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Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Bei Tränen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Lauriel
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sie bereits wusste,
was geschehen war? Wirkte sie schuldbewusst? Ihre Haltung rief in ihm eine Sorge
wach, die er so gerne beiseiteschieben würde. Er wollte einfach nicht an ihre Schuld
glauben!
    »Eine Gundula
Grätz aus Düsseldorf ist in Altforweiler angefahren worden. Sie hat den Unfall überlebt.«
    »Gundula
Grätz?« Sie löste ihre Arme, fuhr sich mit einer Hand an die Lippen und ließ den
anderen Arm hinunterfallen. Ihre Überraschung wirkte echt. Auch das anschließende
Erkennen und Erschrecken. Und dann machte sie es wieder: Sie richtete ihre Aufmerksamkeit
nach innen. Beinahe bildete er sich ein, sie zischeln zu hören – in zwei verschiedenen
Stimmen, von denen eine ihn abermals unangenehm an Gollum erinnerte.
    »Wir haben
sie bestraft, ja, bestraft haben wir sie. Böse Person! – Nein, nein, sie ist keine
böse Person, ich habe nichts getan! – Doch, sie ist BÖSE …« Das letzte Wort zog
Gollum fauchend in die Länge. »Sie hat uns beleidigt. Sie hat es nicht besser verdient
…«
    »Frank?«
Lucys echte Stimme riss ihn aus seinem abstrusen Gedankenspiel heraus. Sie war einen
winzigen Schritt auf ihn zu getreten und forschte mit ihren Ozeanaugen in seinen
Zügen. »Ich hatte gestern ein Telefonat mit Gundula Grätz, du hast es am Rande mitbekommen.«
    »Ja, ich
weiß, sie ist ausfallend geworden.«
    »Sie bezeichnete
mich als Arschloch und unterbelichtetes Weibsstück, ja …« Sie wischte sich mit der
Hand über die Stirn, dann murmelte sie vor sich hin – Franks Horrorvision schien
damit Wirklichkeit zu werden. Trotzdem stand er fasziniert da und lauschte ihr.
    »Spiegelschutz,
ich habe das Wort Spiegelschutz verwendet … Kindisch war das …« Lucy starrte auf
das Muster des billigen Linoleumbodens. »Aber ich wusste doch nicht, dass die heute
in Altforweiler ist … Oder hat sie am Telefon erwähnt, dass sie ins Saarland fährt?
… Nein, hat sie nicht … Außerdem war das ja wirklich nur Zufall, dass ich dort in
der Apotheke war … Ja, das war es, ich konnte es nicht ahnen. Aber der Unfall …«
Sie blickte Frank an, doch es wirkte, als hinge ein hauchdünner Vorhang vor ihren
Augen, der sich erst im Lauf ihres nächsten Satzes wie Nebel auflöste, sodass sie
endlich wieder ganz anwesend zu sein schien. »Ich muss den Unfall verursacht haben
und bin einfach weitergelaufen, obwohl ich das Hupen und Bremsen gehört habe. Ich
fasse das alles nicht. Bin ich schizophren?«
    Schon wieder
stand diese Frage im Raum. Dabei sah sie ihn so unglücklich und ängstlich an, dass
er einen Schritt auf sie zu machte und seine Hände auf ihre Hüften legte. Sofort
wurden in seinem Körper chemische Reaktionen in Gang gesetzt. Es fühlte sich an,
als gehörten seine Hände genau hierhin. Ihre Züge wurden weich, doch die Tränen,
die sich sammelten, halfen ihm, sich auf das zu konzentrieren, was im Raume stand.
»Lucy, ich kann das nicht glauben.«
    »Aber sieh
mal, ich war dort, weil ich heute Morgen joggen war, obwohl es noch sehr kühl war.
Dann rief mich Kat an, und ich versprach ihr, in einer Apotheke ein Schmerzmittel
zu besorgen, und weil ich schon näher am Hof war als an meiner Wohnung, lief ich
also weiter.«
    »Das ist
doch alles reiner Zufall. Davon wusstest du vorher nichts.« Er kratzte sich an der
Stirn, legte dann die Hand schnell wieder an ihre Hüfte.
    Sie entspannte
sich ein wenig. »Das stimmt. Ich konnte es nicht vorausahnen.« Sie sah ihn unverwandt
an. In seinem Kopf verwirrten sich die Gedanken, er schwieg. Sie hob wie in Zeitlupe
eine Hand und betastete seine kleine Narbe. Mit einem Mal war alles weggewischt,
wie von einem Sturm fortgeweht flatterten alle Gedanken an die Unfallserie davon,
und er spürte nur noch ihre Berührung. Seine Wange prickelte sacht, wo ihr warmer
Finger seine Haut berührte, und in seinen Handflächen fühlte er die Wärme ihrer
Hüften unter der Sommerhose. Er schloss die Augen und wurde ihres Beckens unter
seinen Händen gewahr. Lucy war ein wenig kleiner und zierlicher als Ellen. Fast
ohne es zu bemerken, ließ er die Hände in ihren Rücken gleiten und zog sie näher
zu sich. Sie legte gleichzeitig die flache Hand an seine Wange. Ihr Gesicht näherte
sich seinem, ihr Duft floss in alle Synapsen seines Körpers hinein. Schlagartig
schoss sein Blut nach unten und eine fast schmerzhafte Erektion stellte sich auf,
die er umso intensiver spürte, als ihre Hüften ihn jetzt berührten. Dann näherten
sich ihre Lippen, rosig wie

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