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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Jeansjacke.
    Sie war wirklich nicht gerade hässlich. Sie war hübsch. Und sie sah so sehr wie Tom aus, dass es schon fast lächerlich war.
    Abbie nickte bedächtig. Das war es also, nun kannte sie die Wahrheit. Tom war nicht krank. Er hatte auch keine Affäre. Aber er hatte eine gehabt, vor vielen Jahren. Ihr liebevoller, ehrlicher, absolut vertrauenswürdiger Ehemann war ihr untreu geworden und seine Geliebte hatte einem Mädchen das Leben geschenkt, das jetzt – verständlicherweise – unbedingt ihren Vater kennenlernen wollte.
    Und nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten, war es, als ob man ihr immer und immer wieder ein Messer in den Bauch rammen würde. Abbie griff sich an die Brust und stieß ein tiefes Wehklagen aus, als ihre Welt in Trümmer fiel.

    Eine Stunde später klingelte das Telefon. Die Ruferkennung ließ sie wissen, dass es Des Kilgour vom Gartenzentrum war. Abbie fühlte sich miserabel. Sie ging trotzdem an den Apparat und murmelte: »’llo.« O Gott, ihr Hals war vom Weinen so geschwollen, dass sie nicht einmal mehr wie sie selbst klang. Sie wünschte, sie hätte nicht abgenommen. Zu spät.
    »Abbie? Sind Sie das?« Des klang überrascht.
    »Ja.« Sie räusperte sich und versuchte es erneut. »Hallo.«
    »Hören Sie, ich sitze gerade über dem Schichtplan. Magda muss am Wochenende ihren Onkel beerdigen, darum sind wir unterbesetzt. Besteht die Möglichkeit, dass Sie Ihren Donnerstag mit ihr tauschen?«
    »Äh … also …« Abbies Hirn war wie Watte. Das war doch ohnehin erst in vier Tagen.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, ja … ja, mir geht’s gut …«
    »Nein, Ihnen geht’s nicht gut. Was ist los?«
    »Nichts …« Die Tatsache, dass er so nett war, dass er so klang, als ob er wirklich mit ihr mitfühlte, gab ihr den Rest. Ein gewaltiger, unkontrollierbarer Schluchzer brach wie eine Kanonenkugel aus ihr heraus.
    »Okay, jetzt reicht’s. Liegt es an Tom?« Des wurde immer lauter und drängte in sie: »Schlägt er Sie?« Als ob er Supermann sei, jederzeit bereit, zur Rettung zu eilen.
    »N-nein. Tom ist gar nicht hier. Er ist zum A-angeln.« Ein weiterer Schluchzer entrang sich unwillkürlich ihrer Brust. Ihr Gesicht war angespannt und salzig von all den Tränen.
    »Sie sind ganz allein? Na schön, rühren Sie sich nicht vom Fleck, ich bin in fünf Minuten bei Ihnen.«
    »Nein … das müssen Sie nicht …« Aber es war zu spät. Des hatte bereits aufgelegt. Er war schon auf dem Weg.
    Abbie hatte gerade noch Zeit, sich das Gesicht zu waschen und ihr Spiegelbild mit den rot unterlaufenen Augen kläglich im Spiegel anzustarren, da klingelte es unten auch schon an der Tür. Wenn Cleo Zeit gehabt hätte, dann hätte Abbie sie gebeten, vorbeizuschauen. Aber Cleo war mit Will in Bristol, und jetzt, wo Des hier war, war sie dankbar für seine Gesellschaft. Der Drang, über alles zu reden, wallte unaufhaltsam in ihr auf, wie Wasser in einem Gartenschlauch, und Des, der freundliche Des, wäre bestimmt ein guter Zuhörer.
    Als Abbie die Haustür öffnete, warf er einen Blick auf ihr Gesicht und fragte: »Was ist passiert?«
    »Tom. Er hatte eine Affäre.« Abbie ging ins Wohnzimmer voraus. Es war, als sähe sie es mit neuen Augen. Alles war makellos, weil sie beide immer sehr stolz auf ihr Heim gewesen waren. Von der hellgelben Tapete von Colefax und Fowler und den farblich passenden Vorhängen bis zu den polierten Parkettbohlen und den cremefarbenen Teppichen war alles perfekt. Sie schaute zu den glücklich lächelnden Gesichtern von ihr und Tom in Bilderrahmen, die auf den Tischen und den Fensterbrettern im ganzen Raum standen. Sie kippte den erstbesten Rahmen um. »Und es gibt ein Baby.« Es laut auszusprechen ließ sie schaudern. Plumps , das nächste Foto fiel mit dem Gesicht nach unten um. »Eine Tochter.« Knack machte das Glas in dem liebevoll polierten Silberrahmen, in dem das Foto von ihrem Hochzeitstag steckte. O ja, der glücklichste Tag ihres Lebens. »Sie heißt Georgia.« Knirsch .
    »Oh, Abbie, meine Güte, das tut mir leid.« Des wirkte erschüttert. »Ist sie gerade erst auf die Welt gekommen?«
    Abbie schüttelte den Kopf, zog den Umschlag aus der Tasche ihres Morgenmantels und reichte ihn Des. Sie sah zu, wie er erst das Foto betrachtete, dann den Brief las.
    Als er fertig war, sagte Des. »Das ist ziemlich heftig. Aber sie sagt nicht, wie alt sie ist. Vielleicht ist es ja passiert, bevor Sie und Tom zusammenkamen.«
    »Netter Versuch.« Abbies Kiefer

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