruch! Hab’s mir ganz
problemlos vorgestellt. Da können Sie mal sehen, wie man sich irren kann!“
Wir schwiegen eine Weile.
„Ich glaube, du sagst die Wahrheit“,
stellte ich schließlich fest. „Übrigens, wenn du hier was ganz Spezielles
gesucht hast, dann kann ich dich trösten: Ich hab schon alles durchsucht.“
Plötzlich fiel mir ein, daß ich bei
meiner Hausdurchsuchung hier noch nicht an den Schmuck gedacht und deswegen
auch nicht nach ihm gesucht hatte! Ich ging in das Zimmer, in dem Françoise
früher einmal gewohnt hatte. Ich öffnete den Schrank. Alles sah noch genauso
aus wie bei meiner ersten Inspektion. Ein paar Kleidungsstücke auf den Bügeln
und auf dem Schrankboden der kleine Flohmarkt. Nichts, was eine Spur zu den
Juwelen hätte liefern können. Jedenfalls nicht mir! Vielleicht würde Bastou...
Ich ging zu ihm zurück, band seine Fußgelenke los, lockerte noch ein wenig
seine Handfesseln und schleppte ihn ins Jungmädchenzimmer. Reboul paßte auf,
und die neugierige Angela folgte uns.
„Hier“, sagte ich zu Roger.
Wahrscheinlich war es wieder ein Schlag ins Wasser, aber man kann ja nie
wissen. „Sieh dir den Kram an und sag mir, ob dich irgend etwas auf einen
Gedanken bringt.“
„Der Strumpfhalter da“, lachte Roger.
„Witze können wir ein andermal
machen.“
„Gut, wie Sie wollen.“
Er hockte sich vor dem Schrank nieder
und fing an, in den Sachen herumzuwühlen.
„Sieh mal an! Hat sich Dolguets
Spielzeug wiedergefunden?“
Er richtete sich auf, ein halbes
Dutzend bunter Schlüsselanhänger in der Hand.
„Gehörten die Dolguet?“ fragte ich.
„Könnte sein. Sehen jedenfalls so aus.
Er hat so was gesammelt. 1962 in Cannes hat er mich so lange gelöchert, bis ich
ihm einen Anhänger geschenkt habe, ein Souvenir von einem Fest in Marseille. Es
war ein Glücksbringer. Seitdem hatte ich nichts als Pech.“
„Ihm hat das Ding aber auch nicht
grade Glück gebracht“, bemerkte ich. „Bei einem Brand umzukommen!“
„Stimmt.“
Roger warf die Schlüsselanhänger auf
den Tisch, als wären sie alle verhext.
„Habt ihr in der Rue Saint-Benoît auch
welche gefunden?“ fragte ich.
„Bei der Zweitwitwe? Ja, die sahen
genauso aus.“
„Und in der Rue d’Alésia, bei der
rechtmäßigen Witwe?“
„Nein.“
„Hm... Diese Anhänger...“ Ich glaubte
mich vage zu erinnern. „Hast du mir nicht soeben was davon erzählt?“
„Nein. Ich rede zwar viel, wovon Sie
sich ja selbst überzeugen konnten, aber von den Anhängern war bisher noch nicht
die Rede. Die albernen Dinger werden uns wohl kaum zu dem Schatz führen!“
lachte er.
„Warum nicht?“
„Waru...“ Er riß die Augen weit auf.
„Ach so!“ Er lachte. „Verstehe! Eine Gedankenkette: von den Anhängern zum
Schlüssel, und vom Schlüssel zu dem Safe, in dem Dolguet die Beute deponiert
hat! Also wirklich... Aber sagen Sie mal, wie lange wollen Sie eigentlich
leben? Ich meine, weil... Da drin liegt ‘n ganzer Haufen Schlüssel, und wenn
Sie die entsprechenden Schlösser dazu finden wollen..
„Schon gut, Bastou. Ich bin
schließlich nicht blöd! ... Und? Ist das alles, was dich hier in diesem Schrank
inspiriert?“
„Ja, das ist alles. Der Schmuck ist
hier jedenfalls nicht drin.“
„Gut, reden wir nicht mehr drüber...
Sagen Sie, Reboul, haben Sie noch Ihr Häuschen in Verrières?“
„Ja.“
„Dann bringen wir den jungen Mann
dorthin. Sie passen gut auf ihn auf, solange es nötig ist.“
„In Ordnung.“
„Verstehe“, sagte Bastou wieder. „Im
Moment legen Sie keinen Wert darauf, daß die Flics mich schnappen, wie?
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