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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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gesehen hatte, wie ich in Gedanken versunken an meinem Auto stand, verbarg sie es gut. „Wie geht es Ihnen?“
    „Oh, viel zu tun“, sagte ich mit einem gespielten kleinen Lachen, um das Zittern in meiner Stimme zu übertünchen. Ich reichte Elles Begleitung die Hand. „Hallo, ich bin Sadie Danning.“
    „Das ist meine Mutter.“ Elle atmete tief durch. „Wir waren shoppen.“
    „Das klingt gut.“ Ich lächelte.
    Mrs. Kavanagh schnaubte. „Gut? Wenn man es mag, sich von einem Laden in den nächsten zerren zu lassen, um nichts zu kaufen, dann haben Sie recht.“
    Elle lächelte unvermindert weiter. „Meine Mutter denkt, ich sollte meine Garderobe verändern.“
    Wenn ich die beiden miteinander verglich, konnte ich nicht zustimmen. Elles Mutter trug vielleicht ein paar Designerstücke, die offensichtlich teuer gewesen waren. Aber Elle hatte sich zu dem schwarzen Rock für ein hellblaues Twinset entschieden, das sie mit deutlich mehr Klasse trug. Ich drückte kurz ihren Arm.
    „Das ist ein schicker Pullover“, sagte ich, weil ich ihre Mutter ein bisschen ärgern wollte.
    Elle strahlte. „Dan hat ihn mir gekauft.“
    Erneut schnaubte Mrs. Kavanagh. Elle warf ihrer Mutter einen knappen Seitenblick zu, den die ältere Frau bemerkte. „Was ist?“
    „Meine Mutter“, sagte Elle so gelassen, als hätte sie das schon oft geübt, „findet, Dans Geschmack sei ätzend.“
    „Achte auf deine Sprache, Ella, du meine Güte!“
    Elles Lächeln blieb genauso süß und unschuldig, als sie mit den Schultern zuckte. Ich musste mein Lächeln zurückhalten. Die Hitze in meinen Wangen wich langsam.
    „Hat Ella gesagt, Sie seien Ärztin?“ Nachdem Mrs. Kavanagh merkte, dass sie nicht mehr am Kleidungsstil ihrer Tochter herumnörgeln konnte, wandte sie sich diesem Thema zu.
    Bevor ich antworten konnte, griff Elle nach meinem Oberarm. „Sie war meine Schulter“, sagte sie.
    Man hatte über mich schon vieles gesagt, aber das war eines der nettesten Komplimente. Die Zuneigung in ihrer Stimme ließ mir die Kehle eng werden. „Danke, Elle.“
    Sie nickte. Ihre Mutter schaute uns verwirrt an. Ich bezweifelte, dass es viele Dinge gab, die Elles Mutter verwirrten. Sie wandte sich mit gerunzelter Stirn an ihre Tochter.
    „Was soll das heißen?“
    Es war nicht meine Aufgabe, Mrs. Kavanagh meine Rolle im Leben ihrer Tochter zu erklären, solange Elle das nicht wollte. Also schwieg ich. Auch Elle und ihre Mutter waren stumm, und das passte schon gar nicht zu Mrs. Kavanagh.
    „Ella?“
    „Dr. Danning war meine Ärztin.“
    Stille. Dann fragte Mrs. Kavanagh: „Deine … Ärztin?“
    „Um genau zu sein, war sie meine Psychiaterin.“ Elle klang gleichermaßen genervt und amüsiert.
    Der Blick, den Mrs. Kavanagh mir zuwarf, hätte mich vielleicht verärgern sollen. Ihr Adlerauge sah alles – meine staubigen Schuhe, die dringend mal wieder geputzt werden mussten ebenso wie das Loch in meinem Strumpf. Sie rümpfte die Nase.
    „Na ja.“ In diesem Wort lag mehr Geringschätzung, als wenn sie mir einen Monolog gehalten hätte.
    „Meine Mutter glaubt nicht an Psychologen“, sagte Elle. Sie wirkte fröhlich und entspannt.
    „Ich werde mich bemühen, mir nichts daraus zu machen“, versprach ich. Elle und ich lachten. Mrs. Kavanagh kniff die Lippen zusammen und schwieg.
    „Ich warte lieber in der Mall auf dich“, sagte ihre Mutter ungeduldig. „Ihr wollt sicher … reden.“
    Es klang, als wäre „reden“ für sie dasselbe wie Hundewelpen quälen. Elle seufzte und blickte ihrer Mutter nach, ehe sie sich an mich wandte.
    „Tut mir leid. Aber ich vermute, jetzt wissen Sie, was ich gemeint habe.“
    „Ich habe nie bezweifelt, dass Sie mir die Wahrheit sagen“, sagte ich. „Wie läuft es so?“
    Sie lachte und in der Tiefgarage warfen die Wände ihr Lachen als Echo zurück. „Viel besser, wenn Sie das überhaupt glauben können. Während der Hochzeitsvorbereitungen kann meine Mutter den Feinkostlieferanten die Hölle heiß machen. Und mich lässt sie dann in Ruhe.“
    „Ja, die Hochzeit ist ja schon in ein paar Wochen. Sie sind bestimmt aufgeregt.“
    Elle hob eine Augenbraue. „Einerseits schon. Mir ist ganz schlecht vor Aufregung, und am liebsten würde ich mir die Haare ausreißen.“
    Wir lachten wieder. Ihr Lächeln wurde weicher und sie berührte mich am Arm. Es war auffällig, denn früher hatte sie förmlich Berührungsängste gehabt.
    „Ich vermisse unsere Gespräche, Dr. Danning.“
    „Glauben Sie, Sie brauchen

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