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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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diskret. Nur: Sie werden uns verlassen. Jetzt.«
    Elaine betrachtete ihn aus schmalen Augen. »Und wenn
ich mich weigere? Wenn zum Beispiel ich auf den Gedanken komme, die Polizei zu rufen?«
    Der Sicherheitsbeauftragte schüttelte den Kopf. »Das werden Sie nicht tun.« Er zeigte ein knappes, nikotinbraunes Lächeln. »Ich erkläre es Ihnen. Heute Morgen hat eine Frau Elaine Drautz, angeblich Steuerberaterin von Beruf, in unserer Rechnungsabteilung angerufen und mit einem Lügenmärchen eine unserer jungen Mitarbeiterinnen dazu gebracht, ihr Daten über einen unserer Gäste herauszugeben. Die leider sehr junge und daher ziemlich unerfahrene Mitarbeiterin ließ sich sogar dazu verleiten, Kopien der Rechnungen für diesen Gast zu ziehen, um sie an die Adresse der angeblichen Steuerberaterin zu schicken.« Er schüttelte den Kopf. »Die Vorgesetzte der jungen Frau ist im letzten Moment noch aufmerksam geworden und hat das Schlimmste verhindern können. Wie wir festgestellt haben, ist die genannte Person Elaine Drautz selbstverständlich keine Steuerberaterin, sie ist Anwältin, gegebenenfalls wird man abwarten müssen, was die Anwaltskammer dazu sagt...« Er griff in seine Jackentasche und holte einen zusammengefalteten Computerausdruck hervor. »Sie werden jetzt so freundlich sein und mich bitte nicht fragen, was das mit Ihnen zu tun hat, denn wir haben uns erlaubt, aus dem Internet eine Fotografie der Anwältin Dr. Drautz herunterzuladen, wenn Sie sich überzeugen wollen...« Er faltete den Ausdruck auseinander und hielt ihn ihr hin.
    Elaine erklärte, er möge sich den Wisch sonstwohin stecken. »Womit Sie Ihre Zeit im Internet verbringen, interessiert mich nicht. Ich werde...«
    Ein Klopfen unterbrach sie. »Ja, bitte!«, rief sie, und fügte, zum Sicherheitsbeauftragten gewandt, hinzu, in diesem Hotel sei es wirklich nicht einfach, seine Ruhe zu haben. Die Tür öffnete sich, und ein Hotelpage mit einem großen Bukett roter Rosen schob sich ins Zimmer.
    »Immer etwas Neues«, sagte Elaine. »Nett.«
    Mit erhobenen Händen lief der Sicherheitsbeauftragte auf den Pagen zu, um ihn samt Bukett hinauszudrängen.

    »Sie sollten Ihre Eifersuchtsanwandlungen ein wenig besser im Zaume halten, mein Lieber«, bemerkte Elaine und nahm die Karte, die dem Bukett angeheftet war. »Vor allem vor dem Personal. Diese Blumen sind übrigens für Helene Dieffenbach bestimmt, also für mich, nicht für - ich weiß nicht mehr, welchen Namen Sie mir gerade genannt haben...« Mit sanftem Lächeln zeigte sie ihm den Umschlag der Karte und wandte sich dann an den Pagen. »Die Blumen bringen Sie bitte ins Bad, und besorgen Sie mir eine passende Vase.«
    Der Page blickte ratlos von ihr zum Sicherheitsbeauftragten und wieder zurück.
    »Nein«, sagte der Sicherheitsbeauftragte, »das geht so nicht …«
    »Eine Vase, bitte«, unterbrach Elaine, ging zum Telefon und wählte die Zimmernummer, die auf der Karte angegeben war.
    »Gennadij«, sagte sie, als abgenommen wurde, »die Blumen sind wunderschön, aber könntest du rasch mal kommen?«
     
     
     
    Freunde«, sagte Gabriele Querheim, »Freunde hat er nie gehabt, jedenfalls niemanden, dem er vertraut hätte, rückhaltlos und ganz ohne Hintergedanken, oder der ihm hätte vertrauen können.« Sie warf einen abschätzenden Blick auf Berndorf. »Hätten Sie es denn getan?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, hätten Sie nicht. Aber das hat jetzt ausnahmsweise nichts mit Eisholm zu tun, sondern mit Ihnen. Sie trauen niemandem, fürchte ich. Darin sind Sie ihm ähnlich...«
    Sie trank einen Schluck Kaffee. »Aber ich wollte Ihnen diese Geschichte erzählen … Auf den ersten Blick handelt sie von Freunden, zwei jungen Juristen, beide hatten gerade das zweite Staatsexamen hinter sich, Eisholm so lala, der andere mit einer ziemlich brillanten Note. Leute, die in irgendeiner Weise begabt oder vielleicht sogar herausragend waren, zogen Eisholm geradezu magisch an, ich glaube, sie waren eine besondere Herausforderung für ihn, um seinen eigenen Minderwertigkeitskomplex kompensieren zu können. Ich langweile Sie?«

    Berndorf hatte sich die Hand vor den Mund gelegt, um ein Gähnen zu unterdrücken. Langweilte sie ihn? Ja.
    »Keineswegs«, log er. »Was hat die beiden Männer verbunden? Diskutierten sie miteinander, trieben sie gemeinsam Sport?«
    »Für Sport war Eisholm nicht sehr zu haben. Damals nicht. Als es Mode wurde, hat er mit Golf angefangen. Damit er wichtige Leute traf und mit ihnen

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