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Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
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Schwiegermutter. Ohne ein Drama daraus zu machen, wusch, trocknete, faltete und bügelte Katie die Wäsche der letzten drei Wochen. Ebenso wischte sie die Böden, bezog die Betten neu und portionierte die Ansammlung von Gratins passend für die Tiefkühltruhe. Sie sortierte meine Post nach Dringlichkeit und versah die Rechnungen, die bald bezahlt werden mussten, mit Post-its.
    Und dann ließ sie mich allein. Das war das Beste, was sie für mich tun konnte. Ich konnte nur stumm nicken, obwohl ich ihr unendlich dankbar war. Sie verstand.
    „Ich rufe dich an“, versprach sie. Alle paar Tage rief sie an und fragte mich, ob ich etwas brauchte.
    Drei Wochen lang hörte ich zu, wie Adams Mutter sich Abend für Abend in den Schlaf weinte. Ich hatte keine Tränen. Während sie sich immer mehr einmischte und mich an sich riss, als könnte sie Adam damit zurückbringen, blieb ich stumm. Morgens saß sie mir am Frühstückstisch gegenüber, aber wir hatten uns nichts zu sagen. Meine Aufgabe war es, ihr zuzuhören, wenn sie klagte, trauerte und allen Kummer nur auf sich bezog. Für mich war kein Platz mehr. Ich ließ sie nicht aus Mitleid gewähren, sondern weil ich nicht in der Lage war, sie zum Gehen aufzufordern.
    Bis das Jesuskind mich dazu brachte.
    Es war nach einer schrecklichen Nacht, in der ich wach gelegen hatte. Ich sehnte mich nach der belebenden Wirkung von Koffein und stolperte in die Küche. Als ich mir den großen Zeh an der Krippe stieß, flogen die kleinen, heiligen Figuren in alle Richtungen über den Küchenboden. Die Kamele protestierten, indem sie zerbrachen, und ich fluchte laut.
    Irgendjemand hatte über Nacht Weihnachten über meinem Haus ausgekippt. All die Dekosachen, die ich lange verbannt hatte, waren überall verteilt. Ich hätte die Elfen beschuldigen können, aber da Elfen nicht existierten, wusste ich sofort, dass meine Schwiegermutter ihre Hände im Spiel hatte. Die Schränke aufräumen und die Kreditkartenbelege anzusehen war eine Sache. Dies aber war ein Angriff, der tiefer ging. Ich fand sie in Adams Schlafzimmer, wo sie einen Stapel seiner Sachen aus dem Schrank räumte.
    „Ich muss mich halt beschäftigen“, war ihre Entschuldigung.
    „Es ist mir lieber, wenn du Adams Sachen in Ruhe lässt. Ich werde mich darum kümmern.“
    „Aber Sadie“, sagte Mrs. Danning tief bestürzt. „Ich bin seine Mutter!“
    Ich verlor meine Beherrschung und meine Geduld mit Adams Mutter war am Ende. Oft reden Leute sich in Rage und bereuen später, was sie gesagt haben. Aber ich meinte jedes einzelne Wort ernst. Es war nicht unser erster Streit, aber es war für beide wohl der schlimmste. Sie wollte in dem Haus sein, in dem ihr Sohn gelebt hatte. Und ich wollte sie weit weg wissen von dem Ort, an dem er gestorben war.
    Schließlich gewann ich gegen sie. Es verschaffte mir keine Befriedigung, ihr zu erklären, dass ja wohl ich diejenige war, die entschied, was mit Adams Sachen geschah, und dass ich von ihr keine Kommentare zu meinen Entscheidungen erwartete. Sie trauerte ebenso um Adam, wie ich es tat. Und wenn ich schon nicht begreifen konnte, was es für mich bedeutete, meinen Ehemann zu verlieren, war es ungleich schwerer für sie, da sie ihren Sohn verloren hatte.
    „Aber wir brauchen uns doch!“, schluchzte sie.
    „Es tut mir leid“, sagte ich. „Aber was du im Moment brauchst, kann ich dir nicht bieten.“
    Sie richtete sich auf. „Nun, wenn du mich nicht hierhaben willst …“
    „Ich brauche dich nicht“, war die freundlichste Antwort, derer ich fähig war.
    Als die Tür sich hinter ihr schloss, wartete ich, ob jetzt die Tränen kamen.
    Aber sie kamen immer noch nicht. Warum weinte ich nicht? Ich wusste, dass ich dazu fähig war. Ich hatte geweint, als sie Adam in den Krankenwagen hoben, und später, als er nach dem Schlaganfall im Krankenhaus nicht mehr aufwachte, hatte ich ebenfalls geweint. Und nun, da mich all meine Freunde umgaben und meine Trauer beurteilten, als wäre sie ein Zeichen meiner Liebe zu Adam, war ich versteinert und hatte keine Tränen. Drei Wochen nach Adams Tod schlief, aß und duschte ich, redete mit den Leuten, tat alles – aber ich konnte nicht weinen.
    Ich versuchte es und legte eine Hand auf die Haustür, um mich abzustützen. Es war in Ordnung, wenn ich weinte. Aber es fühlte sich so an, als würde ich ein Niesen unterdrücken, oder, was noch viel verrückter war, einen Orgasmus. Ich fühlte die Trauer, die sich in meinem Bauch zusammenballte, die Tränen, die

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