Beifang
nachdenken. »Kann sein. Aber seine Zurückhaltung hat Michael nichts genützt.«
»Warum nicht?«
»Eisholm und diese Vren haben es geschafft. Erst ganz zum Schluss, aber dann sind sie doch miteinander ins Bett.«
Sie behaupten«, sagte Gennadij Wassiljewitsch Ruzkow bedächtig und lehnte sich, die Arme über der Brust verschränkt, gegen die Tür des Appartements, »Sie behaupten, Security Manager dieses … dieses Hotels zu sein. Gut. Ist Ihnen bekannt, dass hier im Hause eine Delegation des Energiekonsortiums der Russischen Föderation...?« Ruzkow wandte den Blick vom Sicherheitsbeauftragten ab und begann, die Fingernägel seiner rechten Hand zu betrachten. Noch immer war er nur mit seinem Bademantel bekleidet.
»Selbstverständlich«, sagte der Sicherheitsbeauftragte, »ich wollte Ihnen auch in keiner Weise...«
»Sie wollten was in keiner Weise?«, unterbrach ihn Ruzkow und begann, die linke Hand zu inspizieren. »In keiner Weise meine Braut belästigen? Genau das haben Sie getan.«
»Hier liegt ein Missverständnis vor...«
»Ein Missverständnis? Sie belästigen meine Braut nur deshalb, weil Sie nicht wissen, dass ich zur russischen Delegation gehöre, ja?«
»Hören Sie doch«, bat der Sicherheitsbeauftragte, »heute Morgen ist ein Zugriff auf Daten unserer Gäste versucht worden, und durch ein unglückliches Zusammentreffen hat sich uns der Verdacht aufgedrängt … musste sich uns der Verdacht aufdrängen, bei der Anruferin könnte es sich um diese Dame hier gehandelt haben.« Mit einer vorsichtigen, fast verlegenen Geste wies er auf Elaine, die sich in einem Sessel niedergelassen hatte und den beiden Männern, die Beine übereinandergeschlagen, zuhörte.
»Jelena, Schatz«, sagte Ruzkow gelangweilt, »mein Deutsch ist wirklich nicht mehr gut. Ich verstehe nicht, was dieser Mensch redet. Was für eine Anruferin? Was für Daten, die Tageslicht scheuen?«
»Heute Morgen...«, hob der Sicherheitsbeauftragte an.
»Stopp«, befahl Ruzkow, »ich rede mit meiner Braut!«
»Du musst entschuldigen, Schatz«, sagte Elaine, »offenbar ist er ein wenig durcheinander.« Sie stand auf und ging zum Schreibtisch, auf dem ihre Handtasche lag. »Dabei wäre alles kein Problem, wenn man ganz einfach die Wahrheit sagen würde, die Wahrheit und nichts anderes.«
»Bitte...«, sagte der Sicherheitsbeauftragte.
»Stopp!« Wieder unterbrach ihn Ruzkow.
Elaine öffnete ihre Handtasche, zog ein Foto heraus und zeigte es erst Ruzkow, dann dem Sicherheitsbeauftragten. »Diese Frau hat sich am zehnten Mai vergangenen Jahres hier in diesem Hotel aufgehalten. Sie werden mir jetzt alles sagen, was Sie über sie wissen, und Sie werden mir alle Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nennen, die etwas über Fiona sagen können, so hieß sie nämlich. Und wenn Sie nicht kooperieren, werde ich Sie als Zeuge vor die Schwurgerichtskammer des Ulmer Landesgerichts vorladen lassen, und ich werde alle Ihre Mitarbeiter von der Kriminalpolizei vernehmen lassen.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Es liegt allein bei Ihnen.«
»Das ist Foto von sehr schönem Mädchen, das vergisst man nicht«, bemerkte Ruzkow. »Aber warum setzen wir uns nicht?«
Er griff einen gepolsterten Stuhl, stellte ihn vor den Schreibtisch und bot ihn dem Sicherheitsbeauftragten an. Dann holte er sich einen zweiten Stuhl und setzte sich, als auch Elaine wieder Platz genommen hatte. Wie beiläufig zog er dabei seine Brieftasche aus seinem Bademantel, in der Brieftasche steckten zwei Fünfhundert-Euro-Scheine - sie waren so weit herausgezogen, dass man sie nicht übersehen konnte.
»Sie bringen mich in eine äußerst schwierige Lage«, bemerkte der Sicherheitsbeauftragte.
»Nicht wirklich«, sagte Ruzkow.
Wir waren in den Pyrenäen gewesen«, fuhr Gabriele Querheim fort, »und wollten auf der Rückfahrt noch für zwei oder drei Tage am Gard bleiben. Wir hatten damals alle vier fast kein Geld mehr und mieden deswegen die offiziellen Campingplätze. Schließlich fand die Vren eine Kiesbank am Ufer des Gard, ich weiß noch heute, wie sie von allen für diesen tollen Platz bewundert werden wollte. Dabei war die Kiesbank voller Plastikabfälle und Müll, und einmal trieb ein totes Tier vorbei, aber die anderen hat das alles nicht gestört, die Vren brachte es fertig, nackt im Fluss zu schwimmen, was sogar den beiden Männern wohl eher peinlich war, weil sie meinten, sie müssten das womöglich auch tun... Mir ging es nicht gut,
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