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Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman

Titel: Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica Bosco
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sie sicher für schwachsinnig halten, aber einen Versuch ist es wert.
    Ich stelle eine Einkaufsliste mit Zutaten für ein paar der als »einfach« kategorisierten Rezepte zusammen.
    Die komplizierten will ich mir gar nicht erst durch den Kopf gehen lassen.

    Komm, mein Kind, wir müssen hier raus, wir müssen handeln, wir müssen leben, sonst enden wir wie die arme Maggie.
    Der Flur mit den Neonlampen bedrückt mich jedes Mal aufs Neue. Er erinnert wahrlich an ein Leichenschauhaus.
    Weil ich ein Angsthase bin, warte ich nicht auf den Aufzug, sondern nehme die Treppe.
    Ich laufe immer zwei Stufen auf einmal hinunter, und als ich die Tür zur zweiten Etage öffne, taucht plötzlich ein riesiger schwarzer Schatten vor mir auf.
    Aus voller Kehle schreie ich los, mir bleibt das Herz fast stehen, und mir bricht der Schweiß aus.
    »Scheiße, Tyler, was fällt dir ein, ich wäre beinahe vor Schreck gestorben!«
    Dann tut es mir jedoch gleich wieder leid, ihn so angefahren zu haben. Denn nach den Schockerlebnissen mit meiner Schwangerschaft, der nackten Pilar und Maggies Selbstmord muss für ihn ohnehin die Grenze des Erträglichen überschritten sein.
    Das ist ja, als verlangte man von einem zweijährigen Kind, die italienische Wirtschaft zu verstehen.
    Oder die italienische Politik.
    Tyler scheint erschrockener als ich und steht wie angewurzelt da, ohne zu wissen, ob er flüchten oder dableiben soll.
    »Tyler, es tut mir leid, ich hatte bloß solche Angst, aber jetzt ist es vorbei, alles in Ordnung«, sage ich und lege ihm den Arm um die Schultern.
    »Hast du Angst vor mir?«
    »Nein, vor dir doch nicht, ich hatte dich nur nicht erkannt und dachte, es wäre jemand anders.«

    »Bist du sauer auf mich?«
    »Nein, ich bin nicht sauer, und du?«
    »Weiß nicht.«
    »Wolltest du zu mir oder zu Pilar?«
    »Ich wollte zu Maggie.«
    »Maggie ist nicht mehr da, das weißt du doch, oder?«, sage ich sanft.
    »Peter hat es mir erklärt.«
    »Sie ist nicht mehr am Leben, deshalb kannst du sie nicht besuchen.«
    »Aber vielleicht …«
    »Nein, Tyler, wir können jetzt nicht zu ihr. Aber wir fragen nach, wo sie beerdigt wird, und dann bringen wir ihr Blumen, einverstanden?«
    »Und die Hunde?«
    »Denen geht’s gut, ihre Schwester kümmert sich um sie.«
    »Aber warum ist sie fortgegangen?«
    »Weil sie sehr krank war, sehr, sehr krank.«
    »Aber gehen denn alle irgendwann weg? Auch meine Mutter, und dann bin ich ganz allein?«
    »Du wirst nie allein sein, Tyler, es wird sich immer jemand um dich kümmern, Peter wird für dich da sein, mach dir keine Sorgen.« Ich streichele ihm über die Wange. »Komm, denk jetzt nicht mehr an traurige Dinge und begleite mich zum Supermarkt, ich brauche deine Hilfe.«
    Bald wirkt er wieder munterer, und wir fahren zusammen zu dem großen Naturkostladen, den Peter bevorzugt und der sich am anderen Ende der Stadt befindet.
    Dort verliere ich mich buchstäblich in der unüberschaubaren Auswahl an Getreiden, Marmeladen, Eingemachtem und Brotsorten.

    Die Vorstellung von reiner Natur und unverfälschten Zutaten gefällt mir schon, muss ich zugeben. Wie habe ich früher Heidi beneidet, wenn sie frisch gemolkene Ziegenmilch aus diesen schönen Holzhumpen trank!
    Ich lasse mir von Tyler helfen, um Quinoa, Bulgur und Kamut zu finden. Er hat viel Spaß dabei und kennt sich merklich besser aus als ich.
    Ist ja auch keine Kunst bei so einem Gesundheitsapostel und Vollwertköstler von Bruder!
    Wenn ich schon mal hier bin, besorge ich auch gleich einen Vorrat an Gemüse und Hülsenfrüchten, brauche allerdings ein Spezialwörterbuch, um rote Azukibohnen sowie grüne und gelbe Sojabohnen zu finden. Ich werde fast verrückt, als ich versuche, den Unterschied zwischen den verschiedenen Algensorten - Wakame, Dulse und Hiziki - zu begreifen, und vor dem Regal mit Tofu, Tempeh und Seitan bin ich kurz davor aufzugeben. Aber mein Untergang sind schließlich die Würzstoffe: Shoju, Tamari, Gomasio, Umeboshi.
    Einfach, stand da, einfach!
    Wenn ich daran denke, wie leicht es ist, ein schönes Stück Pizza mit doppelt Käse, scharfer Salami und Peperoni zu kaufen!
    Zu Hause breiten wir alles auf dem Tisch aus: Proviant für ein ganzes Regiment. Ich glaube, ich habe es ein wenig übertrieben, und nun weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.
    Wenn ich mich dahinterklemme und ein wenig mit Gerichten für die Bar herumexperimentiere, könnten wir bei dem derzeit grassierenden Gesundheitswahn bestimmt einen Erfolg landen. Das

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