Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Casey.
»Jedenfalls, schön, Sie kennenzulernen. Es ist so cool, endlich hier zu sein, nachdem Johnny schon so lange über diesen Ort geredet hat.« Während sie sprach, lehnte sich Honor an Johnnys Brust, neigte ihren Kopf liebevoll in seine Richtung. »Und es ist herrlich, wieder mit Johnny zusammen zu sein. Ich wette, er hat einige der Frauen hier ganz schön verrückt gemacht, habe ich recht?«
Cleo fühlte sich benommen. Schwach meinte sie: »O ja, das hat er.« Neben ihr fiel es Ash schwer, seinen Blick von Honors göttinnengleichem Dekolleté abzuwenden. Also gut, jetzt war definitiv klar, wer mehr Mitgefühl verdiente. Ash nicht.
In der grell beleuchteten Toilette betrachtete Cleo gleich darauf ihr Spiegelbild. Flache Brust, beigefarbene Schaumstoffhalskrause. Attraktiver Chili-Fleck auf dem T-Shirt, das Gesicht voll mit verschorften Schnitten. Nett. Es war sinnlos, aber sie nahm die Puderdose jetzt doch aus der Handtasche und versuchte, die unschönen Stellen zu überdecken.
Wenn überhaupt, sah sie danach noch schlimmer aus, fleckig, wie von Amateurhand zugekleistert. Hoffnungslos, hoffnungslos. Und was sollte es überhaupt bringen?
Vor der Toilette stieß sie auf Johnny. War ja klar .
»Ich wollte mich nur entschuldigen.« Er zwang sie, ihn anzuschauen. »Das war alles nicht geplant. Honor ist aus heiteren Himmel aufgetaucht … aber, du weißt schon, jetzt ist sie eben hier …«
Verdammt, fiel das unter die Kategorie Sanftes Abservieren? Cleo spürte, wie sich alles in ihrem Kopf drehte. Ja, das musste es sein. Sein Gewissen drängte ihn wohl dazu, einzugestehen, dass er sich bis vor kurzem möglicherweise eine kleine Liebelei mit Cleo hätte vorstellen können, aber jetzt lagen die Dinge halt anders. Seine alte Freundin war wieder Teil seines Lebens, und sie war zufällig eine superattraktive, berühmte Frau. Im Grunde musste Cleo doch verstehen, dass sie im Vergleich … tja, sorry, es gab da keinen Vergleich. Überhaupt nicht. Schluss, aus.
Glücklicherweise schossen ihr diese Gedanken binnen einer Nanosekunde durch den Kopf. Ohne zu zögern konnte sie fröhlich rufen: »He, kein Grund, dich zu entschuldigen. Honor ist großartig und richtig nett. Es ist auch an der Zeit, dass du dir eine Frau suchst und zur Ruhe kommst. Du bist schließlich nicht mehr so jung, wie du mal warst!«
Es klang eigentlich ziemlich überzeugend, fand sie.
»Danke.« Johnnys Blick senkte sich auf ihren Busen. Sah er sich den Chilisoßenfleck an oder ihre traurig unterentwickelten Brüste? »Tja, das war es schon, ich wollte das nur erklären.« Sehr darauf bedacht, das Thema zu wechseln, fuhr er rasch fort: »Aber wie geht es dir? Was macht der Hals?«
Cleos Hand fuhr zur der gepolsterten Schaumstoffhalskrause, die derzeit ihren Kopf auf den Schultern hielt und sie zwang, herumzulaufen, als stecke ihr ein Besen im Hintern. Heiter meinte sie: »Gar nicht so schlimm.«
Anders als ihr Herz.
»Es hätte schlimmer ausgehen können.« Er sah aus, als wolle er noch mehr sagen, aber Cleo hielt das nicht aus. Die Kontrolle drohte ihr zu entgleiten, und sie hatte nur noch die Wahl, in den Schankraum zurückzukehren, bevor sie etwas sagte oder tat, was sie bereuen würde.
Als sich die Tür hinter ihnen schloss, sah sie, dass Honor gerade dabei war, eine Runde auszugeben. Sie winkte Cleo zu. »Da sind Sie ja! Noch ein Weißwein?«
»Äh, danke nein.«
»Ach kommen Sie schon, wir trinken alle was. Bitte lassen Sie mich Ihnen einen ausgeben.«
Okay, das war etwas surreal. Honor Donaldson, australisches Supermodel, flehte sie an, ihr einen Drink ausgeben zu dürfen. Unter anderen Umständen wäre das der Höhepunkt ihres Jahres gewesen.
Aber nicht, wenn Honor gerade im Triumphzug den Mann zurückerobert hatte, mit dem Cleo beinahe eine Beziehung eingegangen wäre. Egal, wie unpassend die Beziehung gewesen wäre, egal wie katastrophal sie nur hätte enden können. Es war einfach so: Johnny hatte ihr Herz gewonnen, und vielleicht war es jetzt nicht völlig zerbrochen, aber es hatte definitiv einen Riss.
»Ich würde ja gern, aber ich bin völlig erledigt«, log Cleo. »Ich muss wirklich nach Hause.«
»Sie ist ein Weichei«, erklärte Ash. Na bitte, wenn Fia zugegen war, wurde er praktisch stumm, aber mit Honor, an der ihm offenbar nichts lag, war er vollkommen entspannt.
»Ich nehme starke Schmerzmittel, die man nicht mit Alkohol mischen sollte.« Cleo winkte allen zum Abschied und sagte zu Honor: »Warum bitten Sie
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