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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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tatsächlich weh.
    »Jedes Mal, wenn Sie angefangen haben zu schnarchen, haben wir Ihnen einen Stoß in die Rippen versetzt«, erläuterte Fia.
    »Wir?«
    Der Mann zu seiner Rechten sagte: »Wir haben uns abgewechselt.«
    »O nein.« Ashs Herz schrumpelte weiter, als er die kleine, nasse Stelle auf der Schulter von Fias cremefarbenem Blazer sah. »Sagen Sie nicht, dass ich das war.«
    Fia sah auf den feuchten Fleck. »O doch, Sie haben ein wenig gesabbert. Macht aber nichts.«
    Er hatte sich an sie gelehnt und seinen Kopf auf ihre Schulter gelegt. Das war gewissermaßen der größte Traum seines Lebens gewesen. Und er hatte es nicht mitbekommen.
    »Es tut mir so leid.« Wie zum Hohn kehrte der Schmerz, der zuvor so erfolgreich gedämpft worden war, jetzt mit Macht zurück. Er brauchte Fias Hilfe, um aufzustehen, als das Publikum aus dem Theater strömte.
    Fia machte sich keine Gedanken um den Blazer. Und die Aufführung von Madame Butterfly war hervorragend gewesen. Es mochte keine Glanzleistung von Ash gewesen sein, aber er konnte ja nichts dafür, dass er eingeschlafen war. Und vor der Aufführung war er so lustig gewesen, ganz anders als sonst in ihrer Gegenwart. Für gewöhnlich war er wortkarg, distanziert und unfreundlich.
    » Jetzt fällt es ihr ein!« Sie hatten das Foyer erreicht, und Ash hatte sein Handy wieder eingeschaltet. Nach einem kurzen Blick auf die Textnachricht zeigte er sie Fia: Mir ist wieder eingefallen – die orangefarbenen Pillen sind ein Beruhigungsmittel. Ein SEHR starkes!!! Herzlichst, Mum.
    »Haben Sie die eingenommen?« Fia musste über seinen Gesichtsausdruck lachen. »Geschieht Ihnen recht, wenn Sie die Pillen anderer Leute schlucken.«
    »Sie hat mir gesagt, die seien gut gegen den Schmerz.«
    »Tja, damit hatte sie ja auch recht. Sie haben den Schmerz weggeschlafen.«
    »Fia? Bist du das?«
    Fia blieb abrupt stehen. Ihre Nackenhaare stellten sich beim Klang der Stimme, die sie sofort erkannte, auf. In einer idealen Welt hätte sie es vorgezogen, diese Stimme nie wieder zu hören.
    Langsam drehte sie sich zu ihrer Schwiegermutter um. »Hallo, Vivien.«
    »Tja, wie klein die Welt doch ist! Lustig, dir hier zu begegnen!«
    Was irgendwie ironisch war, fand Fia, wenn man bedachte, dass sie doch diejenige war, die Opern und klassische Musik liebte, während Vivien nie auch nur das geringste Interesse daran gezeigt hatte. Aber um der Höflichkeit willen sagte sie: »Wie geht es dir?«
    »Ganz gut, ganz gut. Ich arbeite gerade die neue Assistentin im Laden ein.« Das war eine von Viviens spitzen Bemerkungen, mit der sie in diesem Fall unterstreichen wollte, welche Unannehmlichkeiten Fias Weggang verursacht hatte. »Will geht es den Umständen entsprechend sehr gut. Er hat eine reizende Freundin gefunden. Sie ist ein Sonnenschein!« Was bedeutete, dass sie, Fia, immer nur Probleme bereitet hatte und der Liebe ihres Sohnes wahrscheinlich nie wert gewesen war. Viviens mit lila Lidschatten umrahmte Augen, denen nichts entging, wanderten zu Ash und weiteten sich wiedererkennend. »Sind Sie nicht der Mensch, der während der Aufführung eingeschlafen ist? Der geschnarcht hat?«
    »Ich mag hin und wieder weggenickt sein«, bemerkte Ash. »Während der langweiligen Passagen.«
    Vivien sah ihn schief von der Seite an. »Ach du meine Güte, ihr beide seid jetzt zusammen? Fia, ist das dein neuer … Freund?« Während sie das sagte, betrachtete sie Ash ungeniert, von seinem leicht glasigen Blick über das zerknitterte Jackett und sein Haar, das dringend gekämmt werden musste, bis hin zu den Knöpfen seines Hemdes, das etwas zu eng saß. Ihre Nüstern blähten sich auf, und ihre Mundwinkel zuckten, als ob sie es kaum erwarten konnte, Will anzurufen und ihm zu sagen, mit was für einer minderwertigen Person seine Frau jetzt liiert war. Die Botschaft war klar: Ist das – nach meinem Sohn – wirklich das Beste, was du ergattern konntest?
    Ash, der sie noch nie zuvor getroffen hatte, wusste genau, welche Gedanken ihr durch den Kopf schossen.
    »Eigentlich ist Fia nur mitgekommen, um mir einen Gefallen zu tun. Meine liebe Frau konnte mich heute Abend leider nicht begleiten.« Er sprach mit dezidierter Oberklassenstimme und hielt Vivien die Hand hin. »Guten Abend, ich bin Humphrey Twistleton-Jakes. Ziemlich öde Aufführung, die uns da geboten wurde, finden Sie nicht auch?«
    »Wir müssen gehen«, sagte Fia. »Unser Wagen wartet.« Sie lächelte Vivien an, als sie an ihr vorbeigingen, zeigte auf Ash

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