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Bei Rotlicht Mord

Bei Rotlicht Mord

Titel: Bei Rotlicht Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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will.“
    „Was für eins?“
    „Eins, das gar kein richtiges ist.
Dolguet verbrannte in einem Teil des Studios, in dem er normalerweise nichts zu
tun hatte. Nicht daß der Zugang verboten gewesen wäre, aber Dolguets Arbeit
spielte sich nie in diesem Teil des Gebäudes ab. Es wurde vermutet, daß er zu
dem Zeitpunkt, als das Feuer ausbrach, dort mit einem Mädchen verabredet war —
er war immer mit einem Mädchen verabredet! — , das sich später aber nicht zu
erkennen gegeben hat. Anscheinend wollte er sich retten, indem er zum
Requisitenlager flüchtete. Zu einem der Lager, denn es gibt mehrere. Was
übrigens nicht sehr schlau von ihm war. Kann sein, daß sein Gehirn durch den
Rauch schon vernebelt war und deswegen nicht mehr normal funktionierte.“
    „Und warum war das nicht sehr schlau
von ihm?“
    „Weil das Lager, durch das er flüchten
wollte, schon seit längerer Zeit zweckentfremdet war. Nicht leer, nein, im
Gegenteil: Es war mit Möbeln vollgestellt, und zwar kreuz und quer, so daß man
weder rein- noch rauskam. Wie konnte Dolguet also ausgerechnet diesen Fluchtweg
wählen?“
    „Keine Ahnung. Ich bin ja nicht beim
Fernsehen“, erklärte ich, da Mortier auf eine Antwort zu warten schien. „Ich
persönlich würde mich allerdings bei einem Feuer nicht in ein Möbellager
flüchten. Das brennt nämlich zu leicht.“
    „Eben! Aber das ist ja die Ironie des
Schicksals! Dolguet ist in dem Korridor verbrannt, der zu dem Lager führte. Das
Lager selbst ist wie durch ein Wunder von den Flammen verschont geblieben. Mit
anderen Worten: Wenn Dolguet es geschafft hätte, sich dorthin zu flüchten, wäre
er gerettet worden. Inmitten der leicht brennbaren Möbel! Nur daß es unmöglich
war, in das Lager zu kommen. Die Tür war abgeschlossen. Aber davon abgesehen,
ist er schon auf dem Weg dorthin verbrannt, das heißt, in dem Korridor, der
praktisch eine Sackgasse war. Dolguet muß wohl ganz einfach den Kopf verloren
haben.“
    „Wahrscheinlich. Aber kommen wir zu
meiner Ausgangsfrage zurück! Ich habe mich nach seinem Röstzustand erkundigt,
weil ich wissen möchte, ob der Zustand der Leiche es erlaubte, die Dinge, die
er bei sich hatte, sicherzustellen. Oder ob alles mit ihm zusammen verkohlt und
geschmolzen war.“
    „Nein, so sehr verkohlt war er nicht.
Ich glaube, in seinen Taschen ist der übliche Kram gefunden worden. Das, was
wir alle so mit uns herumschleppen. Ich meine die festen Gegenstände wie zum
Beispiel Schlüssel, usw. Brandneues war nicht darunter.“
    „Brandneues! Das richtige Wort im
richtigen Zusammenhang!“
    Wir amüsierten uns über den kleinen
Scherz, dann legten wir auf.
    Jetzt konnte ich Madame Dolguet noch
einmal anrufen. Ich tat es.
    „Entschuldigen Sie, Madame, ich bin’s
schon wieder, Nestor Burma, der Mann, der immer so blöde Fragen stellt.
Manchmal stellt er allerdings auch indiskrete und schmerzliche Fragen. Wie
diese zum Beispiel: Sie lebten getrennt von Ihrem Mann, als sich das Unglück
ereignete, waren aber nicht geschieden. Folglich waren Sie immer noch seine
rechtmäßige Ehefrau. Die Behörden haben Ihnen doch sicherlich die Gegenstände
ausgehändigt, die man bei seiner Leiche gefunden hatte, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „War auch ein Schlüsselanhänger
darunter?“
    „Ein Schlüsselanhänger? Ach, lassen
diese Dinger Ihnen immer noch keine Ruhe? Nun, jetzt, da Sie mich das fragen...
Ja, es war auch ein Schlüsselanhänger darunter.“
    „Sie haben doch sicher alles in den
Abfalleimer geworfen, oder?“ fragte ich in der Hoffnung, mich zu irren.
    „Nein“, antwortete sie. „Außer dem
Anhänger waren da noch Schlüssel, ein Goldkettchen, seine Uhr, zwei Ringe...
Ich dachte mir, vielleicht... Na ja, vielleicht würde die Frau, mit der er
zuletzt zusammengelebt hatte, Wert auf die Sachen legen.“
    „Und? Hat sie Wert darauf gelegt?“
    „Nein. Ich zwar auch nicht, aber ich
hab alles aufbewahrt, zusammen mit anderem alten Plunder.“
    „In der Rue d’Alésia?“
    „Ja.“
    „Ich würde mir die Sachen gerne
ansehen.“
    Wir verabredeten uns für den folgenden
Tag gegen Mittag in ihrer Wohnung. Ich legte auf. Bevor ich wieder in mein
Zimmer ging, suchte ich Angela. Ich fand sie in einem Zimmer, das ich noch nicht
kannte. Sie saß in einem Sessel und las. Neben ihr stand ein Tischchen, und auf
dem Tischchen stand ein Telefonapparat. Ich stellte mir gar nicht mehr die
Frage, ob sie vielleicht meine verschiedenen Telefongespräche mitgehört hatte.
Ich mußte

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