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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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niemand mehr, was nicht verwunderlich war, da es schon nach zehn war.
    Das brachte jedoch meinen Entschluss nicht zum Wanken. Kurzerhand fuhr ich weiter in den Nachbarort, ein ebenso verschlafenes wie nobles Kurstädtchen am Fuße des Taunus. Er hatte sich hier von einem kleinen Teil seiner fetten Erbschaft einen Bungalow zugelegt und die Frechheit besessen, mich zur Housewarmingparty einzuladen. Damals war der Stempel auf der Scheidungsurkunde noch nicht trocken gewesen und meine inneren Wunden noch nicht verheilt, weshalb ich natürlich nicht hingegangen war. Doch ich kannte die Adresse, denn an jenem Abend war ich im Schutze der Dunkelheit ein paarmal um das Anwesen herumgefahren und hatte es mir angesehen. Es war nicht allzu snobistisch – schließlich sollte es ja nichts weiter als ein fröhlicher Junggesellenhaushalt sein (er selbst hatte es in seiner Einladung so formuliert, der Widerling), doch es machte natürlich weit mehr her als Solveigs und meine schlichte Bleibe in einem verrufenen Viertel und einem nicht minder übel beleumdeten Haus, wo zwielichtige Subjekte sich zum Dealen und Vergewaltigen und Blutsaufen im Waschkeller einfanden.
    In mir hatte sich alles verkrampft, als ich damals die gut gelaunten Gäste zu seiner Feier hatte kommen sehen (nicht wenige davon waren unsere gemeinsamen Freunde gewesen!), und ich hatte trotzig mit einem Kavalierstart das Feld geräumt, fest entschlossen, nie wieder herzukommen.
    Ein Vorsatz, den ich bis heute durchgehalten hatte. Die Büsche um das niedrige, weiß verputzte Gebäude waren ein wenig höher als vor drei Jahren, doch sonst hatte sich nichts geändert. Nein, dieser Eindruck war nicht korrekt, wie ich beim Einparken feststellte. Vor der Garage standen zwei neue Luxusschlitten. Ein BMW -Cabrio und ein teurer Geländewagen.
    Die Abstellplätze in der Doppelgarage waren vermutlich von seinem Porsche und seinem großen Daimler belegt. Falls er den nicht inzwischen gegen einen Bentley ausgetauscht hatte. Wem wohl das Cabrio gehörte? Seine letzte Flamme hatte einen Boxter gefahren, daran erinnerte ich mich genau.
    Ich stieg aus und klingelte.

18. Kapitel
    V on drinnen war Musik zu hören, ein langsames Stück, das nach Kuschelrock klang. Dann eine Unterhaltung, leise geführt, sodass ich nicht alles verstehen konnte.
    Im Wesentlichen ging es darum, dass Rainer und die mir unbekannte Frau, die bei ihm war, darüber stritten, ob und wer von ihnen beiden an die Tür gehen sollte.
    »So spät noch …«
    »Keine Lust, verdammt …«
    »… aber was Wichtiges sein, vielleicht mit den Autos …«
    Ich klingelte vorsichtshalber Sturm und wurde mit näher kommendem Getrappel belohnt. Ich roch ihn, noch bevor er die Tür aufriss. Dann stand er vor mit, einen Hemdzipfel über der halb offenen Hose, das rotblonde Haar wirr abstehend, atemlos und mit panischem Blick sofort die kostbaren Autos anpeilend.
    Dann erst sah er mich. »Lu«, sagte er überrascht. »Was machst du denn hier?«
    »Wer ist es denn?«, quäkte es von drinnen.
    »Meine Frau«, rief er über die Schulter.
    »Was will sie hier?«
    »Was willst du hier, Lu?«
    »Ich bin ein Notfall.«
    »Sie ist ein Notfall! Hast du Schmerzen?«, fragte er besorgt, während er sich das Hemd ordentlich in die Hose stopfte und den Knopf zumachte. »Willst du nicht reinkommen?«
    »Hast du hier eine Ausrüstung?«
    »Leider nein.«
    »Dann würde ich dich sehr herzlich bitten, kurz mit mir in deine Praxis zu fahren und mich zu behandeln.«
    »Zeig doch mal.«
    Ich öffnete den Mund, und er schnalzte mit der Zunge, als er die hier und da noch hervorstehenden Drahtreste sah. »Wie ist das denn passiert?«
    »Nach und nach. Ich dachte, es geht noch, aber jetzt halte ich es nicht mehr aus.«
    »Dass du es überhaupt ausgehalten hast, ist kaum zu glauben. Du musst der reinste Fakir sein.«
    Er wandte sich um, und ich erhaschte einen Blick ins Innere des Hauses. Es war einem Erfolgszahnarzt angemessen. Marmorfliesen, dazu viel Glas, helles Holz, Chrom und großformatige abstrakte Acrylbilder – hier ließ es sich leben.
    »Ich muss noch mal weg, Mausi«, rief Rainer.
    »Kalt draußen?«, fragte er mich.
    Ich nickte, und er nahm eine dicke, gefütterte Goretexjacke von der Garderobe.
    Mausi kam in die Diele, neckisch im lila Babydoll, das fransige schwarze Haar im Sechzigerjahre-Stil hinter die Ohren frisiert, die Lippen schmollend verzogen. Anscheinend passte es ihr nicht, dass der nette Abend so jäh unterbrochen wurde. Sie kam

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