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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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alle unsere Hobbys – Caesar seine Frauen, Paulie seinen Dudelsack, Red sein Kochen, und ich, ich habe mein Teleskop. Ich habe es vor Jahren auf dem Dach der Feuerwache aufgebaut, wo ich den besten Blick in den Nachthimmel habe.
    Wäre ich nicht Feuerwehrmann, wäre ich Astronom. Ich weiß, daß die mathematischen Kenntnisse, die dafür nötig sind, weit über meinen Verstand gehen, aber Sternkarten zu zeichnen fand ich schon immer faszinierend. In einer richtig dunklen Nacht kann man zwischen 1000 und 1500 Sterne sehen, und es gibt Millionen mehr, die noch gar nicht entdeckt sind. Es ist eine einfache Vorstellung, daß die Welt sich dreht, aber man muß nur zum Himmel schauen, um zu erkennen, daß es so einfach auch wieder nicht ist.
    Annas richtiger Name ist Andromeda. Der steht in ihrer Geburtsurkunde, Ehrenwort. Der mythologische Hintergrund des Sternbildes, nach dem sie benannt ist, ist die Geschichte einer Prinzessin, die an einen Felsen gekettet wurde, um einem Seeungeheuer geopfert zu werden – als Strafe für ihre Mutter Kassiopeia, die sich Poseidon gegenüber rühmte, die schönste Frau zu sein. Perseus, der vorbeigeflogen kam, verliebte sich in Andromeda und rettete sie. Am Himmel sieht man sie mit ausgestreckten Armen und gefesselten Händen.
    In meinen Augen hatte die Geschichte ein Happy-End. Wer würde sich das nicht für ein Kind wünschen?
    Als Kate auf die Welt kam, stellte ich mir vor, wie hinreißend schön sie an ihrem Hochzeitstag wäre. Dann bekam sie APL, und statt dessen malte ich mir aus, wie sie auf der Bühne in der Aula ihrer High School das Abschlußzeugnis entgegennimmt. Als sie einen Rückfall hatte, wünschte ich mir, daß sie ihren fünften Geburtstag feiern kann. Inzwischen habe ich keine Erwartungen mehr, und so übertrifft sie sie alle.
    Kate wird sterben. Es hat lange gedauert, bis ich das sagen konnte. Wir alle werden sterben, das ist klar, aber die Kinder sollten nicht vor den Eltern sterben. Kate sollte sich von mir verabschieden müssen.
    Es kommt mir fast vor wie Schwindel, daß sie nach all den Jahren, in denen sie die Statistik widerlegt hat, nicht an Leukämie sterben wird. Andererseits hat uns Dr. Chance schon vor langer Zeit erklärt, daß das der übliche Ablauf ist – der Kampf gegen die Krankheit schwächt den Körper, bis nach und nach lebenswichtige Organe aufgeben. Bei Kate sind es die Nieren.
    Ich richte mein Teleskop auf Barnard’s Loop und M42, die im Orionschwert glühen. Sterne sind Feuer, die Tausende von Jahren brennen. Manche brennen langsam und lange, zum Beispiel die Roten Zwerge. Andere – die Blauen Riesen – verbrennen ihren Treibstoff so schnell, daß sie über gewaltige Distanzen leuchten und leicht zu erkennen sind. Wenn ihnen der Sprit allmählich ausgeht, verbrennen sie Helium, werden noch heißer und explodieren in einer Supernova. Supernovas sind heller als die hellsten Galaxien. Sie sterben, aber jeder sieht, wie sie verschwinden.
    Früher am Abend habe ich Sara geholfen, die Küche sauberzumachen. »Glaubst du, irgendwas stimmt nicht mit Anna?« fragte ich, als ich den Ketchup in den Kühlschrank stellte.
    Â»Weil sie sich die Halskette abgenommen hat?«
    Â»Nein.« Ich zuckte die Achseln. Ȇberhaupt.«
    Â»Gemessen an Kates Nieren und Jesses Soziopathie würde ich sagen, es geht ihr gut.«
    Â»Sie konnte es nicht erwarten, daß das Abendessen zu Ende war.«
    Sara drehte sich an der Spüle um. »Was vermutest du denn?«
    Â»Ã„hm … ein Junge?«
    Sara warf mir einen Blick zu. »Sie hat keinen Freund.«
    Gott sei Dank . »Vielleicht hat sie Krach mit einer Freundin.« Wieso hat Sara mich gefragt? Was weiß ich denn schon von den Stimmungsschwankungen einer Dreizehnjährigen?
    Sara wischte sich die Hände an einem Handtuch ab und stellte den Geschirrspüler an. »Vielleicht benimmt sie sich bloß wie ein ganz normaler Teenager.«
    Ich überlegte, wie Kate mit dreizehn war, aber ich konnte mich nur an den Rückfall und die Stammzellentransplantation erinnern, die sie in dem Alter hatte. Kates normales Leben rückte irgendwie in den Hintergrund, überschattet von den Zeiten, in denen es ihr schlecht ging.
    Â»Ich muß morgen mit Kate zur Dialyse«, sagte Sara. »Wann kommst du von der Arbeit?«
    Â»Gegen acht. Aber ich habe Bereitschaft, und ich

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