Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
Problem ist nur, dass ich mit all diesen seltsamen Zutaten nichts anzufangen weiß.
Tyler dagegen weiß alles über Einweich- und Kochzeiten sowie interessante Kombinationsmöglichkeiten. Er erweist sich als idealer Gefährte bei meiner Abenteuerreise ins Land der vegetarischen Bioküche.
Den Nachmittag verbringen wir damit, Salate, Soßen, Suppen, Gemüseeintöpfe und alternative Sandwichs zuzubereiten und sogar meinen ersten Teig für ein Vollkornbrot.
Tyler zeigt mir, wie man den Sauerteig handhabt, was er mit großer Sorgfalt und ausholenden, präzisen Bewegungen tut, und er erklärt mir, wie wichtig es ist, den Teig während des Gehens an einem warmen, zugfreien Ort aufzubewahren.
Ich staune über seine Künste.
»Woher kannst du so gut kochen?«
»Peter hat es mir beigebracht. Als Kinder waren wir oft allein zu Hause, und er hat mit mir Kochen gespielt.«
»Ihr wart oft allein zu Hause?«
»Ja. Manchmal kam mein Vater, und dann haben er und Mama sich im Wohnzimmer gestritten, und Peter hat mich mit in die Küche genommen. Wir haben uns unter den Tisch gesetzt, und er hat gesagt, dass wir Köche in der Kombüse eines Schiffs sind und bei einem schweren Sturm Kartoffeln schälen müssen. Wir haben so getan, als wären wir auf hoher See, und uns mit Wasser vollgespritzt. Dann, als unsere Eltern aufgehört hatten, sich zu streiten, ist Mama gekommen und hat uns angeschrien, weil der Boden ganz nass war. Sie hat uns bestraft, aber das hat mir nichts ausgemacht, weil Peter mich beschützt hat.«
»Euer Vater hat euch verlassen?«
»Ja, eines Tages ist er weggegangen und nicht mehr wiedergekommen … so wie Maggie.«
Er sieht mich traurig an, während er weiter den Brotteig knetet.
»Aber zum Glück haben wir uns kennengelernt, und jetzt kannst du mir Kochen beibringen!«
Er lächelt.
»Außerdem gehen nicht alle Menschen für immer weg, oft kommen sie auch wieder. Peter zum Beispiel kommt immer zurück.«
»Das stimmt.«
»Du gehst auch manchmal weg, und dann kommst du wieder. Jeder hat die Freiheit, dahin zu gehen, wo er sich am wohlsten fühlt.«
»Mein Vater hat sich nicht wohl gefühlt, wo er war, meinst du?«
»Er hat sich bei deiner Mutter nicht wohl gefühlt, und statt sich immer mit ihr zu streiten, ist er lieber weggegangen. Aber das hat nichts mit dir zu tun.«
Ich weiß, dass die Dinge in Wahrheit vermutlich komplizierter liegen, doch ich will sie lieber für ihn vereinfachen, sonst kommt er nie damit zurecht.
»Und jetzt müssen wir die Kichererbsen einweichen und die Zucchini in Scheiben schneiden.«
Der Brotteig soll mindestens drei Tage lang gehen, wobei ich ihn mehrmals am Tag durchkneten muss.
Na schön, ich habe schon Schlimmeres hinter mich gebracht.
Viel Schlimmeres!
Ich tue alles, was wir zubereitet haben, in einen großen Picknickkorb, damit Bob es probieren und mir sagen kann, ob ihm meine Idee gefällt.
Er reagiert überrascht und ziemlich skeptisch, aber weil
er mich nicht beleidigen will, erklärt er sich bereit, davon zu kosten.
Es ist gerade wieder einer von seinen schlimmen Tagen. Ein Glück, dass Carl und sein Kumpel mich tatkräftig unterstützen.
Ich verteile die Sandwichs und Salate auf dem Tisch, während Bob alles misstrauisch beäugt.
Zaghaft, von uns dreien ermutigt, streckt er die Hand nach einem Brötchen mit Sonnenblumenkernen, Azukibohnencreme, Kräutertofu und getrockneten Tomaten aus, das er nach anfänglichem Mümmeln mit drei Bissen hinunterschlingt. Dann greift er nach einem mit Auberginen, Rosinen, gegrillten Paprikastreifen und Sojasprossen, und schließlich scheint ihm auch das mit Tsatsiki sehr zu munden. Er macht nicht einmal vor dem Gemüsecouscous, den gefüllten Tomaten, den Erbsen mit Minze oder den Dinkel-Mandel-Keksen Halt.
Wir sind sprachlos - ich weniger wegen der Geschwindigkeit, mit der er alles verputzt hat, sondern vor allem, weil mir noch nie im Leben jemand ein solches Kompliment für meine Kochkünste gemacht hat.
»Na? Was hältst du davon?«
»Sehr gut, Monica, wirklich köstlich!«
»Meinst du, wir könnten es mit einer Speisekarte in dieser Art versuchen? Ich könnte sie jede Woche ändern.«
»Nein, lieber nicht, ich denke, wir sollten alles lassen, wie es ist, Veränderungen sind immer ein Risiko.«
Mir bleibt der Mund offen stehen.
»Ist das deine Lebensphilosophie?«, frage ich.
»Was soll es schon bringen, sich auf Unbekanntes einzulassen?«
»Genau, du hast recht. Was soll es schon bringen, etwas zu
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