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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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plötzlichen Übereifer ihrer Freundin. »Treibt dich wohl die Neugierde?«, fragte sie ziemlich verhalten.
    »Eher das Kalkül«, antwortete Gabriele listig schmunzelnd. »Sieh mal, in erster Linie bin ich
    Geschäftsfrau. Wenn in Engelhardts Worten nur ein Fünkchen Wahrheit steckt, handelt es sich um eine ganze Menge Gold. Schon ein Bruchteil davon könnte uns zu zwei sehr wohlhabenden Damen machen. Aber wie immer im Business, muss ich wohl zunächst investieren, um in dieses Geschäft einsteigen zu können.«
    Sina kratzte sich am Kopf. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Ich bin weder eine Draufgängerin …«
    »Wie man’s nimmt!«, warf Sina ein.
    Gabriele schüttelte entschieden den Kopf, »… noch spiele ich gern Roulette. Daher setze ich uns ein Limit, mit dem wir bei unserer Exkursion auskommen müssen.« Etwas kleinlauter fügte sie hinzu: »Ich hoffe, dass ich diese Investition später wieder herausbekomme.«
    Sina ließ Gabis Worte auf sich wirken. »Klingt sehr vernünftig. Fast zu vernünftig.«
    »Ja, schließlich will ich alte Fehler nicht wiederholen. Nun lass uns aber gehen. Wir müssen morgen früh aus den Federn, um mit den Vorbereitungen loszulegen.«
    Gabriel erhob sich zum Gehen, als Sina sie am Ärmel fasste. »Moment noch«, sagte sie mit ernstem Gesicht. »Dieser Typ vorhin …«
    »Von wem sprichst du?«, fragte Gabi und befreite sich aus Sinas Griff.
    »Na, von dem Mann, der plötzlich am Wagen aufgetaucht war.«
    »Was soll mit dem gewesen sein? Er hatte ein etwas unglückliches Auftreten, aber sonst?«
    Sina zögerte. »Dieser Mann … groß, Stiernacken, helle Haut und rötliche Haare. Ich glaube, ich habe ihn schon einmal gesehen.«
    Gabriele lächelte. »Wo denn? Im Irish Pub?«
    Sina nickte ängstlich. »Ja, irisch hat er wahrhaftig ausgesehen. Wie ein irischer Bauer.« Sie wurde blass. »Einer der Fremden damals, im Bunker, war vom gleichen Schlag.«
    Auch Gabriele wich die Farbe aus dem Gesicht. »Du willst doch nicht etwa sagen, dass … dieser Kerl soll einer der Männer aus dem Peenemünder Bunker gewesen sein? Bist du dir sicher?«
    »Nein, es ist nur ein Gefühl. Vielleicht Einbildung – aber allein die Vorstellung jagt mir einen Heidenschreck ein.«
    Gabriele strich ihr sanft übers Haar. »Das kannst du laut sagen. Eine beunruhigende Vorstellung.« In aufmunterndem Tonfall schlug sie vor: »Lass uns unsere Reise damit verbinden, um ein paar Tage auszuspannen und Urlaub zu machen. Wie heißt es so schön: Berlin ist immer eine Reise wert!«

    12

    Gabriele buchte den Flug im Reisebüro gegenüber des Alten Rathauses. Danach ging sie quer durch die Altstadt zum Lorenzer Platz. Unmittelbar neben dem monumentalen Sakralbau St. Lorenz war der Hauptsitz der Sparkasse, wo sie einen Termin mit Fritz Wonker vereinbart hatte. Fritz war ein alter Schulfreund, mit dem sie das Labenwolf Gymnasium besucht hatte. Außerdem war er Anlagenberater und deshalb Gabis erste Wahl bei ihrer Suche nach einem vertrauenswürdigen Gesprächspartner.
    Gabi durchquerte die helle hohe Haupthalle und fuhr mit einem gut gepflegten gläsernen Fahrstuhl im original 50er-Jahre-Stil ins obere Stockwerk. Fritz Wonker, klein, füllig und mit über dem Bauch spannendem Hemd, kam ihr im Flur entgegen und begleitete sie munter plappernd in sein Büro.
    Nach einem – Gabrieles Empfinden nach – viel zu langen Smalltalk über die ›alten Zeiten‹, stellte Fritz endlich die erhoffte Frage: »Also, Gabi, was kann ich für dich tun? Du willst investieren? In Gold, ist das richtig? Dann bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite.« Er beugte sich zu ihr vor und verkündete im konspirativen Flüsterton: »Die beste Versicherung gegen staatliche Willkür.«
    Gabi heuchelte Interesse für die Anlageformen
    des Geldinstituts vor, kehrte kurz darauf jedoch die zögernde Skeptikerin heraus: »Das sagt sich alles so leicht. Aber bevor ich euch mein schönes Geld anvertraue, möchte ich mehr darüber wissen. Was hat Gold, was normale Aktien oder Beteiligungen nicht haben?«
    Fritz nahm die Frage mit jovialem Lächeln auf. »Endlich mal jemand, der sich ans Eingemachte wagt.«
    »Bitte?«
    Fritz lachte, wobei sich sein Hemd gefährlich über dem Ballonbauch spannte. »Du willst mehr über Gold wissen, ja? Willst begreifen, worin seine Faszination begründet liegt?« Er stieß sich von seinem Schreibtisch ab und lehnte sich zurück. »Zunächst mal die Grundlagen: Gold ist selten, es glänzt schön, es ist leicht

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