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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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ich es auch mal damit versuchen. Wollen Sie das Zeug zu Ihrem Wagen bringen?«
    Ich überlegte, ob diese Frage irgendwelche Fallstricke enthielt, doch da mir nichts einfiel, nickte ich.
    Er half mir, die Tüten und Schachteln auf einen Kofferkuli zu packen und legte auch Hand beim Schieben an, womit er gleichzeitig klarstellte, dass er noch mit mir reden wollte.
    »Ein interessanter Mordfall, da bei Ihnen im Waschkeller.«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Ich war ja in Urlaub.«
    »Ah, dann Sie sind wohl gerade wiedergekommen und haben noch schnell ein paar Geschenke besorgt.« Prüfend musterte er die Tüten auf der Ladefläche des Kofferkulis. »Wo ist denn Ihr Gepäck?«
    »Ich war mit dem Wagen unterwegs«, sagte ich vorsichtig.
    »Richtig, Ihre Bekannte hat das ja erwähnt. Dann sind Sie also schon vorher zurückgekommen und nur so hier rausgefahren, zum Einkaufen?«
    »Wieso interessiert Sie das?«, wollte ich argwöhnisch wissen. »Hat das was mit dem Mord zu tun? Sind Sie überhaupt bei der Mordkommission?«
    »Nein, ich bearbeite normalerweise Eigentumsdelikte. Aber der Fall, in dem ich vor Weihnachten ermittelt habe, und dieser Mord in Ihrem Keller weisen einige hochinteressante Parallelen auf. Ich habe deshalb veranlasst, dass beide Fälle gemeinsam ermittelt werden, und zwar unter meiner Mitwirkung. Man könnte also sagen, dass ich mit zuständig bin.«
    Was nichts anderes besagte, als dass er über den Sachstand, wie ihn Solveig heute Abend für Martin zusammengefasst hatte, bestens im Bilde war.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, denn mir war plötzlich eingefallen, welches kleine Versteckspiel Solveig zur Irreführung der Polizei mit meinem Wagen veranstaltet hatte. Der stand bekanntlich momentan auf irgendeinem Vorstadtparkplatz, obwohl ich ja offiziell damit in Urlaub gefahren war.
    Wenn Schimanski mich jetzt bis ins Parkhaus verfolgte, würde er sehen, dass ich mit Solveigs Wagen unterwegs war, und noch mehr blöde Fragen stellen.
    Natürlich bestand noch die entfernte Möglichkeit, dass er gar nicht wusste, welcher Wagen mir und welcher Solveig gehörte, doch daran glaubte ich keine Sekunde. Der Kerl wollte mir was am Zeug flicken. Ich spürte das so deutlich, dass er es mir ebenso gut ins Gesicht hätte schreien können.
    »Wollen wir nicht noch irgendwo was trinken?«, fragte ich spontan. »Ich habe Durst.«
    Er zog die Brauen hoch und wirkte erfreut. »Warum nicht?«
    Und so kam es, dass ich fünf Minuten später mit dem Namensvetter eines berühmten Fernsehschnüfflers in einer Cafeteria saß und an einem Mineralwasser nippte, während er Tee trank. Den bepackten Kofferkuli hatte ich neben dem Tisch abgestellt, wild entschlossen, das Ding allein zum Auto zu karren. Irgendeine Ausrede, warum ich auf gar keinen Fall seine Hilfsbereitschaft ausnutzen wollte, würde mir schon einfallen. Ich sann heftig über meine Optionen nach, doch im Moment hatte meine Phantasie Sendepause. Das hing vor allem damit zusammen, dass Schimanski gerade seine Brieftasche zückte, einen winzigen Gegenstand hervorpraktizierte und ihn mir auf seiner offenen Handfläche entgegenhielt.
    »Sie haben wohl keine Ahnung, was das für ein Ding sein könnte, oder?«
    Einen scheußlichen Moment lang war ich versucht, mir den Mund zuzuhalten. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass da kein Metall mehr war.
    Ich starrte das Bracket an. Es funkelte mich im künstlichen Licht der Deckenstrahler boshaft an.
    »Keine Ahnung. Sieht aus wie ein Teil aus einem Radio oder so. Könnte eventuell auch ein Verschluss von einem Armband sein.«
    »Wir haben es im Keller gefunden. Genauer gesagt wurde es bei der Obduktion der Leiche entdeckt. Im … äh, Hals. Oder besser in dem, was davon übrig war.« Er spielte mit seiner Teetasse. »Und noch etwas sehr Interessantes wurde entdeckt. Oder besser: nicht entdeckt. Und zwar sein Blut.«
    »Wessen Blut?«, fragte ich mit forscher Stimme und gähnend leerem Hirn.
    »Das des Opfers. Heute am späten Nachmittag habe ich mir den Bericht aus der Gerichtsmedizin angeschaut. Ich hatte da so eine Ahnung, wissen Sie. In diesem Beruf braucht man das.«
    Ein Bulle mit Ahnung hatte mir gerade noch gefehlt! Ich merkte, wie ich allmählich in Panik geriet. Wenn ich verhaftet wurde, war ich so gut wie tot. Es sei denn, man würde mich in einem fensterlosen Kellerverlies einkerkern. Doch diese glorreichen Zeiten waren seit mindestens zweihundert Jahren vorbei. Heutzutage hatten die Untersuchungsgefängnisse

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