Being
steht drin, du hast jemanden
umgebracht
–«
»Hab ich aber nicht.«
Sie zuckte die Schultern.
»Das ist ein abgekartetes Spiel«, erklärte ich ihr. »Ich hab niemanden umgebracht.«
»Du hast eine Pistole«, sagte sie. »Du hast auf mich geschossen, verdammt noch mal. Was soll ich denn davon halten?«
Auf einmal kam ich zu mir. Ich fing an, mich wieder wie Robert Smith zu fühlen.
»Es ist nicht so, wie es aussieht«, sagte ich.
»Nein?«
»Nein.«
»Wie ist es denn dann?«
Ich antwortete nicht. Was sollte ich sagen? Wie sollte ich alles erklären? Ich
wusste
nichts. Und selbst wenn, hätte es keinen Unterschied gemacht. Sie hätte mir nie geglaubt.
»Was hast du vor?«, fragte sie.
»Wie?«
»Was du vorhast?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Was hast
du
vor?«
|131| Sie lächelte vorsichtig. »Hör mal, Robert«, erklärte sie, »ich hab Angst gehabt, okay? Ich hab das über dich in der Zeitung gesehen und mich dran erinnert, dass ich dich kenne, das ist alles. Ich hatte nicht vor, irgendwas zu tun. Was denn auch? Bevor du hier aufgetaucht bist, wusste ich doch gar nicht, wo du warst. Und dann hatte ich keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich war einfach ein bisschen unter Schock, verstehst du? Ich meine, was würdest du tun, wenn ich plötzlich zu dir käme und du hättest gerade in der Zeitung gelesen, dass ich ein Mörder bin?« Sie zündete sich eine neue Zigarette an. »Ich war in Panik, das ist alles. Ich wusste nicht, was ich machen sollte.«
»Ich hab niemanden umgebracht«, erklärte ich ihr wieder.
»Okay«, antwortete sie, »wenn du es sagst. Aber es ist mir ziemlich egal, was du getan hast. Ich hab nicht vor, dich zu verpfeifen, klar?«
»Wieso nicht? 50.000 Pfund sind eine Menge Geld.«
Sie lachte. »Glaubst du, ich will irgendwas mit der Polizei zu tun haben? Komm, Robert … du weißt doch, was ich hier mache.« Sie sah mich an. »Ich meine, deshalb bist du doch hier, oder?«
Sie hatte recht. Ich war gekommen wegen dem, was sie machte. Sie machte nämlich gefälschte Ausweise. Damit verdiente sie ihr Geld – mit dem Herstellen, Beschaffen und Verkaufen von gefälschten Ausweisen. Dafür war die ganze Ausrüstung da – die Scanner und Kameras und der ganze Rest. Gefälschte Ausweise. Pässe, Führerscheine, Geburtsurkunden, Krankenversicherungskarten. Alles und jedes. Wenn du das nötige Geld hattest, verschaffte dir Eddi ein völlig neues Leben.
Das Problem war nur, ich hatte das nötige Geld nicht.
|132| Und jetzt musste ich auch noch über die 50.000 Pfund Belohnung nachdenken.
Eddi war klug. Das musste sie in ihrem Geschäft sein. Und ich war mir ziemlich sicher, sie würde einen Weg finden, die Belohnung zu kassieren, ohne dass die Polizei herausfand, was sie machte. Aber ich brauchte sie. Ich brauchte eine neue Identität. Ich brauchte ein völlig neues Leben. Oder ich würde nicht lange überleben.
Wir starrten uns jetzt an. Eddi überlegte, ich überlegte. Wir versuchten beide, uns über alles klar zu werden.
»Ich will keine Schwierigkeiten«, sagte ich.
»Was für Schwierigkeiten?«, entgegnete sie leichthin. »Es gibt keine Schwierigkeiten. Alles ist gut.«
»Nein, ist es nicht.« Ich tippte mit der Pistole auf die Zeitung. »Wenn diese Leute mich finden, bringen sie mich um.«
Sie lachte. »Sei nicht albern –«
»Sie bringen erst mich um und dann bringen sie dich um.«
Eddi schüttelte den Kopf. »Die Polizei bringt niemanden um.«
»Das ist nicht die Polizei.«
»Wie meinst du das? In der Zeitung steht –«
»Die bringen dich um, Eddi, glaub’s mir. Wenn sie rausfinden, dass ich hier war, lassen sie dich nicht am Leben.«
Sie wollte etwas sagen, doch als sie den Blick in meinen Augen sah, entschied sie sich anders. Sie erinnerte sich jetzt an den Schuss. Erinnerte sich daran, was ich sein konnte. Sie senkte den Blick und schaute weg.
»Ich muss jemand anderes werden«, erklärte ich ihr.
Sie sah zu mir auf. »Was?«
|133| »Ich muss jemand anderes werden. Ich brauche Ausweis, Pass, Führerschein, Bankkonto, Kreditkarte –«
»Wie viel?«
»Wie viel was?«
»Wie viel Geld du hast?«
»Nicht viel«, gab ich zu. »Ein paar Hundert in bar, eine Scheckkarte, ein paar Kreditkarten …«
Eddi sah mich düster an. »Das ist alles? Das ist alles, was du hast?« Sie schüttelte den Kopf. »Dafür kann ich nicht viel machen.«
Ich richtete die Pistole auf sie. »Ich glaube doch.«
Wir verbrachten den Rest des Tages damit, mich in jemand andern zu
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