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Beim Leben meiner Schwester

Titel: Beim Leben meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Spring Avenue in North Providence führt, wo wir wieder in den Sonnenschein tauchen. Ich bin inzwischen froh, daß meine linke Hand fest die Leine eines Hundes mit übermäßig vielen Zähnen gepackt hält.
    Â»Dr. Chance hat mir erzählt, daß er für Kate nichts mehr tun kann«, sagt Julia.
    Â»Du meinst, abgesehen von der Nierentransplantation.«
    Â»Nein. Das ist ja das Unglaubliche.« Sie bleibt stehen und baut sich vor mir auf. »Dr. Chance glaubt, Kate ist nicht stark genug.«
    Â»Und Sara Fitzgerald drängt darauf«, sage ich.
    Â»Ãœberleg doch mal, Campbell, ihre Logik ergibt durchaus irgendeinen Sinn. Wenn Kate ohne Transplantation auf jeden Fall stirbt, warum soll man es nicht versuchen?«
    Wir machen einen vorsichtigen Bogen um einen Obdachlosen und seine Flaschensammlung. »Weil eine Transplantation eine schwere Operation für ihre andere Tochter bedeutet«, wende ich ein. »Und Annas Gesundheit für eine Behandlung aufs Spiel zu setzen, die unnötig ist, kommt mir rücksichtslos vor.«
    Julia bleibt unvermittelt vor einem kleinen heruntergekommenen Lokal stehen, an dem ein handgemaltes Schild mit der Aufschrift Luigi Ravioli hängt. Die Sorte Restaurant, denke ich, wo die Beleuchtung schummrig ist, damit man die Ratten nicht sieht. »Ist hier kein Starbucks in der Nähe?« frage ich, als sich auch schon die Tür öffnet und ein massiger kahlköpfiger Mann mit einer weißen Schürze Julia fast erdrückt.
    Â»Isobella!« ruft er und küßt sie auf beide Wangen.
    Â»Nein, Onkel Luigi, ich bin Julia.«
    Â»Julia?« Er weicht zurück und runzelt die Stirn. »Wirklich? Du solltest dir die Haare schneiden lassen oder sonstwas, damit wir euch auseinanderhalten können.«
    Â»Als ich die Haare kurz hatte, habt ihr dauernd an mir rumgenörgelt.«
    Â»Wir haben an dir rumgenörgelt, weil deine Haare pink waren.«
    Er blickt mich an. »Hunger?«
    Â»Wir wollten eigentlich nur einen Kaffee und einen ruhigen Tisch.«
    Er grinst. »Einen ruhigen Tisch?«
    Julia seufzt. »Nicht so einen ruhigen Tisch.«
    Â»Schon klar, alles ist ein großes Geheimnis. Kommt rein, ich gebe euch den Raum ganz hinten.« Er blickt zu Judge hinunter. »Der Hund bleibt draußen.«
    Â»Der Hund kommt mit rein«, entgegne ich.
    Â»Nicht in mein Restaurant«, sagt Luigi mit Nachdruck.
    Â»Das ist ein Servicehund, er kann nicht draußen bleiben.«
    Luigi beugt sich bis dicht vor mein Gesicht. »Sind Sie blind?«
    Â»Farbenblind«, erwidere ich. »Er gibt mir Bescheid, wenn die Ampel umspringt.«
    Julias Onkel zieht die Mundwinkel nach unten. »Scherzkeks«, sagte er und geht dann voraus.
    Wochenlang versuchte meine Mutter zu erraten, wer meine Freundin war. »Es ist Bitsy, nicht? – die wir auf Martha’s Vineyard getroffen haben? Oder nein, warte, doch nicht Sheilas Tochter, die Rothaarige?« Ich sagte ihr immer wie der, daß sie sie nicht kannte, wo ich doch eigentlich meinte, daß ihr Julias Name nichts sagen würde .
    Â»Ich weiß, was richtig für Anna ist«, sagt Julia zu mir, »aber ich weiß nicht, ob sie reif genug ist, eigene Entscheidungen zu treffen.«
    Ich nehme mir noch ein Antipasto. »Wenn du glaubst, daß sie den Antrag zu Recht gestellt hat, was ist dann das Problem?«
    Â»Ihre emotionale Bindung«, sagt Julia trocken. »Muß ich das für dich definieren?«
    Â»Du weißt, es ist unhöflich, am Eßtisch die Krallen auszufahren.«
    Â»Im Moment ist es so, daß Anna jedes Mal ausweicht, wenn ihre Mutter sie zur Rede stellt. Und auch jedes Mal, wenn wieder was mit Kate ist. Und ganz gleich, was sie sich selbst zutraut, eine Entscheidung von solcher Tragweite hat sie noch nie getroffen – wenn man bedenkt, was für Folgen das für ihre Schwester haben wird.«
    Â»Und wenn ich dir sagen würde, daß sie zu der Entscheidung fähig sein wird, wenn die Anhörung stattfindet?«
    Julia blickt auf. »Was macht dich da so sicher?«
    Â»Ich bin mir immer sicher.«
    Sie pickt eine Olive von dem Teller zwischen uns. »Ja«, sagt sie ruhig. »Ich erinnere mich.«
    Obwohl Julia bestimmt einen Verdacht hatte, erzählte ich ihr nichts von meinen Eltern, unserem Haus. Als wir mit meinem Jeep nach Newport kamen, bog ich in die Einfahrt zu einer riesigen Villa. »Campbell«, sagte

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