Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beichte eines Verfuehrers

Beichte eines Verfuehrers

Titel: Beichte eines Verfuehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hart Megan
Vom Netzwerk:
Schinken, als wäre der an allem schuld. „Aber ich bin wirklich sehr enttäuscht von dir. Sie braucht jemanden zum Reden. Sie braucht dich! Ich mach mir eben Sorgen um sie …“
    „Du hast dir immer nur Sorgen um Katie gemacht.“ Die Worte brannten wie Säure in meinem Mund. Ich griff nach meinem Wasserglas und nahm einen großen Schluck, um dieses ätzende Gefühl von Geschwisterrivalität herunterzuspülen.
    „Was willst du damit sagen?“ Meine Mutter drehte sich zu mir um, immer noch mit der Gabel in der Hand, die sie drohend auf mich richtete.
    „Nichts.“
    Ich entschuldigte mich und zog mich in den kleinen Anbau hinter der Küche zurück, weil ich es im Moment nicht ertrug, meiner Mutter weiter zu helfen. Der kleine Raum hatte einst zur Garage gehört, aber schon als ich zur Highschool ging, hatte mein Vater den Anbau für seine Zwecke umgebaut. Heute gab es an der gegenüberliegenden Wand ein Regal, das vom Boden bis zur Decke reichte und mit Fotoalben und Taschenbüchern vollgestopft war. Ich erkannte den weißen Kunstledereinband meines Hochzeitsalbums und stellte mich auf die Zehenspitzen, um es aus dem Regal zu holen.
    Unsere Hochzeitsfeier war schlicht gehalten. Adam verdiente wenig und ich ging noch zur Universität – und so hatten wir weder das Geld noch den Wunsch, eine große, pompöse Hochzeit auszurichten. Mein Hochzeitskleid hatte ich gebraucht gekauft und kellnerte wochenlang, damit wir uns professionelle Hochzeitsfotos leisten konnten. Wir sahen großartig auf den Fotos aus.
    Wir sahen glücklich aus.
    Als Katie fünf Jahre später heiratete, plante sie eine völlig andere Hochzeit. Es gab Brautjungfern, einen Cocktailempfang und nach der Trauung ein großes Dinner. Evan und sie hatten damals beide gut bezahlte Jobs und von ihrer Hochzeit dieselben Vorstellungen. Sie scheuten keine Kosten, weder ihre eigenen noch die für ihre Eltern. Sogar ihre Flitterwochen mussten außergewöhnlich und exotisch sein. Sie gönnten sich zwei Wochen in Griechenland. Adam und ich hatten hingegen ein Wochenende an den Niagarafällen verbracht und waren am Dienstag nach der Trauung zu Job und Uni zurückgekehrt.
    Meine Schwester und ich hatten damals unterschiedliche Entscheidungen getroffen. Ich beneidete sie nie um die große, teure Zeremonie oder um ihr Brautkleid, das fünftausend Dollar gekostet hatte. Solche Dinge bedeuteten mir nie etwas. Erst jetzt, als ich mich noch mal auf die Zehenspitzen stellte und Katies Hochzeitsalbum herauszog, das so viel dicker war, fühlte ich Groll in mir aufsteigen. Es war aber nicht, weil sie sich für die professionellen Fotos die Haare und die Nägel hatte machen lassen und auf den Fotos wie eine Prinzessin aussah, wohingegen meine Fotos nicht ganz so glanzvoll wirkten. Es war auch nicht, weil Evan und sie zum Dinner Steak und Hummer servieren ließen, während Adam und ich mit Hühnchen und Fisch zufrieden gewesen waren.
    Katie hatte immer mehr gehabt. Ob es nun die Aufmerksamkeit meiner Eltern war, Freunde, Partys oder Klamotten. Sie besaß mehr Stil, mehr Geld und erlebte mehr Abenteuer. Von allem hatte sie mehr gehabt – außer Kummer.
    Ich hasste meine Schwester nicht, aber die Ermahnungen meiner Mutter – es waren nicht die ersten gewesen und es würden nicht die letzten bleiben – hatten mich an einen Punkt gebracht, an dem ich taumelte. Schon lange hatte ich diesen Punkt nicht mehr erreicht.
    Ich fühlte mich wertlos.
    Entschlossen stand ich auf und stellte die Alben wieder an ihren Platz. Ich wollte meinen Vater suchen, ihm zum Geburtstag gratulieren und dann heimfahren. Auch wenn Dennis ein klasse Pfleger war und zudem Adams neuer Kumpel – er kostete an den Wochenenden mehr als das Doppelte. Ursprünglich hatte ich geplant, bis Ende des Jahres ein neues Auto zu kaufen.
    Die Bücher im obersten Regalfach waren verrutscht und ich konnte die Alben nicht wieder dazwischenschieben. Ungeduldig schob ich sie beiseite, um die Alben zurückzustellen, aber bei der heftigen Bewegung kratzte ich mir die Fingerknöchel am rauen Holz auf. Auf einem Knöchel war ein kleiner Riss, der nicht sonderlich tief war, aber blutete. Ich saugte das Blut heraus und unterdrückte einen Fluch.
    „Alles okay bei dir?“, fragte Katie, die in dem schmalen Gang zur Küche erschien. „Sades?“
    „Ja, alles okay.“ Ich blinzelte Tränen der Wut aus meinen Augen. Ärger stieg in mir auf und raubte mir fast den Atem. „Es ist nur dieses verfluchte Regal.“
    Meine Schwester hatte

Weitere Kostenlose Bücher