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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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beiderseitiges Verlangen mit schmerzhafter Schärfe.
    Aber dann, ganz plötzlich, wurde er ruhig. Er legte seine Hand um mein Gesicht, mit äußerster Behutsamkeit, als sei ich aus feinem Glas. Sein Kuss war tief und innig, von liebevoller Süße. Ich entspannte mich, so gut ich konnte, denn ich wusste, was er mir auf diese Weise mitteilen wollte. In diesen kostbaren, nur wenige Herzschläge andauernden Momenten begriff ich, dass wir Menschen waren, dass auch die besinnungsloseste Leidenschaft uns nicht die Fähigkeit nehmen konnte, unsere Seelen auf eine Weise zu verbinden, die nichts gemein hatte mit der wilden, rücksichtslosen Paarung von Wölfen in der Finsternis.
    »Lucia«, sagte er leise. Sein Herz schlug an meiner Wange wie Donner. Wir hielten einander umfangen wie zwei Verirrte im Sturm. Denn dort befanden wir uns: Im Auge des Hurrikans. Der fragile, zauberhafte Augenblick der Zärtlichkeit war fast vorbei. Sie würde später wieder zurückkehren, dann würden wir uns mehr Zeit nehmen und es voll auskosten, doch diesmal wollte ich, dass er über mich kam wie ein Orkan, dass er mich nahm und hinwegfegte.
    Ich schob mich an ihm hoch und biss ihn in die Lippe – vorsichtig –, und er verstand sofort. Das kehlige Stöhnen, mit dem er mich packte und flach auf den Rücken warf, beendete blitzartig unser kurzes, sanftes Zwischenspiel, und wir beide ließen uns wieder in den Strudel ziehen, um zu versinken, genau da, wo das Wasser am tiefsten war.
    *
    Es war ziemlich schnell vorbei, eine heißblütige, heftige Explosion, doch die Nacht war ja noch lang. Nach dem ersten Mal nahm er sich nur kurz die Zeit, mir das zerknautschte Hemd auszuziehen, das sich wie eine Würgeschlange um meinen Hals verheddert hatte. Und mir wegen meines leichtsinnigen Ausflugs in den Wald eine Standpauke zu halten.
    »Du hättest dich um ein Haar umgebracht.«
    Ich gab mich gebührend zerknirscht. »Ich weiß auch nicht, wieso ich auf einmal so weggetreten war. Muss wohl der Mond gewesen sein. Beim nächsten Mal passe ich besser auf.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben. Jedenfalls nicht allein.«
    Der Typ versuchte, mich zu bevormunden, so viel stand fest. Doch darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken, nicht wenn sich dieser wunderbare Pfahl wieder regte und sich gegen meinen Schenkel rieb.
    »Mmh«, machte ich und streckte die Hand danach aus. Dann wand ich mich an seinem Körper, glitt tiefer und verschwand im Schlafsack.
    »Was hast du da unten vor?«
    Ohne ihn loszulassen, zerrte ich mir mit der freien Hand den völlig verdrehten Calvin-Klein-Slip vom rechten Fußknöchel und warf ihn raus.
    »Ich hatte gar keine Unterhose an, als ich zu dir in den Schlafsack gekommen bin«, meinte er verwundert.
    Der Mann hatte Sinn für Humor, das gefiel mir.
    »Warte, ich seh mal nach, ob das stimmt.«
    »Lucia!«, keuchte er, die Hand in meinem Haar.
    »Halt still, sonst beiß ich dich.«

21. Kapitel
    A ls wir später durch die Falltür in die Speisekammer hochkletterten – er mit stolzgeschwellter Brust wie ein Pascha und ich wund, breitbeinig und völlig zerschlagen –, war es fast Mitternacht. In den letzten Stunden hatte ich so viel komprimierten Sex erlebt, dass ich sicher die nächsten Jahre keinen mehr brauchen würde. Martin schien anders darüber zu denken, denn als ich in der Küche ein Gläschen Blut verkonsumierte, legte er mit eindeutigen Absichten seine Hand auf meinen Hintern.
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte ich und wich aus.
    Er packte mich und zog mich an seine Brust. »Ich weiß«, sagte er mit albernem Grinsen.
    »Für dein Alter bist du wirklich unersättlich.«
    »Ich zeige dir gleich, wer hier alt ist.«
    Und dann taten wir es in der Küche, an die Kühlschranktür gelehnt. Für mich war es eine interessante Erfahrung, nicht nur, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben im Stehen geliebt wurde, sondern weil ich dabei ganz neue Erkenntnisse über die Strapazierfähigkeit der weiblichen Anatomie gewann.
    Anschließend hatte ich gerade noch die Kraft, mich nach oben in die Wanne und von dort wieder nach unten aufs Sofa zu schleppen, wo ich mir frisch gebadet und mit hochgebundenen Haaren eine Gesundheitssendung über Bandscheibenvorfälle und Wirbelsäulenverkrümmungen im Fernsehen ansah.
    Ich trug wieder meine eigene Unterwäsche und darüber Jogginghosen und ein weites Karohemd. Sicher war sicher. Wenn ich mich in aufreizendem Outfit präsentierte, käme Martin womöglich auf die Idee, das als Einladung zu einem

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