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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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während er von diesen lange zurückliegenden Ereignissen berichtete.
    Ich hatte es mir etwas bequemer gemacht. Mein Kopf lag in seinem Schoß, und er hatte eine Hand auf meine Stirn gelegt. Die andere war unter meinem Hemd und strich sanft und gedankenverloren über meinen Bauch und meine Brüste. Es schien, als könne er nicht genug davon bekommen, mich zu halten und zu berühren, und ich ahnte, dass sein Hunger nach menschlicher Nähe im Laufe der Zeit ins Unermessliche gewachsen sein musste, ja mehr noch: Ich empfand es als höchst bemerkenswert, dass er überhaupt noch lachen und charmant sein konnte. Die meisten anderen Menschen wären nach so langer Zeit der Isolation sicherlich zu unheilbaren Misanthropen geworden.
    Ich schaute zu ihm hoch und genoss das unschuldige Vergnügen, ihn reden zu sehen und seiner ausdrucksvollen Stimme zu lauschen, als er mir den Rest seiner Geschichte erzählte.
    In der Aufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg war sein Leben in gemäßigteren Bahnen verlaufen, woran sich seither nicht viel geändert hatte. In den letzten Jahren dann hatten moderne Kommunikationsmittel wie das Internet oder ständig wechselnde Mobilfunkanschlüsse ihm immer mehr Anonymität und damit größere Sicherheit verschafft. Während er in früheren Jahren häufig auf Helfer oder gar Vertraute angewiesen war, gelang es ihm mit der Zeit, völlig autark zu leben.
    An dieser Stelle platzte ich mit einer Zwischenfrage heraus.
    »Hattest du viele Renfields?«
    Er lachte herzlich. »So kann man es nicht nennen. Renfield war ein Irrer, ein armer, seinem Meister höriger Psychopath. Diese spezielle Art von Kammerdiener habe ich nie benötigt. Aber ich hatte Freunde, die wussten, wer ich bin. Im Laufe der Jahre hatte ich vier Vertraute. Es waren alles sehr gute Kameraden, wunderbare Männer, die mir ihr Leben lang immer wieder geholfen haben und denen ich in aufrichtiger Zuneigung verbunden war. Der letzte starb leider vor mehr als zehn Jahren.«
    »Und … äh, Frauen?«
    Er senkte den Kopf und brachte seine Nase dicht vor meine. »Viele. Ich kann sie gar nicht mehr alle zählen.«
    Ich schluckte und widerstand dem plötzlichen Drang, ihm die Nasenspitze abzubeißen. Dann sah ich das Grübchen.
    »Du willst mich bloß ärgern, oder?«
    »Was genau willst du denn wissen? Ob ich hundert Jahre lang wie ein Mönch gelebt habe? Nun, das habe ich nicht. Ich war immer gern mit Frauen zusammen, wenn ich Gelegenheit dazu hatte.«
    Ich wusste sofort, dass es nicht so viele gewesen waren, wie er mich vielleicht gern glauben machen wollte. Im Grunde war er nicht der Typ Mann für One-Night-Stands, doch natürlich ließ ihm seine Natur in diesem Punkt kaum eine andere Wahl. Ich spürte, dass er in seinen früheren Jahren – vermutlich um sich zu beweisen – häufiger auf diese Art Bekanntschaft mit Frauen geschlossen hatte, aber jedes Mal mit einem schalen und leeren Gefühl zurückgeblieben war, nur um am Ende festzustellen, dass die damit verbundenen Komplikationen die flüchtige Erfüllung nicht wert waren.
    Er war einsam, und zwar seit sehr langer Zeit.
    Ich war seit fast fünf Jahren auf keiner Feier mehr eingeladen …
    Ich habe seit vielen Jahren keine Geschenke bekommen. Seit … Ich weiß nicht, seit wann …
    Ich wollte es genau wissen. »Hattest du jemals eine feste Beziehung?«
    »Nein.« Er log. Es hatte jemanden gegeben, ich sah es sofort. Er hätte genauso gut einen Vorhang vor sein Gesicht ziehen können, so verschlossen wirkte er plötzlich. Wie bei der Geschichte mit Lucia hatte ich einen wunden Punkt in seiner Vergangenheit berührt, was in mir zu der vagen Vermutung
führte, dass es sich vielleicht in beiden Fällen um ein und dieselbe Frau handelte.
    Nun, er wollte nicht darüber reden. Noch nicht. Aber sicher würde er es bald tun, denn ich würde natürlich bei nächster Gelegenheit darauf zurückkommen. Ich glaubte ein Recht zu haben, alles über seine früheren Beziehungen – zumindest die festen – zu erfahren, nach allem, was wir miteinander angestellt hatten. Damit meine ich nicht unsere vergnügte Turnstunde unten in der Gruft und die Stehnummer hinterher am Kühlschrank, sondern den Akt, der mich zu seinesgleichen gemacht hatte.
    »Reicht dir meine Lebensbeichte fürs Erste?«, fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. »So weit ja.«
    »Was fangen wir jetzt mit dem Rest der Nacht an?«
    »Wer stellt mir diese Frage? Du oder deine Libido?«
    Die Frage war rein rhetorisch, denn seine Hände waren schon

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