Beim Leben meiner Schwester
Frontlader vorbeigekommen und haben sich gefragt, wieso der Bautrupp so ein Fahrzeug einfach stehen läÃt, wo jeder es mühelos klauen könnte. Mein erster Baustellencoup ist Jahre her. Da habe ich bei einem Zementmischer den Gang rausgenommen und zugesehen, wie er einen Hügel runtergerollt und gegen einen Bauwagen gekracht ist. Im Moment steht ein Kipplaster eine Meile von unserem Haus entfernt. Ich habe ihn wie ein Elefantenbaby schlafend neben einem Stapel Leitplanken auf dem Interstate 195 stehen sehen. Nicht gerade meine erste Wahl, aber besser als gar kein fahrbarer Untersatz. Nach meinem letzten kleinen Konflikt mit dem Gesetz hat mein Vater meinen Wagen in Gewahrsam genommen und bei der Feuerwache abgestellt.
Ich stelle fest, am Steuer eines Kipplasters zu sitzen ist etwas völlig anderes. Erstens füllt man praktisch die ganze Fahrbahn aus. Zweitens fährt er sich wie ein Panzer, zumindest stelle ich es mir so vor, herausfinden werde ich es wohl nicht, denn um einen zu fahren, müÃte ich in eine Armee voller verklemmter, machtgeiler Arschlöcher. Drittens â und das schmeckt mir am allerwenigsten â bist du nicht zu übersehen. Als ich zu der Unterführung komme, wo Duracell Dan sein Pappkartonlager aufgeschlagen hat, versteckt er sich hinter seiner Reihe von Fässern. »Hi«, sage ich, als ich mich aus dem Führerhaus des Lasters schwinge. »Ich binâs bloÃ.«
Trotzdem dauert es eine Minute, bis Dan zwischen seinen Händen hindurchlugt und sich vergewissert, daà ich die Wahrheit sage. »Gefällt dir meine neue Karre?« frage ich.
Er erhebt sich vorsichtig und berührt die verdreckte Seite des Lasters. Dann lacht er. »Dein Jeep hat wohl Anabolika genommen, Junge.«
Ich lade das Material, das ich brauche, hinten ins Fahrerhaus. Es wäre echt cool, wenn ich den Laster einfach rückwärts vor ein Fenster setzen, ein paar Flaschen von meiner Brandstifter-Spezialmischung hineinwerfen und dann davonbrausen würde, während hinter mir das Haus in Flammen aufgeht. Dan steht an der Fahrertür. Wasch mich , schreibt er in die Dreckschicht.
»He«, sage ich, und nur weil ich das noch nie getan habe, frage ich ihn, ob er mitkommen will.
»Im Ernst?«
»Klar. Aber unter einer Bedingung. Egal, was du siehst oder was wir machen, du darfst mit niemandem drüber reden.«
Er macht eine Handbewegung, als verschlösse er seine Lippen und wirft den imaginären Schlüssel weg. Fünf Minuten später sind wir auf dem Weg zu einem alten Schuppen, der einmal das Bootshaus von einem College war. Dan spielt an den Steuerknöpfen herum, hebt und senkt den Auflieger, während wir dahingondeln. Ich rede mir ein, daà ich ihn deshalb mitgenommen habe, um den Nervenkitzel zu steigern â ein Mitwisser mehr macht die Sache spannender. Aber der wahre Grund ist der, daà ich an manchen Abenden einfach das Gefühl brauche, daà es auÃer mir noch jemanden in dieser groÃen weiten Welt gibt.
Als ich elf war, bekam ich ein Skateboard. Dabei hatte ich mir gar keins gewünscht. Es war ein Geschenk, das ich dem schlechten Gewissen meiner Eltern verdankte. Mit den Jahren kriegte ich eine ganze Menge solcher groÃer Geschenke, meistens, wenn wieder irgendwas mit Kate war. Meine Eltern überschwemmten sie mit allen möglichen coolen Sachen, wenn sie ins Krankenhaus muÃte, und da Anna davon meistens auch betroffen war, kriegte sie dann auch ein tolles Geschenk. Und eine Woche später hatten meine Eltern dann ein schlechtes Gewissen und kauften mir auch irgendein Spielzeug, damit ich nicht das Gefühl hatte, zu kurz zu kommen.
Jedenfalls, das Skateboard war einfach ein geiles Teil. Auf der Unterseite hatte es einen Totenkopf, der im Dunkeln leuchtete und von dessen Zähnen Blut tropfte. Die Räder waren neongelb, und wenn man mit Turnschuhen auf die rauhe Stehfläche trat, machte sie ein Geräusch wie ein Rockstar, der sich räuspert. Ich sauste auf dem Ding die Einfahrt rauf und runter, über die Bürgersteige, lernte Wheelies und Kickflips und Ollies. Ich hatte nur eine Regel zu befolgen: Ich durfte nicht damit auf die StraÃe, wegen der Autos, die plötzlich auftauchen und Kinder überfahren konnten.
Na, ich muà Ihnen wohl nicht erzählen, daà elfjährige angehende Kleinkriminelle und elterliche Verbote wie Feuer und Wasser sind. Als ich das Skateboard gerade mal eine
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