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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Nudeln ab, und Dampf hüllt sein Gesicht ein. »Fitz, gib dem Jungen ein paar Tips, ja?«
    Â»Wieso gerade ich?«
    Paulie blickt über den Rand der Zeitung. »Mangels besserer Alternativen«, sagt er und das stimmt. Paulies Frau hat ihn vor zwei Jahren verlassen, wegen eines Cellisten, der mit einem Symphonieorchester in Providence auf Tournee war. Red ist ein so eingefleischter Single, daß er nicht mal schwach würde, wenn man ihm eine Frau um den Bauch bände. Sara und ich sind dagegen seit zwanzig Jahren verheiratet.
    Red stellt einen Teller vor mir auf den Tisch, und ich lege los. »Eine Frau«, sage ich, »ist wie ein Lagerfeuer.«
    Paulie wirft die Zeitung hin und johlt. »Hört, hört: das Tao von Captain Fitzgerald.«
    Ich achte nicht auf ihn. »Ein Feuer ist etwas Wunderschönes, nicht? Wir schauen gebannt hinein, wenn es brennt. Wenn wir es im Zaum halten können, schenkt es uns Licht und Wärme. Nur wenn es außer Kontrolle gerät, müssen wir in die Offensive gehen.«
    Â»Cap will damit sagen«, sagt Paulie, »daß man seine Flamme schön gegen Seitenwinde abschirmen muß. He, Red, hast du Parmesan da?«
    Wir setzen uns zu meinem zweiten Abendessen, was normalerweise bedeutet, daß in wenigen Minuten der Alarm losgeht. Bei der Feuerwehr gilt das Gesetz, nach dem alles schiefgeht, was schiefgehen kann, wenn’s einmal losgeht: Wenn man am wenigsten einen Notfall gebrauchen kann, kommt sicher einer.
    Â»He, Fitz, erinnerst du dich noch an den letzten Toten, der uns Ärger gemacht hat?« fragt Paulie. »Als wir noch bei der Freiwilligen waren?«
    Du liebes bißchen, ja. Ein Typ, der mindestens zweihundert Kilo auf die Waage brachte und im Bett an einem Herzinfarkt gestorben war. Die Bestattungsfirma bekam den Toten nicht die Treppe herunter und bat die Feuerwehr um Hilfe. »Flaschenzug«, erinnere ich mich laut.
    Â»Und er sollte eingeäschert werden, aber er war zu dick …« Paulie grinst. »Bei meiner seligen Mutter, ich schwöre, sie mußten ihn zum Tierarzt bringen.«
    Caesar blickt ihn verständnislos an. »Wozu denn das?«
    Â»Was glaubst du denn, was man mit toten Pferden macht, Einstein?«
    Als der Groschen fällt, weiten sich Caesars Augen. »Wahnsinn«, sagt er und schiebt nach kurzer Überlegung seinen Teller mit der Spaghetti Bolognese weg.
    Â»Was glaubt ihr, wen die beauftragen, den Schornstein von der medizinischen Fakultät zu säubern?«
    Â»Die armen Schweine vom Amt für Arbeitsschutz«, erwidert Paulie.
    Â»Zehn Mäuse, daß die den Job auf uns abschieben.«
    Â»Keine Bange«, sage ich, »da ist nichts mehr übrig, was man saubermachen könnte. So heiß wie das Feuer gebrannt hat.«
    Â»Na, jedenfalls war das mit Sicherheit keine Brandstiftung«, brummt Paulie.
    Im letzten Monat hatten wir eine ganze Brandstiftungsserie. Man erkennt es meist auf Anhieb – an Spritzmustern von brennbaren Flüssigkeiten, an mehrfachen Brandherden, an schwarzem Rauch oder an einer ungewöhnlichen Konzentration von Feuer an einer einzigen Stelle. Aber Brandstifter gehen auch schlau vor – in etlichen Fällen wurde das Feuer unter Treppen gelegt, um uns den Zugang zu den Flammen abzuschneiden. Brände, die gelegt werden, sind deshalb gefährlich, weil sie sich nicht um die Erkenntnisse scheren, die wir bei der Bekämpfung anwenden. Brände, die gelegt werden, haben meist zur Folge, daß die Gebäude einstürzen, während wir Feuerwehrleute noch drin sind und versuchen, sie zu löschen.
    Caesar schnaubt. »Vielleicht ja doch. Vielleicht ist der Fettwanst ein Selbstmordbrandstifter. Er ist in den Schornstein geklettert und hat sich angezündet.«
    Â»Vielleicht wollte er unbedingt abspecken«, fügt Paulie hinzu, und die anderen lachen.
    Â»Es reicht«, sage ich.
    Â»Ach, Fitz, du mußt doch zugeben, daß es wirklich witzig ist –«
    Â»Nicht für die Eltern des Mannes. Nicht für seine Familie.«
    Beklommenes Schweigen, während die anderen Männer nach Worten suchen. Schließlich sagt Paulie, der mich am längsten kennt: »Irgendwas nicht in Ordnung mit Kate, Fitz?«
    Mit meiner ältesten Tochter ist immer irgendwas nicht in Ordnung. Das Problem ist, es hört einfach niemals auf. Ich stehe auf und stelle meinen Teller in die Spüle. »Ich geh aufs Dach.«
    Wir haben

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