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Being

Titel: Being Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Baustelle vorbeizuschieben. Autos wechselten |199| die Spur und versuchten, den schnellsten Weg durch den Engpass zu nehmen. Eddi war das egal, sie bremste den Civic ab, fuhr auf die Innenspur und blieb dort. Ich kurbelte das Fenster herunter, um ein bisschen Frischluft zu schnappen, aber es kamen nur Auspuffgase rein. Also kurbelte ich es wieder hoch und kehrte zurück zur Wahrheit.
    Ich erzählte Eddi, wie ich mir Ryans Waffe geschnappt und ihn bewusstlos geschlagen hatte … wie ich Casing gezwungen hatte, mich wieder zuzunähen. Ich erzählte ihr von meiner Flucht aus dem Krankenhaus, meiner Zeit mit Kamal, meinem Zimmer im Hotel Paradise. Ich erzählte ihr, wie ich in das Zimmer ging und mich aufs Bett legte … wie ich mich mit Whisky und Tabletten selber betäubte … wie ich mich entschied, dass es nur eine Lösung gab.
    Als ich ihr erzählte, wie ich die Bauchwunde wieder aufgeschnitten hatte, wäre sie fast in den Wagen vor uns gekracht.
    »Scheiße!«, stöhnte sie, trat in die Bremse und brachte den Civic kreischend zum Stehen. Der Motor war abgewürgt, aber sie versuchte nicht, ihn wieder anzulassen. Stattdessen starrte sie mich bloß an. »Du hast
was
gemacht?«
    »Ich hab mich selbst aufgeschnitten … ich musste es tun. Ich musste doch herausfinden, warum sie in mir rumgestochert hatten.«
    »Wieso hast du sie nicht einfach
gefragt

    »Sie hatten Pistolen … ich wusste nicht, wer sie waren. Das Einzige, was ich wollte, war raus. Ich hatte keine Zeit, irgendwen was zu fragen.«
    »Ja, aber dich selbst aufschneiden … ich meine, verdammt noch mal, Robert. Wie konntest du das
tun
? Hat das nicht wehgetan?«
    |200| Genau in dem Moment hupte hinter uns ein Auto. Eddi startete den Motor und fuhr weiter. Zentimeterweise näherten wir uns dem Wagen vor uns, dann blieben wir stehen. Eddi sah mich an und wartete, dass ich etwas sagte.
    »Ich war betrunken«, erklärte ich ihr. »Ich hab es einfach getan. Ich spürte etwas in mir, in meinem Körper. Ich musste herausfinden, was es war.«
    »Und hast du es rausgefunden?«
    »Mehr oder weniger …«
    »Was meinst du damit?«
    Ich hielt wieder inne, holte tief Luft und versuchte, mir vorzustellen, was ich in meinem Körper hätte finden können. »Da war etwas unter meiner Haut«, erzählte ich ihr. »Nicht direkt
unter
der Haut, sondern tief unten drin, verdeckt von lauter Muskeln und so. Ich spürte es, wenn ich die Hand in die Wunde legte. Es fühlte sich an wie … keine Ahnung. Wie ein flaches Stück Metall oder Hartplastik.«
    Eddi zitterte.
    »Erst hab ich’s nicht rausbekommen«, erzählte ich ihr. »Es hing an irgendwas fest. Ich musste in mir herumgraben und es mit einem Skalpell rausschneiden.«
    »Scheiße«, murmelte Eddi. »Was war es?«
    Die Autoschlange bewegte sich jetzt nicht mehr, aber ich glaube nicht, dass Eddi das merkte. Sie war jetzt wie gebannt, saß nur da und starrte mich an wie ein Kind, das mit aufgerissenen Augen einer Gutenachtgeschichte lauscht.
    »Was
war
es, Robert?«, fragte mich Eddi wieder. »Dieses Ding, das du dir aus dem Körper geschnitten hast … was war es?«
    |201| »Ich bin mir nicht sicher«, sagte ich. »Ich glaube, es war so eine Art Mikroprozessor … du weißt schon, wie so ein Computerchip. Keine Ahnung … es hatte ungefähr die Größe einer Streichholzschachtel … nur flach. Wie eine Kreditkarte.«
    »Ein
Mikroprozessor

    »Keine Ahnung … ich meine, ich versteh nichts von Computern und so, aber irgendwas in der Art war es. Verstehst du … dünn, Kunststoff, schwarz. Blank und hart … auch ein bisschen grünlich.« Ich schloss die Augen und stellte mir das imaginäre Teil vor. »Es sah so aus, als ob Massen an Zeug drauf wären, kompliziertes Zeug …«
    »Was für kompliziertes Zeug?«
    »Verbindungen … kleine Rechtecke, Punkte, Linien …«
    »Wie bei einer Schaltplatte?«
    »Ja.«
    »Scheiße«, sagte Eddi und schüttelte den Kopf. »Und das war in dir
drin

    Ich nickte.
    »In dir
befestigt

    Ich nickte noch einmal. »Überall am Rand hatte es so eine Art von Minikontaktpunkten, kleine goldene Dinger … und es gab auch Drähte, winzige silberne Fäden …« Ich schloss wieder die Augen und erinnerte mich an die Dinge, die ich gesehen hatte. Schwarze Dinge, graue Dinge, verschwommen und formlos. Fäden, matt silbrig-weiß und dunkel glänzend im Licht des Auges. Verworrene Muster aus Punkten und Linien, Kreisen und Wellen. Dünne Härchen bewegten sich wie kleine Würmer zu der

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