Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
Vom Netzwerk:
Moulin Rouge ansehen.“ Ich hatte den Film aus dem Online-Bestellservice herausgesucht.
    „Ja …“
    Ich schaute von der Fernbedienung auf, weil Katies Antwort so zögerlich war. „Was denn? Wir können auch etwas anderes sehen.“
    Sie schüttelte den Kopf. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht recht deuten. „Nein, ist schon okay.“
    Ich lehnte mich zurück. „Also?“
    Katie biss sich auf die Unterlippe, dann kicherte sie plötzlich. „Es ist wegen Mum.“
    „Was ist mit ihr?“ Fast hätte ich mir Sorgen gemacht, aber Katies Lachen beruhigte mich.
    „Sie … hat mir gesagt, dass ich vorbeikommen soll.“
    Das ergab für mich überhaupt keinen Sinn. „Was soll das heißen?“
    Katie unterdrückte ihr Kichern. „Sie hat mir gesagt, ich soll dir etwas Gesellschaft leisten. Sie … macht sich Sorgen um dich.“
    Einen Moment saß ich still da. Dann musste auch ich kichern. „Das glaube ich nicht!“
    „Doch!“ Sie brach in schallendes Gelächter aus. „Genau das hat sie mir gesagt!“
    Wir lachten, bis ich nicht mehr konnte. „Es geschehen noch Zeichen und Wunder.“
    „Also habe ich Evan gesagt, dass ich keine Wahl habe, ich muss mich um meine große Schwester kümmern, sonst macht mir Mum die Hölle heiß.“
    „Und er konnte nichts dagegen tun?“
    „Evan soll gegen Mum irgendetwas tun? Er wird sich hüten. Und schau mal.“ Sie hielt ihr Handy hoch. „Ich hab’s ausgeschaltet. Evan muss einfach mal lernen, mit den vollen Windeln klarzukommen.“
    „Das klingt ja fürchterlich.“ Ich schenkte uns Wein ein und öffnete die goldene Pralinenschachtel.
    „Es ist besser für Väter, wenn sie lernen, auf ihre Kinder aufzupassen. Vor allem, wenn sie denken, dass sie das nicht können. Im Übrigen ist Lily ihm eine große Hilfe.“
    Ich lachte, als ich mir vorstellte, wie Lilys „Hilfe“ wohl aussah. „Armer Evan.“
    „Er wird’s überleben.“ Katie nippte an dem Wein und schloss genießerisch die Augen. „Meine Güte, ich hab seit Jahren keinen Wein mehr getrunken. Ich bin so glücklich, dass ich meine Brüste wieder für mich habe. Weißt du, ich liebe meine Kinder, aber irgendwann möchte ich doch auch mein Leben zurückhaben!“
    Im ersten Moment dachte ich, dass ich lachte. Aber es war das Geräusch des Weinglases, das mir aus der Hand glitt und am Boden zerschellte. Im nächsten Moment kniete ich zwischen den Scherben und sammelte sie auf. Es war mir egal, ob ich mich an ihnen schnitt.
    „Ich bin auch glücklich, dass ich mein Leben zurückhabe“, sagte ich. Jedes Wort brannte wie Feuer in meiner Kehle. „Ich bin glücklich, Katie. Ich weiß, das sollte ich nicht sein, aber ich bin’s.“
    Früher hatte ich oft Katie geholfen, wenn sie hingefallen war. Diesmal war es an ihr, mich vor dem Chaos zu beschützen. Sie säuberte den Schnitt in meinem Finger und verband ihn, wie ich es einst für sie gemacht hatte, wenn sie sich die Knie oder Ellbogen aufschlug. Schließlich gab sie mir Taschentücher, damit ich die Tränen trocknen konnte, die nach langer Zeit endlich aus mir hervorbrachen.
    „Du bist schon wie unsere Mutter“, brachte ich endlich hervor, als mein Schluchzen langsam verebbte.
    Wir setzten uns zurück aufs Sofa. Katie winkelte die Beine an. „Lustig, nicht wahr? Wer hätte das vor ein paar Jahren gedacht.“
    Wir lächelten uns an. Dann reichte sie mir die Pralinenschachtel. „Iss.“
    „Großartig. Fette Schenkel sind genau das, was ich brauche, um mich besser zu fühlen.“
    Sie wählte eine der Pralinen aus und aß sie mit Genuss. „Ach, kümmer dich nicht um die fetten Schenkel. Genieß es einfach.“
    Ich konnte nicht länger widerstehen. Es gab nichts, das besser half als Schokolade – vor allem diese besondere Sorte, die auf der Zunge schmolz. „Es ist … als hätte ich ein Stückchen Himmel auf der Zunge.“
    Katie machte kleine Teufelshörner mit den Fingern. „Du sagst es.“
    Teufelshörner und Schokolade. Es gab Dinge, die niemand besser verstand als meine kleine Schwester. Nicht mal Adam hatte diesen Teil von mir gekannt.
    „Ich vermisse ihn, Katie.“
    „Das weiß ich. Ich vermisse ihn auch, Sades.“ Sie leckte die Schokolade von den Fingern und blickte mich ernst an. „Niemand erwartet von dir, dass du ihn nicht vermisst.“
    „Heute bin ich nach der Arbeit in die Drogerie gefahren. Das Komische war, dass ich vorher nicht zu Hause anrufen musste, um sicherzugehen, dass jemand für ihn da war. Ich musste mir keine Sorgen machen, dass ich

Weitere Kostenlose Bücher