Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Ash nicht, Ihnen zu erzählen, was passiert ist, als er das einmal probiert hat?«
Vor dem Pub blieb sie stehen und sog tief die kalte Luft ein. Wenigstens hatte sie einen Rest Würde bewahrt. Denn noch ein paar Drinks, und diese Würde wäre in hohem Bogen über Bord gegangen.
Und was wäre dann gewesen?
Sie wäre in der Gosse gelandet, und alle hätten ihren Schlüpfer sehen können wie bei Tante Jean.
Es war Viertel nach elf, und Frank warf alle raus. Was absolut perfekt war. Ash war sehr dafür, vor allem, weil er um fünf Uhr früh zur Arbeit musste. Außerdem er hatte bereits vier … nein, fünf … eigentlich wohl er sechs oder sieben Bier an diesem Abend getrunken.
Na gut, vielleicht acht, aber mehr ganz sicher nicht.
Acht Bier. Das bedeutete pochende Kopfschmerzen. Zudem musste er morgen früh mit dem Taxi zum Sender fahren. Tja, manchmal musste man einfach sein eigenes Körpergewicht in Kronenbourg-Bier trinken und die Folgen tragen wie ein Mann.
An diesem Abend zumindest hatte Ash das tun müssen. Als er Fias Reaktion auf den Auftritt von Honor Donaldson gesehen hatte, war der Blitz der Erkenntnis in ihn eingeschlagen. Fia war liebestrunken, wenn es um Johnny ging. Fette, hässliche Radiomoderatoren hatten da keine Chance. Wenn er je geglaubt hatte, sie könne ihre Meinung über ihn ändern, dann musste er diese Hoffnung jetzt aufgeben.
Doch es gab ja den guten, alten Alkohol, der den Schlag dämpfte. Und Fia war nicht die einzige Frau auf der Welt, nicht wahr? Andere Frauen fanden ihn attraktiv. Na ja, eine tat das.
»Oh, mir ist kalt.« Als Georgia den Pub verließ, tat sie so, als müsse sie zittern, und schmiegte sich an ihn. »Brrrrr.«
Tom winkte sie zu sich. »Georgia? Komm schon, lass uns nach Hause gehen.«
»Ist schon gut, Dad. Ash leiht mir eine DVD, ich begleite ihn und hole sie mir ab.
»Aber …«
»Dad, ist schon gut. Und ich habe meinen Hausschlüssel dabei.« Georgia hielt ihn zum Beweis hoch. »Wir sehen uns dann.«
Tom zögerte, eindeutig hin- und hergerissen. Dann drehte er sich um und marschierte in die Dunkelheit.
Ash runzelte die Stirn. »Was für eine DVD?«
»Mamma Mia!«
»Was bin ich, eine Frau? Ich besitze Mamma Mia nicht!«
»Nein? Na gut, dann leihe ich mir etwas anders. Ich bin nicht wählerisch.«
Bis sie bei ihm zu Hause waren, hatte Georgia ihre Absichten kristallklar durchblicken lassen. Sie hatte das schon zuvor versucht, aber jedes Mal hatte Ash sie abblitzen lassen. Sie war nicht sein Typ, sie war erst 18, er machte sich nicht das Geringste aus ihr – lauter dumme, kleine Gründe …
Aber das war damals gewesen, als er noch gehofft hatte, dass Fia ihm eine Chance geben würde, ihr zu beweisen, dass er auch seine guten Seiten hatte.
Und jetzt war jetzt.
46.
Kapitel
Kaum im Cottage, rief Georgia: »Hast du was zu trinken?«
»Äh, im Kühlschrank stehen zwei Flaschen Bier.« Egal, ein Bier mehr oder weniger machte jetzt auch keinen Unterschied mehr. Ash ließ sich auf das Sofa fallen. »Kannst du sie holen? Und die DVDs sind im Schrank da drüben. Du kannst dir ausleihen, was du magst.«
Wenige Augenblicke später tauchte Georgia wieder in der Wohnzimmertür auf, in jeder Hand eine geöffnete Flasche. Ihr silberblondes Haar wurde vom Flurlicht hinter ihr angestrahlt. »Ich mag dich.« Pause. »Heißt das, dass ich dich auch ausleihen darf?«
Ash hielt ihrem Blick stand. Normalerweise würde er an dieser Stelle eine flapsige Bemerkung machen, dass sie aber Strafe zahlen müsse, wenn sie ihn nicht rechtzeitig zurückgab. Aber er war nicht in flapsiger Stimmung. Georgia war eine eigenwillige, unterhaltsame 18-Jährige, die genau wusste, was sie wollte, und es sich nahm. Sie war noch dazu hübsch. Wie viele Männer würden sie zurückweisen?
Er brauchte kein Wort zu sagen. Als ob sie seine Gedanken lesen konnte, durchquerte sie den Raum und stellte die Bierflaschen ab. Im nächsten Augenblick kam sie wie eine kleine, turbobetriebene, wärmesuchende Rakete auf ihn zugeschossen, drückte ihn in die Kissen, ihre Arme über seinen Schultern, und küsste ihn fest entschlossen auf den Mund.
Meine Güte, sie meinte es ernst.
»Ich wusste, du würdest eines Tages deine Meinung ändern.« Georgia zog sich einen Moment lang zurück und lächelte ihn an.
Die Worte hallten in Ashs Kopf wider. Ironischerweise hatte er genau das zu Fia sagen wollen, wenn sie endlich doch seinem Charme erlag. Aber da das nicht passieren würde, durfte er jetzt nicht
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