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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Zeugen an, der mich gerade nach Strich und Faden in die Pfanne gehauen hat, und ringe um Fassung. Wenn Brian Annas Entscheidung, nicht mehr als Spenderin dienen zu wollen, nicht unterstützt, dann wird sich der Richter erheblich schwerer tun, ihren Antrag zu bewilligen.
    Gleichzeitig nehme ich deutlich den kleinen Laut wahr, den Anna ausgestoßen hat, das leise Zerbrechen der Seele.
    Â»Mr. Fitzgerald, Sie sind bereit, Anna eine schwere Operation und den Verlust eines Organs zuzumuten, um Kate zu helfen?«
    Es ist seltsam mitzuerleben, wie ein starker Mensch zerbricht. »Können Sie mir sagen, was die richtige Antwort wäre?« fragt Brian mit heiserer Stimme. »Ich weiß nämlich nicht mehr, wo ich danach suchen soll. Ich weiß, was richtig ist. Ich weiß, was fair ist. Aber keins von beidem paßt hier. Ich kann stundenlang drüber nachdenken, und ich kann Ihnen sagen, wie es sein sollte und wie es sein müßte. Ich kann Ihnen auch sagen, daß es eine bessere Lösung geben muß. Aber, Mr. Alexander, auch nach dreizehn Jahren habe ich sie noch nicht gefunden.« Er sinkt langsam nach vorn, zu groß für den engen Zeugenstand, bis seine Stirn auf dem kühlen Holz des Geländers liegt.
    Richter DeSalvo setzt eine zehnminütige Pause an, ehe Sara Fitzgerald mit dem Kreuzverhör beginnt, damit der Zeuge ein wenig Zeit hat, um sich zu sammeln. Anna und ich gehen nach unten zu den Getränkeautomaten. Sie setzt sich auf einen Hocker, stützt die Fersen auf die Fußsprossen, und als ich ihr einen Becher Kakao bringe, stellt sie ihn auf den Tisch, ohne einen Schluck zu trinken.
    Â»Ich hab meinen Dad noch nie weinen sehen«, sagt sie. »Meine Mom hat dauernd wegen Kate geheult. Aber Dad – wenn er mal die Fassung verloren hat, dann hat er dafür gesorgt, daß wir es nicht mitbekamen.«
    Â»Anna –«
    Â»Meinen Sie, ich bin schuld?« fragt sie und sieht mich an. »Meinen Sie, ich hätte ihn nicht bitten sollen, heute herzukommen?«
    Â»Der Richter hätte ihn in jedem Fall als Zeugen aufgerufen.« Ich schüttele den Kopf. »Anna, jetzt liegt alles bei dir.«
    Sie hebt den Blick, mißtrauisch. »Wie meinen Sie das?«
    Â»Du mußt aussagen.«
    Anna blinzelt. »Sie machen Witze!«
    Â»Ich war mir sicher, daß der Richter deinen Antrag bewilligen wird, wenn er hört, daß dein Vater dich unterstützt. Doch das hat er leider nicht getan. Und ich habe keine Ahnung, was Julia sagen wird – aber selbst wenn sie deine Partei ergreift, müssen wir Richter DeSalvo immer noch davon überzeugen, daß du reif genug bist, derart schwerwiegende Entscheidungen unabhängig von deinen Eltern zu treffen.«
    Â»Sie meinen, ich muß da auftreten? Wie ein Zeuge?«
    Ich habe die ganze Zeit gewußt, daß Anna irgendwann in den Zeugenstand muß. Wenn eine Minderjährige aus der elterlichen Gewalt entlassen werden möchte, leuchtet es ein, daß ein Richter die Begründung von der Minderjährigen selbst hören will. Und auch wenn Anna davor graut, als Zeugin aufzutreten, glaube ich doch, daß sie es eigentlich selbst will. Warum nimmt ein Kind die Mühe auf sich, ein Verfahren anzustrengen, wenn es sich nicht endlich Gehör verschaffen will?
    Â»Gestern haben Sie gesagt, ich müßte nicht aussagen«, wendet Anna aufgeregt ein.
    Â»Ich hab mich eben geirrt.«
    Â»Ich hab Sie engagiert, damit Sie den anderen sagen, was ich will.«
    Â»So funktioniert das nicht«, sage ich. »Du hast die Sache angefangen. Du wolltest jemand anderer sein als die Person, zu der dich deine Familie in den letzten dreizehn Jahren gemacht hat. Und das bedeutet, daß du die Vorhänge aufziehen und allen zeigen mußt, wer sie ist.«
    Â»Die Hälfte aller Erwachsenen auf diesem Planeten haben keine Ahnung, wer sie sind, und trotzdem können sie jeden Tag für sich selbst entscheiden«, sagt Anna.
    Â»Die sind auch nicht dreizehn. Hör mal«, sage ich und komme zum springenden Punkt. »Ich weiß, daß es dir in der Vergangenheit nichts eingebracht hat, wenn du aufgestanden bist und deine Meinung gesagt hast. Aber ich verspreche dir, diesmal werden dir alle zuhören.«
    Ich erziele das Gegenteil von dem, was ich beabsichtigt habe. Anna verschränkt die Arme. »Ich denk nicht dran, in den Zeugenstand zu gehen«, sagt sie.
    Â»Anna, das ist wirklich keine

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