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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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sie aufzuheben, kann das Ihrer Gesundheit abträglich sein.
    Ganz zu schweigen von Ihrer Biegsamkeit.
    Und dass es ausgerechnet heute passieren musste, weniger als vier Stunden, bevor er die Verabredung seines Lebens hatte. Um halb acht sollt er Fia im Hollybush-Pub abholen, mit ihr nach Bristol fahren und neben ihr eine zweistündige Aufführung von Madame Butterfly erleben. Er hatte die Minuten gezählt, war so aufgeregt, dass er den ganzen Tag über noch nichts hatte essen können.
    Tja, einer von beiden musste ja aufgeregt sein. Gestern hatte Tom im Pub vorgeschlagen, sie sollten sich alle gemeinsam heute Abend den neuen James-Bond-Film im Vue anschauen. Fia, die gerade Teller von den Tischen räumte, hatte eifrig gerufen: »Oh, ich liebe James Bond, darf ich mitkommen?«
    Entsetzt war es aus Ash herausgeplatzt: »Aber wir gehen doch morgen Abend ins Pargeter Theatre, erinnern Sie sich nicht?«
    Und Fia, die das eindeutig vergessen hatte, brachte tapfer ein Lächeln zustande und sagte: »O ja, stimmt, das tun wir.«
    Und jetzt das. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte er sich einen blöden Hexenschuss geholt. Typisch. Vorsichtig hüllte er sich in seinen Morgenmantel und stieg ultra-langsam die Treppe hinunter. Jeder Schritt war eine Qual. Also gut, immer weiter gehen, dann würde es schon besser werden, die Verkrampfung würde sich lösen oder wenigstens lockern.
    Nach weiteren zwanzig Minuten war der Schmerz, wenn überhaupt, noch schlimmer geworden. Es fühlte sich an, als hätte der Unglaubliche Hulk seine Wirbelsäule in einen gigantischen Schraubstock gespannt, den er nun sadistisch immer enger drehte.
    Wo er gerade an Sadisten dachte …
    Ash wusste bereits, wie das Gespräch enden würde, aber aus reiner Verzweiflung versuchte er es dennoch.
    »Tut mir leid«, näselte die Empfangsdame, die seinen Anruf entgegennahm. »Wenn Sie den Doktor sprechen wollen, müssen Sie ihn zwischen 8 Uhr 30 und 8 Uhr 50 morgens anrufen.«
    Sie klang überhaupt nicht so, als ob es ihr leidtat. Sie klang so, als könne nichts ihr mehr Freude bereiten, als erwachsene Männer zum Weinen zu bringen.
    »Aber in meinem Rücken hat sich gerade eben irgendetwas ausgehängt.« Scheiße, es tat schon weh, wenn er nur redete .
    »Dann versuchen Sie doch, uns morgen früh anzurufen, und wir schauen, ob wir Sie noch irgendwo dazwischenquetschen können.«
    Versuchen war hier der entscheidende Bergriff, denn für gewöhnlich war andauernd belegt, weil verzweifelt kranke Menschen ununterbrochen die Nummer wählten.
    »Aber ich muss heute noch zu einem Arzt. Es ist dringend.« Ash sprach durch zusammengebissene Zähne. »Wie wäre es, wenn ich in der Praxis vorbeischaue und einfach warte, bis alle anderen dran waren?«
    »Seien Sie nicht albern, das geht nicht! Der Doktor ist ein überaus beschäftigter Mann!« Verärgert meinte die Empfangsdame: »Sein Terminkalender ist voll. Bei uns kann man nicht einfach so vorbeischauen.«
    »Aber ich muss zu ihm!«
    »Können Sie sich überhaupt bewegen? Oder sind Sie völlig unbeweglich?«
    »Ich kann mich ein bisschen bewegen. Aber nur unter großen Schmerzen.« Und ich habe heute Abend eine Verabredung, Sie alte Schreckschraube. Wann hatten Sie zuletzt eine, nun?
    »Wenn Sie sich noch bewegen können, dann können Sie auch bis morgen warten. Und wenn Sie unbedingt lästig fallen wollen, dann gehen Sie zur Notaufnahme. Wir können Ihnen nicht helfen.«
    Ash stieß die Luft zwischen den Zähnen aus und schleppte sich zentimeterweise zur Küchenschublade, die ihm als Hausapotheke diente. Er wühlte sich durch das Chaos aus Säureblockern, Mullbinden, Wärmepflastern, Desinfektionssprays, Inhaliergeräten und Grippemitteln. Schmerztabletten, wo waren die Schmerztabletten? Hatte er sie etwa alle aufgebraucht, ohne es zu merken, und – o gut, zwei Ibuprofen, das musste reichen. Wenigstens waren sie besser als nichts. Sie würden den schlimmsten Schmerz etwas lindern.
    Dreißig Minuten später tobte der Schmerz so heftig wie zuvor. Der Unglaubliche Hulk zeigte keinerlei Anzeichen, den Schraubstock zu lockern. Es war halb fünf, und ein Auto zu lenken war ihm physisch unmöglich. Ash durchdachte die Situation. Wenn er ein Taxi rief, um ihn abzuholen und in die Notaufnahme zu bringen, war völlig offen, wie lange er dort warten müsste, bevor man sich um ihn kümmerte. Das stand also außer Frage, denn er würde seine große Verabredung unter gar keinen Umständen verpassen. Und wenn es ihn

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