Beim Leben meiner Schwester
hundertprozentig übereinstimmenden Spender zu haben.«
Ich schiebe die Hände in die Taschen. »Können Sie dem Gericht erklären, wie es dazu kam, daà die Fitzgeralds vor Annas Zeugung das Team für genetische Präimplantationsdiagnostik am Providence Hospital konsultierten?«
»Nachdem Tests ergeben hatten, daà ihr Sohn kein geeigneter Spender für Kate war, habe ich den Fitzgeralds von einer anderen Familie erzählt, mit der ich zusammengearbeitet hatte. Im betreffenden Fall waren alle Geschwister des Patienten getestet worden, und keines kam als Spender in Frage, doch dann wurde die Mutter während der Behandlungsphase schwanger, und das Kind, das sie zur Welt brachte, erwies sich als hundertprozentig geeignet.«
»Haben Sie den Fitzgeralds empfohlen, ein genetisch programmiertes Kind zu zeugen, das als Spender für Kate dienen sollte?«
»Absolut nicht«, sagt Chance brüskiert. »Ich habe lediglich erklärt, daà es, auch wenn keines der vorhandenen Kinder in Frage kommt, nicht zwangsläufig bedeutet, daà das auch für zukünftige Kinder gelten muÃ.«
»Haben Sie den Fitzgeralds erklärt, daà dieses Kind als genetisch perfekt programmierter Spender während seines gesamten Lebens für sämtliche Behandlungen Kates zur Verfügung stehen mu�«
»Damals war nur die Rede von einer einzigen Nabelschnurblutspende«, sagt Dr. Chance. »Die nachfolgenden Spenden wurden erforderlich, weil Kate auf die erste nicht ansprach. Und weil sie vielversprechendere Resultate verhieÃen.«
»Also, wenn die Forschung morgen eine Behandlungsmethode entdeckt, mit der sich Kates Krebs heilen läÃt, aber dafür muà Anna sich den Kopf abschneiden und ihn ihrer Schwester spenden, würden Sie das empfehlen?«
»Selbstverständlich nicht. Ich würde niemals eine Behandlung empfehlen, die das Leben eines anderen Kindes aufs Spiel setzt.«
»Machen Sie das denn nicht schon seit dreizehn Jahren?«
Sein Gesicht spannt sich an. »Keine dieser Behandlungen hat Anna langfristig geschadet.«
Ich nehme ein Blatt Papier aus meiner Aktentasche und zeige es dem Richter, dann reiche ich es Dr. Chance. »Würden Sie uns bitte den markierten Teil vorlesen?«
Er setzt eine Brille auf und räuspert sich: »Ich bin mir bewuÃt, daà eine Narkose gewisse Risiken birgt. Diese Risiken sind unter anderem: schwere Arzneimittelnebenwirkungen, Halsschmerzen, Beschädigungen von Zähnen, Kronen, Zahnersatz etc., Verletzung der Stimmbänder, Atembeschwerden, leichte Schmerzen und Unwohlsein,
Sensibilitätsverlust, Kopfschmerzen, Infektionen, allergische Reaktionen, BewuÃtsein während der Narkose, Gelbsucht, Blutungen, Verletzung von Nervenbahnen, Blutgerinnung, Herzinfarkt, Hirnschäden und sogar der Verlust verschiedener Körperfunktionen oder Tod.«
»Kennen Sie das Formular, Dr. Chance?«
»Ja. Das ist die Standardeinwilligungserklärung vor jedem chirurgischen Eingriff.«
»Können Sie uns sagen, um welchen Patienten es in diesem Fall ging?«
»Anna Fitzgerald.«
»Und wer hat das Einwilligungsformular unterschrieben?«
»Sara Fitzgerald.«
Ich wippe auf den FuÃballen. »Dr. Chance, eine Narkose birgt das Risiko einer lebenslangen Behinderung oder des Todes. Das sind doch ziemlich langfristige Nachwirkungen.«
»Genau deshalb haben wir ja so eine Einwilligungserklärung. Um uns vor Leuten wie Ihnen zu schützen«, sagt er. »Aber in Wahrheit ist das Risiko extrem gering. Und der Eingriff bei einer Knochenmarkspende ist ziemlich unkompliziert.«
»Wurde Anna für diesen unkomplizierten Eingriff narkotisiert?«
»Das ist für Kinder weniger traumatisch, und sie sind leichter ruhig zu halten.«
»Und hatte Anna nach dem Eingriff Schmerzen?«
»Vielleicht ein wenig«, sagt Dr. Chance.
»Erinnern Sie sich nicht mehr?«
»Es ist lange her. Ich bin sicher, Anna hat es selbst inzwischen längst vergessen.«
»Meinen Sie?« Ich drehe mich zu Anna um. »Sollen wir sie fragen?«
Richter DeSalvo verschränkt die Arme.
»Wo wir gerade von Risiken sprechen«, fahre ich ungerührt fort. »Können Sie uns sagen, wie weit die Erforschung möglicher langfristiger Nebenwirkungen der Wachstumsfaktorspritzen ist, die Anna jetzt schon zweimal vor einer Spende bekommen
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