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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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umbrachte.
    Wenn es so weiterging, brachte es ihn womöglich wirklich noch um. Nun gut, nicht buchstäblich. Aber er brauchte definitiv noch mehr, um das durchzustehen. Ash schlich zurück zur Hausapothekenschublade und suchte weiter. Lutschbonbons, Pflaster, Lebertrankapseln, von denen man fischigen Mundgeruch bekam. Pillen gegen Heuschnupfen. Grippemittel für ruhigen Nachtschlaf. Sonnenschutzcreme, die mindestens drei Jahre alt sein musste … Moment mal, Grippemittel? Da waren doch auch schmerzstillende Inhaltsstoffe drin, oder? Er las das Etikett auf der Flasche. Enthält Paracetamol. Hervorragend, man durfte Ibuprofen mit Paracetamol mischen.
    Ash brauchte einige Zeit, bis er den kindersicheren Verschluss geöffnet hatte, was den Schmerz in seinem Rücken noch verstärkte, aber er atmete durch den Schmerz hindurch – mein Gott, das musste schlimmer sein, als ein Kind zur Welt zu bringen –, dann nahm er einige große Schlucke des Grippemittels.
    Um halb sechs bestellte er ein Taxi, das sie zum Theater bringen sollte, nahm noch einen kleinen Schluck Grippemittel und brauchte anschließend eine Viertelstunde, um in seine Boxershorts zu kommen. Gewissermaßen im Blindflug und nur mit Hilfe eines Kleiderbügels. Bei einer letzten verzweifelten Suche in der Pillenschublade fand er eine einsame Tablette vom letzten Besuch seiner Mutter, als sie sich bei ihm von ihrer Halsstraffung, Augenringreduktion und Ganzkörperfettabsaugung erholt hatte. Seine Mutter, die vor sechs Jahren nach Kapstadt gezogen war, nahm ihre Selbstvervollkommnung ernst. In ihren Augen war ein Jahr ohne schönheitschirurgischen Eingriff ein verlorenes Jahr. Sie konsumierte Schmerzmittel en masse. Ash betrachtete die Tablette. Er brauchte doch so dringend Hilfe.
    Aber da er nicht dumm war, rief er vorsichtshalber zuerst seine Mutter an.
    »Mum? Diese orangefarbenen Pillen, die du letztes Jahr bei mir eingeworfen hast. Wozu waren die gut?«
    »Hallo, mein Schatz! Meine Güte, lass mich nachdenken, orange, orange … waren sie oval oder rund?«
    »Oval.«
    »Glänzend oder matt?«
    »Äh, glänzend.«
    »Oh, ich weiß, irgendwas mit B … mein Gott, ich habe ein Gedächtnis wie so ein Ding mit Löchern drin! Schätzchen, warum willst du das denn wissen?«
    »Es ist noch eine Pille übrig. Und ich habe mir den Rücken ausgerenkt. Ich bin verzweifelt.«
    »Oh, dann nur zu, mein Schatz, nimm sie. Diese Dinger haben mich durch die postoperative Phase gebracht. Wie geht es dir sonst so? Hast du etwas abgenommen?«
    »Nein.« Er schluckte die Pille.
    »Hast du noch einmal über Fettabsaugung nachgedacht?«
    »Komischerweise nicht.«
    »Aber, aber, mein Schatz, sei doch nicht gleich eingeschnappt. Du solltest es wirklich einmal versuchen! Aus mir haben sie tonnenweise Fett herausgesaugt!«
    »Wiederhören, Mum.« Ash legte auf, bevor sie ihn nach seinen Freundinnen auszufragen begann. Manche Frauen wurden fanatisch, wenn es um Religion ging, aber seine kaum noch wiederzuerkennende Mutter predigte das Evangelium der plastischen Chirurgie. Sie war davon überzeugt, dass sich sein Leben unendlich verbessern würde, wenn er ihrem Beispiel folgte.
    Und wer weiß? Vielleicht hatte sie ja recht.
    Mein Gott, kein Wunder war er so verkorkst.

39.
    Kapitel
    »Sie Armer.« Fia verzog mitfühlend das Gesicht, als das Taxi über eine Fahrbahnschwelle bretterte und er den Atem einsog. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht absagen wollen?«
    »Nein, nein, es geht mir gut. Ich darf den Sender nicht enttäuschen.« Ash schüttelte den Kopf. »Sie brauchen die Kritik. Außerdem sind wir ja fast schon da.« In Wirklichkeit hatte der Schmerz abgenommen. Die diversen Pillen hatten einen guten Job erledigt und ihn gedämpft. Sie schienen auch sein Gehirn umnebelt zu haben. Er fühlte sich ein bisschen so, als schwämme er unter Wasser, aber es war irgendwie ein schönes Gefühl. Entspannend. Das half. Ihm fielen tatsächlich geistreiche Dinge ein, die er zu Fia sagen konnte, und das war ein Novum. Er machte sich nicht die Mühe, sie auszusprechen, wohlgemerkt, aber zumindest waren sie in seinem Kopf.
    Manchmal fielen ihm auch Sachen ein, die überhaupt nicht originell waren, und die purzelten nur so aus ihm heraus.
    Tja, auch egal. Wenigstens führten sie eine Art Unterhaltung, und das musste einfach besser sein, als schweigend unterwegs zu sein. Eine weitere Bremsschwelle auf der Fahrbahn ließ ihn zusammenzucken. »Ich hoffe, das sind keine Wehen. Ich will nicht mitten in

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