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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Hals umdrehen zu wollen anstatt lustvoll-ambivalent seine Zähne hineinzubohren.
    »Du bist wahnsinnig stark geworden«, stellte Solveig fest. Ihre Blicke waren auf die ruinierte Wohnzimmertür gerichtet. »Und schnell. Sagenhaft schnell! Und du siehst einfach phantastisch aus!« Ihre Augen glänzten hoffnungsvoll. »Möchtest du mich vielleicht beißen?«
    »Nein«, sagte ich verdrossen.
    »Oh. Ich habe dir übrigens eine Tasche mit Klamotten mitgebracht. Und deine Handtasche. Handy ist auch drin, frisch aufgeladen. Liegt alles vorn im Vestibül bei der Garderobe.«
    »Danke«, meinte ich wortkarg.
    »Du könntest mich aber beißen, oder?« Sie ließ nicht locker. »Ich meine, rein zahntechnisch hättest du es drauf, ich habe vorhin gesehen, was für Hauer du rausschieben kannst.« Solveig schwieg und dachte nach. »Klar kannst du es. Du hast es ja schon getan. Bei uns zu Hause im Keller. Also könntest du auch mich beißen.«
    Höchste Zeit, dass sie sich diesen Schwachsinn endlich aus dem Kopf schlug!
    »Dann mache ich mit dir vielleicht dasselbe wie mit dem Typen im Keller. Wie gesagt, ich habe das nicht unter Kontrolle.«
    »Aber du schon, oder, Martin?«, fragte Solveig.
    »Nun ja«, meinte er bescheiden.
    »Dann muss ich darauf bestehen, dass du es noch mal bei mir versuchst. Luzie, es macht mir nichts aus, wenn du zuschaust. Im Prinzip ist es ja nichts anderes, als wenn man anderen Leuten beim Essen zusieht.«
    »Was ist deine Meinung dazu, Lucia?«, fragte Martin augenzwinkernd.
    »Das hör ich mir nicht länger an.« Ich drehte mich um und stolzierte in die Halle. Was zu viel war, war zu viel. Hätte ich nicht vorhin die Tür aus den Angeln gerissen, hätte ich sie hinter mir zugedonnert. So trampelte ich nur darüber hinweg und beschränkte mich im Übrigen auf einen würdevollen Abgang.
    Im Vestibül lagen nicht nur die von Solveig erwähnten Gegenstände, sondern auch ihre eigene Handtasche. Sie stand auf einem staubigen Garderobentischchen, eines der an einer Hand abzuzählenden Möbelstücke in diesem Haushalt.
    In ihrer Tasche fand ich wie erwartet den Autoschlüssel. Ich musste hier weg, bevor Die große Aussprache in Schmatz- und Sauggeräusche überging, womöglich noch untermalt von Solveigs wollüstigem Stöhnen.
    In der Reisetasche waren unter anderem auch meine Thermojacke, Jeans und warme Stiefel. Ich zog alles an Ort und Stelle über die Sachen, die ich schon trug, schnappte mir meine Handtasche und Solveigs Autoschlüssel und zog los.
    *
    Ich hatte keine Ahnung, wohin ich überhaupt wollte, aber es war ein gutes Gefühl, einfach nur herumzufahren. Der Tank war voll, im Radio brachten sie coole Musik, und die Nacht war noch jung. Ich trommelte den Takt zu einem alten Hall & Oates-Song auf dem Lenkrad mit und raste über die Autobahn stadteinwärts.
    She’s deadly, man, and she could really rip your world apart …
    Aufgekratzt brummte ich den Refrain mit.
    Oh-oh, here she comes, she’s a maneater …
    Erst als ich zum dritten Mal um ein Haar von anderen Wagen gerammt worden wäre, fiel mir auf, dass ich ohne Licht fuhr. Eine der Segnungen des modernen Vampirtums, doch fraglos auch eine ungeheure Gefahr für den übrigen Straßenverkehr.
    Meine Zunge stieß auf den lose herabhängenden Draht im Oberkiefer, und in meinem Inneren erstand ein Bild von köstlicher Sinnlichkeit: Martin, wie er sich über mich beugte, nackt,
die breite Brust schweißglänzend vor Erregung, die Augen dunkel vor Gier. Er biss mich in den Hals. Küsste mich bis zur Bewusstlosigkeit. Riss mich mit sich in den Sog ekstatischer Raserei. Pfählte mich mit seinem harten Glied. Mein Körper erinnerte sich mit solcher Vehemenz an die hitzige Fülle seines Eindringens, dass ich nass wurde wie eine überschwemmte Wiese.
    Was er einmal mit mir gemacht hatte, könnte er wieder tun. Und warum auch nicht? Ich war seine Sirene. Er hatte es selbst gesagt.
    Was in seinen Augen natürlich nicht gegen einen gelegentlichen kostenlosen Imbiss an anderen Hälsen sprach. Außerdem trug Solveig keine Zahnspange, was sie wohl als deutliches Plus für sich verbuchen konnte. Sie konnte er küssen, ohne Gefahr zu laufen, sich an irgendwelchen Drähten die Zunge zu amputieren.
    Plötzlich war ich wild entschlossen, das Metall in meinem Mund noch heute Nacht loszuwerden.
    Ich wendete bei der nächsten Gelegenheit, kehrte nach B. zurück und fuhr langsam an dem Haus vorbei, in dem Rainer praktizierte. Im Erdgeschoss war alles dunkel. Hier war

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