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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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formbar und es ist im wahrsten Sinne unvergänglich. Gold rostet nicht, Gold verrottet nicht. Gold ist einer der wenigen Stoffe, die sich dem Verbrauch entziehen. Fast. Nur die moderne Mikroelektronik hat es geschafft, das Edelmetall in kleinen Mengen so einzusetzen, dass es anschließend für immer verloren ist.« Die kleinen intelligenten Augen des Bankers funkelten euphorisch, als er weiterredete: »Wen wundert es da, dass das unvergängliche Gold die höchste Wertschätzung gerade in Zeiten der Krise erlebt. Wenn die Aktien schlappmachen, wenn Banken wackeln, dann greift der Mensch verstärkt zum Zahlungsmittel seiner Vorväter.«
    »Wir haben zurzeit aber gar keine Krise«, gab Gabriele zu bedenken.
    »Die Weitsichtigen decken sich schon vor der Krise ein. Antizykliker sind gut beratene Anleger, die ahnen, dass der Boom der Wirtschaft irgendwann nachlässt.« Augenzwinkernd ergänzte er: »Eines darfst du nicht vergessen. Eine ganz private Währungsreserve in Gold ließe sich nach einem Totalzusammenbruch als Zahlungsmittel für den Kartoffel-und Fleischkauf beim Bauern, draußen auf dem Land, verwenden.«
    »Na, so weit wird es hoffentlich nie kommen«, lachte Gabriele.
    »Wie es auch kommen mag, das Gold wird alle Turbulenzen überstehen. Die derzeit vorhandene Menge wurde über Jahrhunderte hinweg angehäuft. Das meiste davon hat einen abwechslungsreichen Kreislauf von Verarbeitung und Einschmelzen erlebt.« Fritz suchte nach einem Beispiel. »Der Goldkegel von Ezelsdorf-Buch! Du kannst ihn in der Abteilung Vor-und Frühgeschichte des Germanischen Nationalmuseums bewundern. Das Prachtstück wurde um 1.000 vor Christus gefertigt. Und er existiert nur deshalb noch in seiner ursprünglichen Form, weil der Priesterhut aus der Bronzezeit eine halbe Ewigkeit unter der Erde lag und erst 1953 ausgebuddelt wurde. Normalerweise wäre der Hut in früheren Zeiten schnell mal in der Schmelze gelandet und dabei auf Streichholzschachtelgröße geschrumpft. So wie es die Spanier mit den in Süd
    amerika erbeuteten Inka-Schätzen machten, damit mehr davon aufs Schiff passte.«
    »Ihr verkauft euer Gold ja auch in kleinen handlichen Barren«, merkte Gabriele an.
    »Ja, aber ich behandle Gold trotzdem stets mit höchstem Respekt. Es ist ja viel mehr als ein Zahlungsmittel oder eine Wertanlage. Gold symbolisierte von jeher den Abglanz des Himmels auf die irdischen Eliten …«
    »Jetzt übertreibst du.«
    »Das sagen die meisten meiner Kunden«, gab Fritz mit zerknautschtem Gesichtsausdruck zu. »Von solchen Überhöhungsideen sind heutige Goldanleger weit entfernt. Börsenzocker hat Gold ohnehin schon immer gelangweilt.«
    Gabriele sah den Moment gekommen, in dem sie konkreter werden konnte. »Sagt dir das Stichwort ›DDR-Gold‹ etwas?«, fragte sie und sah Fritz eindringlich in die Augen.
    Dieser verzog den Mund. »Es wurde einmal über eine märchenhafte Goldreserve von über 20 Tonnen im Keller eines Berliner Dienstgebäudes gesprochen. Ja, davon habe ich gehört.«
    »Weißt du darüber Näheres?«
    Fritz zog ein kariertes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und tupfte sich die Stirn. »Eine solche Menge an einem ungesicherten Ort zu lagern, wäre recht ungewöhnlich. Immerhin würde es sich um einen beträchtlichen Teil der Weltjahresproduktion an Gold handeln.«
    »Ist es deiner Meinung nach möglich, dass das Gold aus dem Bestand der DDR-Staatsbank abgezweigt wurde?«, konkretisierte Gabriele.
    Fritz rutschte in seinem Sessel hin und her. »Du bist Geschäftsfrau, Gabi. Denk an die Buchführung. Da sicher auch über die Goldbestände der DDR intern genau Buch geführt wurde, hätte diese Menge in den Prüfungsberichten vermerkt werden müssen. Darüber ist aber nichts bekannt, zumindest habe ich nie etwas in den einschlägigen Fachblättern gelesen.«
    »Hältst du es für möglich oder nicht?«, bohrte Gabi tiefer.
    Fritz machte keinen sehr glücklichen Eindruck, als er erklärte: »Ich kann es beim besten Willen nicht beurteilen. Ich bin davon überzeugt, dass im Wendewirrwarr so einiges in dunkle Kanäle verschoben worden ist. Viel Geld und vor allem viele wichtige Dokumente. Aber Gold? Allein der logistische Aufwand, um 20 Tonnen Gold zu bewegen, wäre enorm und kaum vor der Öffentlichkeit zu verbergen.«
    »Also alles nur ein Märchen?«, versuchte Gabriele, ihren Schulfreund festzunageln.
    Der wand sich noch immer. »Das will ich nicht behaupten. Aber ich glaube nicht, dass es das Gold so einfach aus Berlin

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