Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
verbessern, lass doch alles vor die Hunde gehen, leg die Hände in den Schoß. Wen kümmert’s, früher oder später ist dein Leben ja doch zu Ende, warum solltest du dich also anstrengen, etwas für dich und deine Tochter aufzubauen? Weißt du was, ich gebe dir einen Rat: Verkauf einfach alles, hol dir eine Kiste Bier und eine Pistole und mach Schluss. Es gibt nämlich nichts Schlimmeres als einen großen, kräftigen Kerl, der in Selbstmitleid zerfließt.«
Schweigen im Wald. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber ich kann dieses Opfergetue einfach nicht mehr ertragen.
Carl hustet verlegen und kündigt an, mal auf die Toilette gehen zu müssen.
Bob und ich rufen wie aus einem Mund: »Sie ist defekt!«
Wir müssen lachen.
»Aber dieses Zeug kostet ein Vermögen!«
»Nein, glaub mir, es ist doch fast alles pflanzlich, und auf dem Markt in Brooklyn zahlt man nur die Hälfte. Um die Zutaten und Mengen kümmere ich mich schon.«
Ich und die Gebrüder Bonelli, um ehrlich zu sein.
»Aber … ich weiß nicht, so was habe ich noch nie gemacht, was, wenn es nicht funktioniert?«
»Dann kannst du uns jederzeit wieder verschimmeltes Brot und grüne Salami servieren«, erwidert Carl prompt.
»Na schön, probieren wir’s.«
»Komm schon, Kopf hoch, wir haben nichts zu verlieren, und bei den vielen Büros in dieser Gegend genügt ein wenig Mundpropaganda, um die Einnahmen zu verdreifachen.«
Wie rede ich denn? Das hört sich an wie Donald Trump.
Auch Bob kann es - wie wir alle - im Grunde kaum erwarten,
das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Es ist nur so viel bequemer, sich dem Selbstmitleid hinzugeben.
Die Stunden vergehen ohne Hektik, es ist ein ruhiger Abend.
Ich trockne Gläser ab, wische den Tresen und sehe hinaus in die Lichter von New York.
Ja, heute Abend fühle auch ich mich hier zu Hause.
Kapitel 21
Bob hat mir einen Tag frei gegeben.
Den ersten seit zwei Wochen, aber ich hatte ihn auch nicht darauf angesprochen, und er ist eben kein großer Organisator.
Ich nutze die Zeit, um Ökokochbücher zu studieren, natürlich zusammen mit Tyler, der sich gar nicht mehr von hier wegbewegt.
Er muss mich mit Oma Duck verwechseln.
Hin und wieder sehe ich nach dem Brotteig. Ich bin so entzückt wie vor einer Wiege, als ich beobachte, wie er langsam aufgeht, wie er Form und Farbe verändert und köstlich duftet. Ich passe auf, dass er keinen Zug bekommt, und decke ihn jedes Mal wieder gut zu.
Tyler sieht den ganzen Tag fern, vor allem Talkshows, in denen die Leute sich gegenseitig den Stuhl wegziehen, nichts als von Pieptönen unterbrochene Sätze von sich geben und der Kamera den (unkenntlich gemachten) Stinkefinger zeigen.
Bis vor einem Monat habe ich auch nichts anderes getan, aber inzwischen liegt mir nicht mehr viel daran …
Tyler ist, anders als zu Beginn, zu einem ausgesprochen unaufdringlichen Umgang für mich geworden, ein bisschen wie ein großer, gemütlicher Kater. Er spricht fast nur, wenn er gefragt wird, aber ich habe den Eindruck, dass er fortwährend über das Woher und Warum der Dinge nachdenkt.
Zum Beispiel: Woher kommen die Kinder?
O nein, ich werde ihn bestimmt nicht aufklären!
Am Nachmittag ist der Trauergottesdienst für Maggie, aber ich möchte nicht hingehen und habe Pilar gebeten, mich zu entschuldigen. Ich fühle mich den Gefühlen, die so etwas auslöst, einfach nicht gewachsen.
Ich habe Blumen vor ihre Tür gelegt wie die meisten Hausbewohner.
Als sie noch lebte, hat kaum jemand mehr als zwei Worte mit ihr gewechselt, und was mich betrifft, war es nur ein Abend Kartenspielen. Daher fände ich es jetzt scheinheilig, die Trauer zu stark herauszukehren und darum zu wetteifern, wer ihr am nächsten stand.
»Wie wirst du es nennen?«, fragt Tyler plötzlich.
»Was?«
»Das Kind.«
»Welches Kind?«
Zack! Ein Tritt.
»Na deines!«, ruft er.
»Ach so, meines! Klar, hatte ich schon verstanden.«
Was für eine Rabenmutter, habe ich mich denn immer noch nicht damit angefreundet?
»Keine Ahnung, ich weiß ja noch nicht einmal, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird.«
»Warum nennst du es nicht Ramon? Oder Petunia.«
»Sind das Namen von Zeichentrickfiguren?«
»So hießen meine Hamster.«
»Aha, verstehe.«
Da es mein freier Tag ist, gönne ich mir eine Pediküre im Studio an der Ecke, wo man mir auch gleich eine Nackenmassage verpasst.
Während ich mich von einer Chinesin malträtieren lasse, die ständig »Harter Hals, harter Hals« wiederholt, klingelt
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