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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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heraus geschafft hat. Zumindest nicht vollständig.«
    Gabriele setzte sich kerzengerade auf: »Du meinst, es wird portionsweise fortgebracht?«
    »Wie denn sonst?« Fritz’ volles Gesicht war stark
    gerötet, als er schilderte: »Gold ist nicht nur beständig, sondern auch schwer. Man braucht Spezialtransporter, um größere Mengen bewegen zu können. Außerdem war das DDR-Gold ganz bestimmt geprägt und damit dem rechtmäßigen Besitzer zuzuordnen. Zum Umschmelzen müsste man es Temperaturen von über 1.000 Grad aussetzen, der Siedepunkt liegt gar bei 3.100 Grad. Eine solche Hitze kann man nicht einfach in einer Hinterhofgarage herstellen.«
    »Das heißt, dass es entweder eines bestens ausgerüsteten Verbrechersyndikats bedarf oder aber die Goldreserven nach wie vor an einem geheimen Platz in Berlin lagern«, folgerte Gabriele.
    »Oder beides«, meinte Fritz. Seine Stirn war feucht von Schweiß, und er begann erneut, mit dem Taschentuch zu tupfen.
    »Wie meinst du das?«
    »Das Gold könnte von einer entsprechend organisierten Vereinigung Marge für Marge abtransportiert und umgeschmolzen werden. Aber das ist reine Spekulation.«
    »Gut«, sagte Gabriele, nachdem sie sich noch eine Weile über mögliche Wege ausgetauscht hatten, um 20 Tonnen Gold unbemerkt verschwinden zu lassen. »Ich danke dir für deine Tipps.«
    Fritz stand auf, um sich zu verabschieden. »Wie sieht es nun mit deiner eigenen Goldanlage aus?«, fragte er wieder etwas entspannter.
    »Ich werde es mir überlegen.« Sie schüttelte ihm herzlich die Hand. »Was mich noch umtreibt, ist die
    Frage: Wie konnte die marode DDR überhaupt so viele Goldreserven ansammeln?«
    »Vielleicht konnte sie es ja gar nicht«, meinte Fritz verschmitzt.
    »Also doch bloß ein Märchen?«
    »Es gibt noch eine andere Variante.«
    »Nämlich?«
    »Dass die DDR das Gold nicht selbst erworben, sondern geerbt hatte.«
    »Geerbt?« Gabriele sah ihren Schulfreund verwundert an. »Von wem geerbt?«
    »Vom Vorgängerstaat. – Das ist zumindest eine Möglichkeit.«
    Gabriele verzog das Gesicht. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, Fritz! Du willst mir nicht wirklich mit ollen Nazi-Gold-Fantastereien kommen, oder?«
    Fritz senkte peinlich berührt den Blick. »Nein, ich sagte ja, dass es nur eine von vielen Möglichkeiten ist.«
    »Keine sehr wahrscheinliche«, meinte Gabriele noch immer etwas enttäuscht von diesem fachlichen Ausrutscher ihres sonst so kompetenten Bekannten. »Die Nazis haben ihr Gold beizeiten nach Südamerika verschifft, anstatt es darauf ankommen zu lassen, dass es den Russen in die Hände fallen konnte.«
    »So denken die meisten«, sagte Fritz kleinlaut. »Aber nachgewiesen wurde die Verschiffung nach Chile, Argentinien oder einen anderen Staat bis heute nicht.«
    »Trotzdem«, beharrte Gabriele auf ihrer Meinung. »Ich bin mir sicher, dass die Barren eine Prägung mit Hammer und Sichel tragen – und nicht mit einem Hakenkreuz.«
    »Wenn du es ganz genau wissen willst, musst du dich wohl an Schalck-Golodkowski wenden – einen kompetenteren Insider kann ich mir nicht vorstellen.« Fritz lächelte sie zum Abschied an – doch es war kein glückliches Lächeln.

    13

    »Was meinst du? Wie lange werden wir bleiben?« Sina machte sich Sorgen, während sie in einem Taxi durch das regengraue Berlin chauffiert wurden. Denn im Kofferraum lag von ihr nur eine kleine, mit dem Nötigsten bepackte Reisetasche, während Gabriele einen großen Koffer dabei hatte.
    »Das kommt ganz darauf an, wie zufriedenstellend unsere Erkundigungen bei der Staatsbank ausfallen, wo Schmidbauer ja zurzeit für die Treuhand aktiv ist«, redete Gabriele gestelzt daher, als wollte sie einen besonderen Eindruck beim Taxifahrer hinterlassen. »Mit ein paar Tagen musst du rechnen, Kleines.«
    »Aber weshalb denn?«, fragte Sina wenig begeistert. »Wie können wir überhaupt sicher sein, dass es wirklich der Schmidbauer von der Treuhand ist, den Engelhardt meinte?«
    »Das können wir in der Tat erst dann, wenn wir mit ihm gesprochen haben. Solch ein Gespräch lässt sich nicht übers Telefon führen. Wir müssen ihm dabei in die Augen sehen.«
    Der Verkehr war dicht, sodass sich die Fahrt vom Flughafen bis in die City als Geduldsprobe erwies, vor allem für Sina. In ihr hatten sich schon im Flugzeug starke Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Unternehmung breitgemacht, die nun mit jedem
    zurückgelegten Kilometer weiter wuchsen. Voller Spott und dabei mit Selbstkritik an ihrem eigenen

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