Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
mir leid, ich komme nicht dagegen an. Ich kann nicht aufhören, an unsere gemeinsame Nacht zu denken.« Er trat auf sie zu. »Ich habe es versucht, aber ich kann nicht. Ich habe noch nie zuvor so etwas empfunden, bei niemandem …«
»Des, ich bin verheiratet.«
»Ich weiß, ich weiß, aber er liebt Sie nicht so sehr wie ich. Das kann er gar nicht. Abbie, ich träume ununterbrochen von Ihnen. Ich möchte, dass wir zusammen sind. Geben Sie mir eine Chance, und lassen Sie es mich Ihnen beweisen.«
»Nein, nein, ich habe es Ihnen doch schon gesagt, es war nur diese eine Nacht.« Die Angst hatte sie jetzt im Würgegriff, aber es kam auch Gereiztheit dazu. »Sie wissen, warum es geschah, und es wird niemals wieder geschehen.«
»Sie geben mir ja nicht einmal eine Chance.« Die Verzweiflung ließ ihn tollkühn werden. »Ich kann Sie glücklich machen, wir könnten …«
» Pst !« Abbie erstarrte. Sie hielt eine Hand hoch, ihre Haut kribbelte vor Entsetzen. Im ersten Stock war ein Knacken zu hören. Aber wie konnte jemand dort oben sein? Bis zur Ankunft von Des war sie allein im Haus gewesen. Es musste eines dieser zufälligen Geräusche sein, wie wenn nachts die Wasserrohre zu rasseln begannen …
O scheiße, scheiße, da war es wieder. Und dieses Mal hörte Des es auch. Schwindelgefühle stiegen in Abbie auf, und sie brach in Schweiß aus. Sie drehte sich um und ging in den Flur.
Auf der Treppe war niemand, auch nicht auf dem Treppenabsatz, soweit sie es von ihrem Platz aus sehen konnte.
Aber der Schatten an der Wand des Treppenhauses war menschlich.
Nie zuvor hatte Abbie so sehr darum gebetet, dass es sich um einen Einbrecher handeln möge. O Gott, bitte mach, dass die Gestalt auf der Treppe ein Krimineller ist, ein völlig Fremder, der über die Regenrinne hochgeklettert und eingebrochen war … Er durfte ihren Schmuck nehmen, ihre Kamera, so viele elektrische Geräte, wie er tragen konnte. Wenn er Hilfe brauchte, würde sie ihm gern zur Hand gehen. Mit angstvoll angespannter Stimme rief sie: »Wer ist da oben?«
Der Schatten bewegte sich, und eine Stimme sagte: »Ich.«
37.
Kapitel
Abbie sah die Treppe hoch zu Georgia. Georgia wiederum sah erst zu ihr, dann zu Des, der auf der Schwelle zum Wohnzimmer stand.
Abbie sagte: »Des, Sie können jetzt gehen.«
Er schüttelte den Klopf. »Es tut mir leid.«
»Da wette ich.« Georgia schaute versteinert.
»Hör zu, es ist nicht so, wie es klingt.« So viele Erklärungen und Entschuldigungen überschlugen sich in Abbies Kopf, dass sie keiner von ihnen eine zusammenhängende Stimme geben konnte.
»Ach nein? Wirklich nicht? Tja, was für eine Erleichterung, denn von hier, wo ich stehe, klingt es, als hättest du eine Affäre mit deinem Chef, der in dich verliebt ist.«
»Des, sagen Sie ihr, dass das nicht stimmt.«
Des sah aus wie ein Kaninchen, das vom Scheinwerferlicht eines Autos hypnotisiert wurde. »Aber sie hat doch gehört, wie ich es sagte. Ich liebe Sie wirklich.«
»Raus!« Abbie zitterte am ganzen Körper. Sie riss die Haustür auf. Als er gegangen war, schloss sie die Tür hinter ihm und sah Georgia an. »Was machst du überhaupt hier? Du bist doch vor zwanzig Minuten gegangen. Ich habe gesehen, wie du weggefahren bist.«
»Also gut, ich spioniere dich nicht aus, klar?« Georgia hatte die Arme verschränkt, sie klang trotzig. »Ich war ein paar Meilen gefahren, als mir klar wurde, dass ich die Liste, beim wem ich was abgeben muss, auf dem Bett liegengelassen habe. Und auf dem Rückweg dachte ich, ich fahre im Dorfladen vorbei und kaufe Milch, um dir den Weg zu sparen. Und genau das habe ich dann auch getan. Ich hielt das genaugenommen für eine nette Geste.« Sie fuhr fort, während sie die Treppe hinunterstampfte. »Dann dachte ich, wie wäre es, wenn ich hinter dem Haus parke und mich durch die Hintertür einschleiche und die Milch neben den Wasserkocher stelle, damit du eine tolle Überraschung erlebst, sobald du in die Küche kommst? Weil du keine Ahnung hättest, wie die Milch da hinkam, und es wäre, als hätte ein gute Fee sie dort für dich abgestellt! Also machte ich das so, und du hast ja noch staubgesaugt und mich nicht kommen hören, und anschließend ging ich nach oben, um meine Liste zu holen.« Georgia musste eine Pause einlegen, um Luft zu holen. Dann schloss sie mit fester Stimme: »Und von da an lief alles schief. Es tut mir leid, aber woher sollte ich wissen, dass dein Geliebter auftauchen würde?«
Abbie hatte sich noch
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