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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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vorwurfsvoll.
    »Verfluchter Mist!«, entfuhr es Sina. »Was sollen wir jetzt machen?« Sie starrte auf den erschlafften Körper vor ihnen. »Der ist tot, oder?«
    »Bin ich Ärztin?«, keifte Gabriele. »Aber ich schließe mich dir an: verfluchter Mist!«
    Das Geheul des Notarztwagens störte den Showdown des Films und vermasselte wohl etlichen Besuchern des Autokinos den Rest des Abends. Sina und
    Gabi aber waren froh, als sie die Verantwortung abgeben konnten und der kollabierte Engelhardt in fachmännische Hände übergeben wurde.
    Eine sehr junge Notärztin gab sich redlich Mühe, dem Körper letzte Lebensreste abzutrotzen, bevor sie völlig außer Atem und um Fassung ringend aufgab. »Herzversagen«, urteilte sie abschließend, »da kommt jede Hilfe zu spät.«

    11

    Sina zog die Reißverschlüsse ihrer Stiefel auf. »Ich bin völlig erledigt«, stöhnte sie.
    Gabriele wollte es ihr gleichtun. Denn sie freute sich nach dem schlimmen Erlebnis im Autokino auf die Ruhe ihrer Wohnung, um die Ereignisse verarbeiten zu können. Doch dann besann sie sich auf eine andere Möglichkeit. »Zieh die Stiefel wieder an, Sina«, befahl sie. »Wir bleiben nicht bei mir. Auf den Schreck brauche ich etwas Deftiges zu essen. Ich kenne einen guten Griechen in Schoppershof. Bei dem kriegen wir um diese Uhrzeit noch würziges Bifteki oder herzhaftes Moussaka.« Mit leisem Murren zog Sina die Reißverschlüsse wieder zu.
    Zehn Minuten später saßen sie im schummrig beleuchteten Gastraum des Griechen. Sie waren die letzten Gäste, wurden aber herzlich aufgenommen, auch wenn die Wirtsfamilie selbst sich daran machte, nach getaner Arbeit ausgiebig zu tafeln. Die beiden Frauen profitierten davon, denn anstatt ein Standardgericht von der Karte serviert zu bekommen, tischte der Kellner ihnen Kostproben des Familienessens auf.
    Zwischen gefüllten Weinblättern und frittierten Sardinen mutmaßte Sina: »Das ist doch nicht normal, dass man einfach so an Herzversagen stirbt.«
    Gabriele kräuselte die Stirn. »Nicht normal, sagt
    du? Leider doch. Fest steht, dass Herz-und Kreislauferkrankungen hierzulande die häufigsten Todesursachen sind. Gesund und munter sah Engelhardt ja wirklich nicht aus.«
    »Schon, aber deshalb muss er nicht gleich tot umfallen, kaum dass wir ein paar Worte mit ihm wechseln«, ereiferte sich Sina. »Meinst du, dass die Aufregung zu viel für ihn war? Und dann der Schreck, als plötzlich dieser große Kerl am Wagen aufkreuzte …«
    »Mag sein«, wog Gabriele ab. »Aber was soll’s? Lebendig machen können wir ihn nicht.« Sie hielt kurz inne und fügte hinzu: »Schau mich nicht so vorwurfsvoll an. Meine Trauer hält sich in Grenzen, immerhin kannte ich Engelhardt kaum.« Sie schob sich die nächste Weinblattrolle in den Mund. Während sie noch kaute, redete sie weiter: »Weißt du, all das Zeug, das er gefaselt hat, über DDR-Gold und Geldschiebereien – das klang schon sehr nach Spinnerei.«
    »Ihm war es aber sehr ernst damit. Er hat daran geglaubt, was er sagte«, hielt Sina dagegen. Sie konnte es nur schwer nachvollziehen, wie leicht ihre Freundin mit dem Tod eines Menschen fertigwerden konnte.
    »Vielleicht hat er es nicht verwinden können, dass seine Spitzeldienste für die Stasi im wiedervereinigten Deutschland nicht mehr vonnöten sind«, blieb Gabi skeptisch.
    »Du meinst, Engelhardt hat sich das alles nur ausgedacht? Eine Verschwörungstheorie, auf die selbst eine erfahrene Journalistin wie Cornelia Probst her
    eingefallen ist?« Sina spießte eine Sardine auf ihre Gabel. »Aber warum hat er uns dann einen konkreten Namen genannt? Emil Schmidbauer – wir brauchen doch nur ins Telefonbuch zu schauen und diesen Schmidbauer anzurufen, und schon würde die ganze Lügengeschichte auffliegen.«
    Gabriele zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich ja. Der Name kommt mir vage bekannt vor. Ist das nicht ein Politiker?«
    »Zumindest kein Kanzler und auch kein Minister. Ich kenne ihn jedenfalls nicht.«
    »Doch, doch, der Name ist mir geläufig. Aus der Zeitung oder aus dem Fernsehen – ich kann ihn im Moment nur nicht unterbringen.« Sie klopfte sich mit der Fingerspitze gegen die Stirn, als wollte sie ihrem Erinnerungsvermögen damit auf die Sprünge helfen. Schließlich meinte sie: »Hör mal, Schätzchen, das mit dem Telefonbuch ist gar keine schlechte Idee von dir. Neben den Gästetoiletten hängt ein Fernsprechapparat. Da liegt sicher eines. Schlag den Namen Schmidbauer bitte mal nach.«
    Sina machte große

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