Beichte eines Verfuehrers
der Männer im Publikum. Es ist, als wollte sie jeden Einzelnen allein mit ihren hellen, strahlend blauen Augen verführen.
Als sie ihren verführerischen Tanz beendet hat und durch das Publikum geht und ihre Geldscheine einsammelt, halte ich die Luft an. Ich warte darauf, dass sie mit einem dieser Gaffer verschwindet. Sie wird, bestimmt. Sicher wird jemand dafür bezahlen, dass sie in einem Separee für ihn tanzt.
„Danke, Süßer“, sagt sie, als Joe ein paar Scheine in ihr Strumpfband steckt. Sie wendet sich an mich. „Wie wär’s mit einem privaten Striptease?“
„Ja, gerne“, höre ich mich selbst sagen. Ich spüre Joes Blick auf mir, aber ich bin zu sehr damit beschäftigt, in den blauen Augen des Mädchens zu versinken.
„Okay, dann … lasst uns gehen.“ Ihre Stimme ist so weich wie warmer Karamell.
Sie nimmt meine Hand und wendet sich an Joe. „Komm, Süßer.“
Er steht auf und nimmt ebenfalls ihre Hand. Sie führt uns zu einem der kleinen Separees, das mitternachtsblau gestrichen ist. Winzige Lämpchen sind in der Wand verteilt, die unser Lächeln und das Weiße in unseren Augen fluoreszieren lassen.
„Drei Songs“, sagt sie. „Welche möchtest du gerne hören, Süße?“
Sie konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf mich und hält noch immer meine Hand. Ich habe nie zuvor die Hand einer Frau so lange gehalten. Jedenfalls nicht so, Handfläche an Handfläche gepresst. Plötzlich hoffe ich, dass meine Hand nicht schwitzt.
„Such du die Musik für uns aus.“ Ich fühle mich, als würde ich durch einen Mundvoll Watte sprechen. Hitze wallt in meinem Körper auf, und ich erzittere. Sie nickt und lässt meine Hand los. Sie geht zu einem kleinen Fenster in der Wand, das ich zuvor nicht bemerkt hatte.
Ich blicke Joe an. Er lächelt und streckt die Hand nach mir aus. Ich nehme sie. Er zieht mich nah an sich heran und wispert in mein Ohr: „Gute Wahl.“
Erneut rinnt ein Schauer über meinen Rücken, als ich seinen Atem an meinem Ohr spüre. Ich bin nicht mal betrunken, um vor mir selbst eine Entschuldigung für mein Verhalten zu finden. Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr, sie schlendert zurück zu uns.
„Ich heiße Cherry“, sagt sie.
„Klar heißt du so.“ Joes Grinsen ist ein leuchtender Halbmond in der Dunkelheit.
Sie lacht. „Solange ihr es mir glaubt, bin ich’s.“
„Also gut.“
„Setzt euch.“ Sie weist auf zwei Stühle, die in der Mitte des Raums stehen. Wir setzen uns so hin, dass wir einander ansehen können. Zwischen unseren Knien ist gerade genug Platz, damit sie hin- und hergehen kann, ohne anzustoßen.
Cherry lächelt. „Seid ihr zwei ein Paar?“
„Nein.“ Joe schüttelt den Kopf.
„Eure erste Verabredung?“
Ich lache nervös. „So etwas Ähnliches. Wir nehmen beide morgen an einer Hochzeit teil.“
Cherrys Lachen ist warm und weich, es perlt wie Champagner. „Wie nett.“
Dann startet die Musik. Als erstes kommt „No Ordinary Love“ von Sade, ein Lied, das ich schon immer mochte. Ein langsames sexy Stück, Cherry beginnt zu tanzen und es ist, als wolle sie uns beide verführen.
Ich glaube, Joe ist es gewohnt, dass Frauen ihn anmachen, aber für mich ist es völlig neu. Starr sitze ich auf meinem Stuhl, während Cherry ihren Körper um uns herum bewegt. Sie sitzt auf Joes Schoß, das Gesicht mir zugewandt, bewegt sich auf und ab, während ihre Augen meinen Blick fesseln. Als sie sich umdreht, macht sie dasselbe mit mir.
Eine warme, leicht schwitzende Frau auf meinem Schoß ist ein Schock für mich. Ich mache ein leises Geräusch, als ihr Haar, das nach Erdbeeren riecht, über mein Gesicht streift. Ich wünsche mir, dass mein Haar auch so weich ist und so gut riecht. Cherry wendet sich zu mir um und reibt sich an meinem Oberkörper.
Es erinnert mich an eine Katze, die das Köpfchen an deiner Hand reibt, um liebkost zu werden. Cherry dreht sich, reibt sich, windet sich, bewegt sich zwischen Joe und mir hin und her. Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen. Wann immer jemand mich so berührt hat, wie sie es jetzt tut, konnte ich diese Liebkosungen auch erwidern … Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es uns nicht erlaubt ist, sie zu berühren.
Cherry schiebt meine Schenkel auseinander und drängt sich dazwischen, um ihren Körper an meinen zu pressen. Ich kann ihr nicht ausweichen, der Stuhl hat eine hohe, gerade Rückenlehne. Ihr Mund liegt an meinem Ohr und sie bläst mir vorsichtig ihren heißen Atem hinein. Ich schaudere. Sie lacht und
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