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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Kate.
    Â»Nicht jeder hier kriegt seine Drogen durch einen Port verpaßt«, antwortet Jesse.
    Sara hebt die Hände. »Bitte, könnten wir einfach … nicht?«
    Â»Wo ist Anna?« fragt Kate.
    Â»War sie nicht in eurem Zimmer?«
    Â»Seit heute morgen nicht mehr.«
    Sara steckt den Kopf zur Küchentür hinaus. »Anna! Essen kommen!«
    Â»Seht mal, was ich mir gekauft hab«, sagt Kate und zupft an ihrem T-Shirt. Es hat ein psychedelisches Batikmuster, und vorne drauf ist die Abbildung eines Krebses und das Wort KREBS gedruckt. »Kapiert ihr?«
    Â»Du bist Löwe.« Sara sieht aus, als wäre sie den Tränen nahe.
    Â»Was macht der Braten?« frage ich, um sie abzulenken.
    Da kommt Anna in die Küche. Sie wirft sich auf ihren Stuhl und senkt den Kopf. »Wo hast du gesteckt?« fragt Kate.
    Â»War unterwegs.« Anna blickt auf ihren Teller, macht aber keine Anstalten, sich zu bedienen.
    So kenne ich Anna gar nicht. Ich bin es gewohnt, mich mit Jesse herumzuschlagen, Kates Last zu erleichtern. Aber Anna ist die Konstante in unserer Familie. Anna kommt mit einem Lächeln herein. Anna erzählt uns von der Drossel, die sie mit einem gebrochenen Flügel gefunden hat, oder von der Mutter, die sie im Wal-Mart mit nicht einem, sondern gleich zwei Paar Zwillingen gesehen hat. Anna ist unser Rückhalt, und sie so teilnahmslos dasitzen zu sehen, macht mir klar, daß Schweigen einen Klang hat.
    Â»Ist was passiert?« frage ich.
    Sie blickt zu Kate hinüber, weil sie denkt, die Frage wäre an ihre Schwester gerichtet, und zuckt dann zusammen, als sie merkt, daß sie gemeint ist. »Nein.«
    Â»Geht’s dir gut?«
    Wieder reagiert Anna mit Verzögerung. Diese Frage ist normalerweise Kate vorbehalten. »Ja.«
    Â»Ich mein nur, weil du nichts ißt.«
    Anna blickt auf ihren Teller, bemerkt, daß er leer ist, und häuft dann einen Berg Essen darauf. Sie schaufelt sich grüne Bohnen in den Mund, zwei Gabeln voll.
    Â»He.« Kate zeigt auf Annas Hals. »Dein Medaillon ist weg.«
    Ich habe es ihr mal geschenkt, vor Jahren. Anna hebt die Hand an ihr Schlüsselbein. »Hast du es verloren?« frage ich.
    Sie zuckt die Achseln. »Vielleicht bin ich einfach nicht in der Stimmung, es zu tragen.«
    Sie hat es noch nie abgenommen, soweit ich weiß. Sara nimmt den Braten aus dem Backofen und stellt ihn auf den Tisch. Als sie das Messer nimmt, um ihn zu schneiden, blickt sie Kate an. »Apropos nicht in der Stimmung sein, gewisse Sachen zu tragen«, sagt sie, »geh und zieh dir ein anderes T-Shirt an.«
    Â»Wieso?«
    Â»Weil ich es sage.«
    Â»Das ist kein Grund.«
    Sara stößt das Messer in den Braten. »Weil ich es am Abendessenstisch unangemessen finde.«
    Â»Aber Jesses Metalhead-T-Shirts findest du angemessen? Was hatte er gestern noch mal für eins an? Alabama Thunder Pussy?«
    Jesse verdreht die Augen in ihre Richtung. Den Ausdruck habe ich schon öfters gesehen: das lahme Pferd in einem Spaghetti-Western, bevor es den Gnadenschuß erhält.
    Sara sägt das Fleisch durch. Jetzt sieht es aus wie ein zu stark gebratener Holzklotz. »Seht euch das an«, sagt sie. »Das ist hin.«
    Â»Es ist gut so.« Ich nehme die Scheibe, die sie mit Mühe abgetrennt hat, und schneide ein kleines Stück davon ab. Ich könnte genausogut Leder kauen. »Köstlich. Ich fahr nur rasch zur Wache und hole eine Kreissäge, damit wir alle was abkriegen.«
    Sara blinzelt, und dann gluckst ein Lachen aus ihr heraus. Kate kichert. Sogar Jesse verzieht den Mund zu einem Lächeln.
    Erst jetzt fällt mir auf, daß Anna schon vom Tisch aufgestanden ist, und vor allen Dingen, daß es keiner gemerkt hat.
    Wieder in der Feuerwache, sitzen wir vier oben in der Küche. Red kocht irgendeine Sauce auf dem Herd; Paulie liest das Providence Journal und Caesar schreibt einen Brief an sein aktuelles Objekt der Begierde. Red wirft einen Blick auf ihn und schüttelt den Kopf. »Den solltest du dir abspeichern, dann brauchst du immer nur den Namen zu ändern und ihn neu ausdrucken.«
    Caesar ist bloß ein Spitzname. Paulie hat ihn vor Jahren so getauft, weil er, was Frauen angeht, ein ebenso erfolgreicher Eroberer ist wie einst der alte Römer mit seinen Legionen. »Bei ihr hier ist das anders«, sagt Caesar.
    Â»Ja klar. Sie hat schon zwei volle Tage durchgehalten.« Red schüttet die

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