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Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition)

Titel: Beim ersten Sonnenstrahl (Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka Loreen Minden
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atmete schwer. »Tut mir leid, ich kann mich kaum noch konzentrieren. So lange habe ich meine Gabe noch nie eingesetzt. Sie kostet sehr viel Kraft und saugt mich völlig aus. Deshalb soll auch keiner davon wissen.«
    Zahars Herz raste. »Bitte lüg mich nicht an, David!«
    Vehement schüttelte er den Kopf. »Ich habe außer dir nie einen Gargoyle getroffen. Wirklich!«
    »Waren es vielleicht Erinnerungen deines Vaters?« Dafür musste es eine vernünftige Erklärung geben.
    »Nein.« Jules tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Es waren Davids Erinnerungen. Allerdings waren sie sehr schwer greifbar, daher gehe ich davon aus, dass ma n Sie ve rgessen ließ.«
    David riss die Augen auf. »Sie glauben, mein Vater hätte meine Erinnerungen gelöscht?«
    Jules nickte. »Er oder jemand anderes.«
    »Sobald wir zurück in London sind, muss ich dringend mit Nuriel reden«, sagte Zahar. Vor Aufregung krallte er die Finger in seine Hose. »Ich muss endlich wissen, was er mir verschweigt!«

***

    David stand am Rand der Menge und schaute in einer der technischen Hallen auf ein Podest, auf dem der Kühlschrank präsentiert wurde. Der Kasten aus dunklem Holz starrte ihn anklagend an. Wie ein Mahnmal. Vater könnte derjenige sein, der heute diese Vorführung hielt.
    Nervös kaute David an der Unterlippe und wippte mit den Füßen. Jules war mit ihnen gekommen, weil er ihnen weiterhin helfen wollte. Zahars und Davids Geschichte fand er sehr interessant.
    In einem Bistro hatten sie eine Kleinigkeit gegessen, da Jules’ Gabe wie alle Fähigkeiten viel Energie verbrauchte. David hatte sich tausend Mal bei ihm bedankt. Er wusste, wie viel sie von dem Schriftsteller verlangten. Anschließend hatten sie sich zur Vorstellung begeben. Von Bannister war allerdings nichts zu sehen.
    David war immer noch sehr aufgewühlt wegen seiner Erinnerungen, zu denen er keinerlei Zugang besaß. Wieso hatte jemand sein Gedächtnis manipuliert? War es Vater gewesen? Was hatte er mit dem Gargoyle Nuriel gemacht? Und welche Rolle hatte er, David, dabei gespielt?
    Nuriel hatte Zahar vor ihm und Vater gewarnt. Was hatten sie nur getan, was einen Gargoyle so sehr erschreckte?
    Plötzlich schnappte Zahar neben ihm nach Luft. Seine Nasenflügel blähten sich.
    »Was ist?« Davids Anspannung wuchs und das Herz drohte ihm aus der Brust zu springen.
    »Er ist in der Nähe! Der hagere Kerl vom Boot, der damals mit dem Buch verschwand; ich wittere ihn.«
    In diesem Augenblick betrat ein großer Mann die Bühne und das Gemurmel der umstehenden Leute wurde leiser.
    David reckte den Kopf, weil eine Frau mit einem ausladenden Hut vor ihm stand und ihm die Sicht versperrte. »Das muss Bannister sein!«
    Der dünne Mann trug einen hellgrauen Anzug und verbeugte sich kurz. Sein weißes, schütteres Haar bewegte sich dabei nicht. Dafür sorgte wohl eine halbe Tube Pomade. Sein faltiges Gesicht zeigte kaum eine Regung und während er die Zuschauer begrüßte, erreichte sein kühles Lächeln nicht die Augen.
    David hatte sich über Bannister informiert; so alt wie er aussah war er nicht. Allerdings hatte er mit »seiner« Erfind ung bereits so viel verdient, dass er sich nie wieder um Geld sorgen musste.
    Am liebsten wäre David sofort auf die Bühne gestürmt und hätte den Mann geschüttelt, um zu erfahren, ob er seine Eltern ermorden ließ. Wobei David sich längst sicher war, dass er den Mörder vor sich hatte, immerhin hatte Bannister nicht gezögert und den Mann getötet, der Vater das Buch entwendete. Sein Puls klopfte hart gegen die Schläfen und er bekam kaum Luft. Seine Fingernäg el gruben sich in die Handflächen.
    »Ja, das ist er«, sagte Zahar. David spürte seine Hand auf der Schulter. »Ich weiß, dass du ihm am liebsten den Hals umdrehen würdest, glaub mir, es geht mir ebenso.«
    David musste sich zurückhalten. Zuerst würde Jules sehen, was er herausfinden konnte. David hatte ihm gesagt, wonach er suchen musste: nach allem, was mit dem Mord zusammenhing und nach dem Notizbuch mit den Plänen sowie dem Schlüsselwort.
    Während Bannister sprach und ein Assistent alles ins Französische übersetzte, tanzten schwarze Flecken vor Davids Augen. Er wollte so gerne Zahars Hand ergreifen. Um sich wohler zu fühlen und um nicht auf die Bühne zu stürzten. Sein Schädel pochte. Der Mörder war zum Greifen nah! Doch sie hatten keine Beweise. Noch nicht. David würde dafür sorgen, dass Bannister ins finsterste Loch gesperrt wurde und bis an sein

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