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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Nummer zwei?«
    Â»Daß ich die Regeln aufstellen darf«, sage ich.
    Als er mich anlächelt, bin ich verloren.
    Gestern abend schob Seven, der Barkeeper, mir einen Martini in die wartende Hand und fragte, wovor ich mich verstecken würde.
    Ich nahm einen Schluck, erinnerte mich daran, daß ich Martini nicht ausstehen kann, weil er so ehrlich und bitter nach Alkohol schmeckt, und antwortete dann: »Ich bin doch da, oder?«
    Es war noch früh, gerade mal Abendessenszeit. Ich war auf einen Sprung in die Bar gegangen, nachdem ich bei Anna auf der Feuerwache gewesen war. Zwei Typen knutschten in der Ecke, ein Mann saß allein am anderen Ende der Theke. »Können wir auf ABC umschalten?« Er deutete auf den Fernseher, in dem die Nachrichten auf NBC liefen. »Jennings ist viel attraktiver als Brokaw.«
    Seven drückte die Fernbedienung, wandte sich dann wieder mir zu. »Sie verstecken sich nicht, aber Sie sitzen zur Abendessenszeit in einer Schwulenkneipe. Sie verstecken sich nicht, aber Sie tragen Ihr Kostüm wie eine Rüstung.«
    Â»Na, von einem Typen mit gepiercter Zunge werde ich mir auch gerade noch Modetips geben lassen.«
    Seven zog eine Augenbraue hoch. »Noch ein Martini, und ich könnte Sie überreden, sich selbst ein Zungenpiercing machen zu lassen. Eine Frau kann sich zwar das Pink aus den Haaren wachsen lassen, aber sie bleibt die, die sie ist.«
    Ich nahm wieder einen Schluck von dem Martini. »Sie kennen mich nicht.«
    Am Ende der Theke hob der andere Gast sein Gesicht zu Peter Jennings und lächelte.
    Â»Mag sein«, sagte Seven, »aber Sie kennen sich auch nicht.«
    Das Abendessen entpuppt sich als Brot und Käse – na ja, ein Baguette und Gruyère – an Bord eines zehn Meter langen Segelbootes. Campbell krempelt sich die Hosenbeine hoch wie ein Schiffbrüchiger und setzt die Segel und löst die Leinen und fängt den Wind, bis wir so weit vom Providence-Ufer weg sind, daß es nur noch eine Farblinie ist, eine ferne Juwelenhalskette.
    Nach einer Weile, als mir klar wird, daß Campbell mit den Informationen, die er mir versprochen hat, wohl erst nach dem Dessert rausrücken wird, gebe ich nach. Ich strecke mich auf dem Rücken aus, einen Arm über den schlafenden Hund gelegt. Ich beobachte das Segel, das jetzt schlaff ist und wie der große, weiße Flügel eines Pelikans schlägt. Campbell hat von unter Deck einen Korkenzieher geholt und reicht mir ein Glas Rotwein. Dann setzt er sich auf die andere Seite von Judge und krault den Schäferhund hinterm Ohr. »Hast du dir schon mal überlegt, welches Tier du gern wärst?«
    Ich denke eine Weile nach. »Ist das eine Fangfrage? Nach dem Motto, wenn ich Killerwal sage, sagst du mir, das bedeutet, ich bin skrupellos, kaltblütig und gierig?«
    Â»Oh nein. Ich will einfach nur höflich Konversation machen«, sagt Cambell.
    Ich drehe den Kopf. »Und was wärst du gern?«
    Â»Ich hab zuerst gefragt.«
    Ich erwäge Tarsier zu sagen, um anzugeben, aber dann fragt er bestimmt, was das ist, und ich weiß nicht mehr genau, ob es ein Nagetier oder eine Echse ist. »Eine Gans«, sage ich schließlich.
    Campbell lacht schallend auf. »Eine Gans?«
    Gänse paaren sich fürs ganze Leben, das ist der Grund für meine Entscheidung, aber ich würde lieber über Bord fallen, als ihm das zu sagen. »Jetzt du.«
    Aber er antwortet nicht direkt. »Als ich Anna die Frage gestellt habe, hat sie gesagt, sie wäre gern ein Phönix.«
    Das Bild, wie der mythologische Vogel aus der Asche aufsteigt, schwirrt mir durch den Kopf. »Die gibt es doch gar nicht.«
    Campbell streichelt den Kopf des Hundes. »Sie hat gesagt, das käme drauf an, ob jemand da ist, der sie sehen kann oder nicht.« Dann blickt er mich an. »Was hältst du von Anna, Julia?«
    Der Wein, den ich trinke, schmeckt plötzlich bitter. War das Ganze hier – das Flirten, das Picknick, der Segeltörn bei Sonnenuntergang – inszeniert, um mich zu becircen, damit ich mich morgen bei der Anhörung zu seinen Gunsten äußere? Denn meine Empfehlung als Verfahrenspflegerin wird bei Richter DeSalvos Entscheidungsfindung großes Gewicht haben, das weiß Campbell.
    Bis jetzt hatte ich es nicht für möglich gehalten, daß jemand einem zweimal an derselben Stelle das Herz brechen kann.
    Â»Ich werde dir nicht sagen, wie meine

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