Bei Tränen Mord: Roman (German Edition)
seinem Bett aus, das Laken ist verrutscht und
enthüllt seinen Oberkörper, einen Arm hat er unter den Kopf geschoben, die Augen
sind geschlossen, dann gleitet die zweite Hand unter die Decke …
Jedenfalls
werde ich ihm noch Zeit geben und sollte er sich bis zum Mittag nicht gemeldet haben,
bei ihm anrufen. Ich mache mir keine Sorgen. Ich vertraue ihm. Das Einzige, was
unsere Liebe jetzt noch beenden könnte, wäre ein weiterer Mordfall, den man mir
anhängt. Doch am Ende wird jeder erkennen, dass ich keine durchgeknallte Mörderin
bin.
›Aber vielleicht
eine Art Todesengel?‹
Wer war
das?
›Deine durchgeknallte
innere Heulsuse, wer sonst?‹, stöhnt Lady Tough.
Ach, die
beiden wieder. Ehrlich, ich hatte sie nicht vermisst.
›Du hast
doch eben erst an uns gedacht. Von wegen liebestoll …‹
»Ihr könntet
es euch wirklich zur Gewohnheit machen, die Klappe zu halten. Das fände ich angenehm.«
In meine
Gedanken hinein klingelt es an der Tür. Kat und Susa kommen herein. Bei einer Tasse
Kaffee fragt Susa nach meinen Manolos.
»Sie liegen
noch bei diesem Schusterhannes, den du mir empfohlen hast. Ich hoffe, er kriegt
sie hin.«
Sie winkt
ab. »Wenn sie einer hinkriegt, dann er. Mach dir keine Gedanken.«
»Sag mal«,
Kat grinst mich breit an, »hattest du heute Nacht irgendwie … Sex oder so?«
»Sieht man
mir das etwa an?«
»Wer ist
denn der Glückliche? Der Kommissar?«
»Ja, wer
sonst?«
Beide stützen
erwartungsvoll das Kinn in die Hände. »Und? Erzähl doch mal!«
Ich zucke
die Achseln. »Was gibt es da zu erzählen? Wollt ihr etwa Einzelheiten?«
»Ja, klar!«
Ich grinse.
»Sorry, aber die kriegt ihr nicht. Ich bin total in ihn verknallt und er in mich.
Das muss reichen.«
Kat verzieht
den Mund. »Ja, okay … Bringt das nicht Probleme mit sich? Der kann sich doch nicht
mit dir liieren, wenn er gegen dich ermittelt?«
»Deshalb
bitte ich euch, nicht darüber zu sprechen. Frank geht davon aus, dass meine Unschuld
schon sehr bald erwiesen sein wird, dann hat diese ganze Farce ein Ende, und wir
können offiziell ein Paar sein.«
»Wie schön.
Ich freue mich für dich. Ähm … gab es da nicht noch eine Ehefrau oder so?«
Ich runzle
die Stirn. »Ach, haben die Juristen dir das auch erzählt?«
»Ja. Mutter
hat gestern angerufen und uns zum Frühstück eingeladen – ich sagte, dass ich nicht
kann. Da erwähnte sie in einem Nebensatz, dass Frank Kraus verheiratet ist. Anscheinend
wollte sie abklopfen, ob du mit mir über ihn gesprochen hast.«
Ich schüttle
den Kopf. »Kaum auszuhalten, oder? Was werden sie erst sagen, wenn sie merken, dass
es ernst wird?« Das Telefon klingelt, und wie von der Tarantel gestochen springe
ich auf. »Hallo?«
»Frank hier,
guten Morgen!«
Anscheinend
sehen Kat und Susa mir an, wer am Apparat ist. Sie stehen auf.
»Hallo.
Na?«
»Ich möchte
dich sehen.«
Das geht
mir runter wie Sahne. »Willst du herkommen?«
»Sollen
wir in der Altstadt gemeinsam Mittag essen?«
Er will
mit mir dorthin gehen? Wo ganz Saarlouis sich sonntags trifft und alle uns sehen
können?
»Lieber
in einer ruhigeren Ecke.«
»Treffen
wir uns in der City und entscheiden dann, okay?«
»Na gut,
wenn du magst. Am Großen Markt?«
»Um halb
zwölf? Wir könnten ein wenig an der Saar spazieren gehen.«
Anscheinend
sieht er die ganze Sache doch ziemlich locker. Mir soll es recht sein. Er wird schon
wissen, was er macht. Erst nachdem ich aufgelegt habe, kommt mir der Gedanke, dass
er vielleicht neue Erkenntnisse hat und die ganze Chose sich inzwischen erledigt
hat. Das wäre einfach wunderbar!
Ich strahle
meine Schwester an. Sie wirft Susa einen Blick zu. »Komm, wir schieben ab. Lu hat
ein Date.«
Die beiden
verschwinden, nicht ohne mir Glück zu wünschen.
Ach, mein
Herz ist so leicht! Ich ziehe mich rasch um. Ein luftiges Sommerkleid und Riemchenpumps
dürfen es heute sein. Noch habe ich genug Zeit, meine Zehennägel neu zu lackieren.
Korallenrot wähle ich diesmal, passend zu den Blumen auf meinem kurzen Kleid. Gestern
sind wir gar nicht bis zu den Zehen vorgestoßen, dabei hatte ich mir in den Tagen
davor so viele Möglichkeiten ausgemalt, wie Frank seine Vorliebe für Füße ausleben
könnte. Beim sorgfältigen Feilen und Bemalen meiner Nägel freue ich mich unbändig
auf den Moment, wenn er sie sehen wird. Dass Nägel-Lackieren eine erotische Komponente
haben kann, hatte ich bisher noch gar nicht empfunden.
Um Viertel
nach elf mache ich mich auf den Weg. Ein Glück,
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