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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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gepflegt. Einer der Fahrer musste vor kurzem ein Malheur gehabt haben, ein Kotflügel und die Motorhaube hatten ausgewechselt werden müssen, gegen den stumpf gewordenen Lack der übrigen Karosserie stach das fabrikneue Beige der Ersatzteile geradezu ins Auge.
    Kuttler warf einen Blick auf das Nummernschild - das Fahrzeug gehörte dem Vorsitzenden Richter Veesendonk.
     
     
     
    Ach bitte - könnten Sie mich mit Ihrer Rechnungsabteilung verbinden...« Elaine stand vor dem Tisch am Fenster, wartend, sehr aufrecht, die Haare hochgesteckt, das Handy in der linken
Hand, den Blick nicht nach draußen gerichtet und auch nicht auf den Wandspiegel, in dem sie einen Ausschnitt ihres Hotelzimmers hätte sehen können, das Bett zum Beispiel, und den Mann, der darauf lag, Zeitung lesend.
    Die Verbindung kam zustande.
    »Ja, guten Tag, mein Name ist Drautz«, meldete sie sich, »Elaine Drautz, ich bin Steuerberaterin und benötige für einen meiner Klienten, der im vergangenen Frühjahr Gast Ihres Hauses war, eine Kopie der Rechnung...«
    Sie spürte eine Bewegung und warf nun doch einen Blick in den Spiegel. Der Mann auf dem Hotelbett hatte behutsam, damit es nicht zu sehr raschelte, die Zeitung zur Seite gelegt, und sah zu ihr hin.
    »Nein, nein, an der Rechnung haben wir ganz gewiss nichts zu beanstanden«, fuhr sie fort. »Es geht nur darum, dass wir keinen Beleg haben. Aber ich sehe schon, ich muss Ihnen das erklären …«
    Der Mann war aufgestanden und kam leise, auf unbeschuhten Füßen, auf sie zu und blieb hinter ihr stehen.
    »Mein Mandant ist Landrat Franz Albrecht Kröttle, Landkreis Hochrhein-Hotzenwald, und aufgehalten hat er sich am zehnten Mai in Stuttgart als Teilnehmer einer Sitzung des Aufsichtsrats der Neckarwerke, die deshalb auch die Hotelrechnung für ihn übernommen haben...«
    Der Mann, der jetzt dicht hinter ihr stand, berührte mit seinen Lippen ganz leicht ihren Nacken. Ihre Augenpaare begegneten sich im Spiegel für einen kurzen Moment, als wären sie zwei Fremde und ganz unverhofft aufeinandergestoßen. Dann wandte sie den Blick ab.
    »Es handelt sich nun darum, dass wir dem Finanzamt gegenüber den geldwerten Vorteil dokumentieren müssen, der sich aus der Aufsichtsratstätigkeit von Herrn Landrat Kröttle ergibt, das gilt also nicht unbedingt für die Übernachtung, wohl aber für Speisen und Getränke. Als Politiker muss Herr Landrat Kröttle darauf achten, dass da überhaupt keine Frage offen bleibt, heutzutage darf sich ein Mann in seiner Position ja nicht
einmal mehr zu einem Fußballspiel einladen lassen, ohne dass er mit dem Staatsanwalt rechnen muss... Kröttle war der Name, Franz Albrecht...«
    Ihr Blick war zum Spiegel zurückgekehrt. Der Mann hatte sich an der Frau zu schaffen gemacht, die am Tisch stand und telefonierte, er zog behutsam den Reißverschluss ihres Rockes herab und hakte den Bund auf.
    »Nein? Der Name ist nicht bei Ihnen gespeichert, und es gibt für den zehnten Mai auch keine Reservierung seitens der Neckarwerke …?«
    Der Rock glitt zu Boden.
    »Ach richtig, dann wäre ja auch ein Name hinterlegt worden... Ja, dann bedanke ich mich sehr für Ihre Mühe, Herr Landrat Kröttle war ganz sicher, dass er bei Ihnen...«
    Elaine beendete das Gespräch. »Das war jetzt schon die zweite Niete, wie oft soll ich...« Sie beugte sich über den Tisch zu dem Zettel mit den Telefonnummern, die sie sich an der Rezeption aufgeschrieben hatte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie der Mann seine Hand auf den Nacken der Frau legte und ihren Oberkörper vollends auf den Tisch drückte.
    Eine Stimme protestierte. »So kann ich nicht telefonieren.« Die Stimme klang gepresst.
    »Doch, du kannst.« Ein zweiter Reißverschluss öffnete sich. Diesmal klang es ratschend, eilig.
    Elaine wählte die nächste Nummer und wiederholte ihren Vers von der Steuererklärung des Herrn Land- und Aufsichtsrats und dass man dem Finanzamt gar nicht umfassend genug Auskunft geben könne. Sie hatte den Kopf ein wenig zur Seite gedreht, so dass sie im Spiegel verfolgen konnte, wie der Mann dieser Frau, die gebückt vor ihm stand, den Slip herunterzog. Dann bewegte die Frau die Hüften, es sah etwas unruhig aus, aber Elaine wusste sofort, dass die Frau aus dem Rock und dem Slip herausgestiegen war und dass der Slip sich dabei verhakt hatte. Aber sie musste ihn mit dem Fuß weggeschlenkert haben und stand jetzt breitbeinig da, die Füße auseinandergestellt.
    »Kröttle war der Name«, sagte die Frau, die

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