Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
Garten, größer als ein Fußballfeld. Obwohl man es in der Größe nicht mehr Garten nannte, sondern Anwesen .
»Ich kann es Will ja vorschlagen.« Und anfangen, Lottoscheine zu kaufen. »Wie viel verlangt ihr dafür?«
Johnny zuckte mit den Schultern. »Morgen kommen ein paar Immobilienmakler, die sich alles ansehen und mir dann einen Schätzwert nennen. Ich habe keine Ahnung vom Markt, aber vermutlich irgendwas zwischen zwei und zweieinhalb.«
Zweieinhalb Millionen Pfund. Cleo stellte sich die Zahl vor, all diese Nullen, die über das Papier kullerten, wenn man sie aufschrieb. Ob Johnny eine Ahnung hatte, was für eine unvorstellbar riesige Summe Geld das war? Er sagte es so beiläufig, als sei es das Normalste der Welt …
Tja, möglicherweise würden sie und Will doch nicht zuschlagen. »Viel Glück. Dann überlass ich dich jetzt mal wieder den anderen.«
Als sie gerade gehen wollte, fragte er: »Dein Freund, ist der Versicherungsvertreter?«
»Was? Nein ! Warum?«
»Bin nur neugierig.« Johnnys Mundwinkel wanderten zu einem Lächeln nach oben. »Er sieht nur so aus, das ist alles.«
Oooooh ….
»Ach herrje, schau dich nur an.« Abbie begrüßte sie mitfühlend. »Ich habe gesehen, wie du eben mit Johnny geredet hast. Ist dir wieder an die Nieren gegangen, oder? Hier, nimm einen Schluck von meinem Malibu.«
Cleo konnte sich immer darauf verlassen, dass es ihr im Beisein ihrer Schwester wieder besserging. Abbie sah an diesem Tag entzückend aus. Ihr feines, honigblondes Haar fiel in sanften Wellen auf die Schultern, und ihr Teint leuchtete, dank der gewissenhaften Anwendung von Make-up, das sie im Allgemeinen nicht verwendete, sondern ›für gut‹ aufsparte.
Andererseits kannte auch schwesterliches Mitgefühl seine Grenzen. »Ich habe eine bessere Idee. Warum hole ich mir nicht selbst einen Drink? Wo doch Lawrence bezahlt. Was bedeutet, dass Johnny zahlen muss. Ich nehme ein großes Glas trockenen Weißwein, bitte.« Cleo winkte Deborah hinter der Theke. »Wunderbar, danke. Ehrlich, der ändert sich doch nie.« Sie nahm einen großen Schluck des dringend benötigten Weines. »Zweieinhalb Millionen Pfund will er für das Haus seines Vaters haben. Er hat gefragt, ob Will und ich ihm ein Angebot machen. Außerdem will er Ravenswood noch vor Weihnachten verkauft haben, weil er ein zweites Apartment in New York kaufen will, um es in eine Galerie umzuwandeln. Ehrlich, ist es ihm völlig egal, dass Lawrence gerade erst gestorben ist? Für ihn ist das alles nichts weiter als ein warmer Geldregen, der genau zur richtigen Zeit kommt … mein Gott, da kann einem schlecht werden.«
»Höre ich hier gerade eine Schmährede?« Tom, Abbies Ehemann, wirkte selbstzufrieden. »Ha, das Wort habe ich noch nie zuvor benutzt. Aber genau das ist es, oder? In meinen Ohren klingt das definitiv nach einer Schmährede.«
Cleo lächelte, weil Tom in seinem dunklen Beerdigungsanzug und dem hellblauen Hemd, das seine funkelnden Augen unterstrich, so gut aussah. Es war immer ein bisschen merkwürdig, ihn ohne seine übliche Arbeitskleidung zu sehen, ein staubiges Polohemd und Jeans. Er hatte sich zu Ehren von Lawrences’ Beerdigung sogar die Haare schneiden lassen.
»O ja, das ist eine Schmährede. Manche Menschen verdienen eine.« Sie nickte und nahm noch einen großen Schluck Wein.
»Aber du hast ihn doch mal gemocht«, sagte Tom.
»Wie bitte?« Cleo erstarrte. »Habe ich nicht!«
»Musst du aber. Wenn du ihn nicht gemocht hast, warum hast du dann damals ja gesagt, als er sich mit dir verabreden wollte?«
Ach du Schande! Zu seiner Linken war Abbie plötzlich angelegentlich damit beschäftigt, an einem losen Faden ihrer bronzefarbenen Bluse zu zupfen. Cleos Herz schlug auf einmal doppelt so schnell. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
Tom musste lachen. Er drohte ihr mit dem Finger. »Komm schon, ich weiß, es ist schon eine Weile her, aber du hast es trotzdem getan. Johnny LaVenture hat dich in der Schuldisco angesprochen und du hast ja gesagt – he, Vorsicht mit meinem Drink!«
»Tom.« Abbie hatte ihn mit dem Ellbogen angestoßen und schoss ihm nun einen warnenden Blick zu. »Halt die Klappe.«
Cleo starrte sie mit offenem Mund an und rief dann ungläubig: »O mein Gott, ihr wisst das? Ihr wisst es beide?«
Es handelte sich um ihr tiefstes, dunkelstes und peinlichstes pubertäres Geheimnis. All die Jahre hatte sie es in sich vergraben und sich gesagt: Okay, ich habe mich zum Volltrottel gemacht, aber
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