Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
länger darüber nachdenken. Georgia hatte den geschmeidigen Körper einer Tänzerin, und wie viele Männer würden schon nein zu ihr sagen? Er griff nach ihr. »Bekommst du immer, was du willst?«
Ihre Augen funkelten triumphierend. »O ja.«
Doch dieses Mal würde es nicht so kommen. Er küsste sie erneut, aber vor seinem inneren Auge konnte er nur Fia sehen. Für die meisten Männer wäre das kein Problem gewesen, aber Ash wusste, dass er nicht wie die meisten Männer war. Vielleicht war das heutzutage altmodisch – also gut, womöglich sogar lächerlich –, aber er war noch nie ein Fan von beiläufigem Sex gewesen. Wenn er jetzt mit Georgia schlief, dann würde er sie nur benutzen. Und wie würde sich das nach dieser Nacht auf ihre Freundschaft auswirken?
»Hör zu, es tut mir leid.« Ash schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich kann das nicht.«
Sie schien überrascht. »Warum nicht?«
»Es fühlt sich einfach nicht richtig an. Wir sind Freunde .«
»Wir könnten mehr sein als nur Freunde!«
»Nein. Es würde alles verderben, vertrau mir. Und darum wird es nicht passieren.« Sanft schob er sie von seinem Schoß.
Georgia, mit ihren verstrubbelten, blonden Haaren, sah, dass es ihm ernst war. »Tja, das ist mir noch nie passiert.«
»Es liegt nicht an dir, es liegt an mir«, sagte Ash.
» Ja-ha , das weiß ich!«
»Du bist ein wunderhübsches Mädchen. Du hast nichts falsch gemacht.«
»Das weiß ich auch. O Gott«, platzte Georgia heraus, »ich mag dich wirklich! Ich wollte so sehr, dass wir es tun!«
»Tut mir leid. Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe letzte Woche gehört, wie du in deiner Sendung gesagt hast, dass du schüchtern bist. Und ich dachte, das würde erklären, warum du mir ständig einen Korb gibst. Darum habe ich beschlossen, die nächste sich bietende Gelegenheit beim Schopf zu packen.«
Ash lächelte angesichts der etwas missglückten Formulierung. Beinahe hätte sie das buchstäblich tun können.
»Tja, zumindest war das der Plan.« Georgia stand auf, griff nach ihrer Tasche und schulterte sie. »Wenigstens habe ich es versucht.«
Sie klang wieder gutgelaunt. Ash erhob sich erleichtert. »Ja, das hast du, und du bist ein echt tolles Mädchen. Ich bringe dich nach Hause.«
»Musst du nicht. Ich finde den Weg allein.«
»He, das weiß ich doch.« Er legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie voller Zuneigung. »Aber ich bin ein Gentleman, also lass mich das bitte für dich tun.«
Fia konnte nicht schlafen. Sie kroch aus dem Bett, schlappte in die Küche und machte sich einen Tee. Nachdem sie wieder nach oben gegangen war, zog sie die Schlafzimmervorhänge auf und setzte sich auf den gepolsterten Fenstersims. Das war die erste Wohnung, die eine richtige Aussicht hatte und nicht nur einen Blick auf die Häuserfront auf der anderen Straßenseite. Von hier oben, unter dem Dachvorsprung des Pub, konnte sie den Dorfanger sehen und die umliegenden Häuser. Dahinter die Berge, übersät mit lauter kleinen Lichtern. Es war ein herrlicher Anblick.
Aber Fia war zu unruhig, um ihn zu genießen. Sie war aus zweierlei Gründen verunsichert. Während sie an ihrem Tee nippte, fragte sie sich, was sie bezüglich der SMS tun sollte, die sie kurz vor dem Schlafengehen erhalten hatte.
Hallo, alles gut? Molly und Rob lassen grüßen. Sie vermissen dich und würden dich gern wiedersehen. Vielleicht dieses Wochenende? Alles Liebe, Will
Als Fia das gelesen hatte, waren ihr die Tränen gekommen. Sie hatte Rob und Molly zwar gemocht und sie auch in ihr Herz geschlossen, aber es waren nicht ihre Kinder. Als sie Will verließ, hatte sie irgendwie angenommen, sie niemals wiederzusehen. Wie unerträglich traurig musste es in so einer Situation für die betroffenen Kinder sein, die Produkte zerbrochener Ehen, ständig gezwungen, sich auf jeden neuen Partner einzulassen, der im Leben von Vater oder Mutter auftauchte?
Fia rieb sich das Gesicht. Sie vermisste Rob und Molly auch. Aber die Aussicht, Will wiederzusehen, war weniger verlockend.
Das war die eine Sache, die ihr dauernd durch den Kopf ging. Und dann waren da noch Johnny und Honor Donaldson. Der Auftritt der beiden im Pub an diesem Abend – und Honors Rückkehr in Johnnys Leben – waren für sie wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Ihre Hoffnungen und Phantasien hatten sich schlagartig aufgelöst, denn wer konnte schon mit jemand wie Honor konkurrieren? Das nannte man dann wohl
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