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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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sollte recht behalten.
    Ein Paar Baumwollsocken wurde bei mir zu warmen Kniestrümpfen. Ein schwarzes geripptes Hemd aus Baumwolle zum praktischen Unterkleid, ein ebenfalls schwarzes, samtartiges Designersweatshirt mit V-Ausschnitt zum dekorativen Hängerchen. Ich raffte alles mit einem messingbeschlagenen Gürtel um die Taille zusammen und fand mich todschick – bis auf das fehlende Schuhwerk natürlich. Schuhe gab es in dem Durcheinander zuhauf, das war nicht das eigentliche Problem. Doch er hatte Schuhgröße sechsundvierzig, ich sechsunddreißig, ein Paradebeispiel dafür, dass Unisex-Mode in manchen Bereichen an ihre Grenzen stößt.
    Für die Unterwäsche galt leider dasselbe. Ich probierte einen seiner Calvin-Klein-Slips an, doch das Ding hing mir schlabberig um die Hüften. Trotzdem behielt ich die Unterhose an, die ungezählten Warnungen meiner Oma noch im Ohr, wonach ein Mädchen nie genug auf seine Blase achten könne. Blasenentzündungen waren der Anfang vom Ende eines ungetrübten Frauendaseins, eine Lebensweisheit, die mir Oma schon in meiner frühen Kindheit nahegebracht hatte.
    Sie selbst ging nie ohne Liebestöter bis zu den Knien aus dem Haus, die Gute.
    Ich schluckte. Ob ich sie je wiedersehen würde? Konnte ein Vampir überhaupt Familie haben? Würde ich wenigstens meinen Bruder ab und zu abends besuchen können?
    Was meine Eltern betraf, so machte ich mir keine Illusionen. Waren sie erst auf Mallorca, hätten sie ebenso gut auf dem Mond leben können. Die Reise war zu weit, das Wetter dort zu sonnig.
    Bei dem Gedanken an Mama und Papa musste ich heftig schlucken. Doch was half es mir? Ich würde ihnen mailen und sie anrufen, mehr ging nun mal nicht. Vielleicht kamen sie ja ab und zu zurück, um bei Oma und Opa nach dem Rechten zu sehen. Dann bekäme ich wenigstens Gelegenheit, ihnen auch persönlich Hallo zu sagen. Zumindest abends.
    Frisch gereinigt und angenehm beschwingt ging ich wieder nach unten – und blieb überrascht stehen. Meine Nase hatte den frischen, wohltuenden Geruch von Solveig aufgefangen. Sie musste hier im Haus sein. Ich spitzte die Ohren. Ja, jetzt hörte ich sie auch reden. Sie unterhielt sich mit Martin, drüben im Wohnzimmer.
    »Also, Luzie würde bestimmt wahnsinnig werden, wenn sie keinen Fernseher hätte. Sie hängt praktisch nonstop vor der Glotze. Wenn jemand wirklich permanent fernsieht, ist sie es. Und du kannst echt völlig darauf verzichten?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Aber was ist mit Radio, Zeitungen, Büchern?«
    »In den letzten Jahren bin ich fast ganz dazu übergegangen, mir mittels dieses Apparates hier alle erforderlichen Informationen zu beschaffen.«
    Mit dieser altmodischen Beschreibung musste er seinen Laptop meinen.
    »Stimmt«, meinte Solveig. »Heutzutage bekommt man fast alles im Internet.«
    Nur nicht seine Blutbeutel, aber vielleicht gab es auch die ja eines Tages virtuell zu kaufen.
    »Was machst du eigentlich so beruflich?«, wollte Solveig wissen. Sie kicherte mädchenhaft albern. »Ich meine natürlich, außer dass du ein Vampir bist!«
    »Nun, ich handle mit Wein. Ich dachte, das hätte ich dir erzählt.«
    »Oh, sicher, stimmt ja. Aber ich war irgendwie der Meinung, dass du …«
    »Dass ich dir in diesem Punkt nicht die Wahrheit gesagt hätte?«
    »Aber du machst doch auch noch was anderes, oder?«
    »Nur das, was jeder Geschäftsmann macht. Ich lege meine Gewinne an.«
    Was wahrscheinlich eine vornehme Umschreibung dafür war, dass er nur so im Geld schwamm.
    Dummerweise wechselte Solveig das Thema, obwohl die Unterhaltung gerade interessant geworden war.
    »Ich finde es übrigens hochanständig von dir, dass du Luzie aus dieser Klemme geholfen hast.«
    Martin erwiderte nichts.
    »Es ist eine unglaubliche Erleichterung für mich, dass sie wieder fit ist. Bestimmt ist sie froh, dass sie wieder nach Hause kann.«
    »Wenn sie es will.«
    »Warum sollte sie nicht wollen? Ich habe schließlich alles bestens für sie geregelt.«
    »Inwiefern?«
    »Na, bei der Polizei und so. Die haben ja im ganzen Haus rumgefragt, ob jemand was von der Sache im Keller mitgekriegt hat. Wir konnten natürlich nichts mitkriegen, weil wir da schon in Urlaub gefahren waren.«
    Ich lauschte interessiert und erfuhr aus ihrem folgenden Bericht, wie sie bei der Polizei ausgesagt hatte, dass ich noch ein, zwei Urlaubstage hatte dranhängen wollen, ganz spontan, und dass ich deswegen noch unterwegs sei, aber voraussichtlich in dieser Woche wiederkommen wolle. Sie selbst

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