Beiß mich, wenn du dich traust
Möglichkeit, von hier wegzukom-men, ist ein Hubschrauber«, erklärt Leanna. »Und leider halten sie die schön unter Schloss und Riegel, oben auf dem Dach der Nachtakademie.«
»Was ist das überhaupt mit dieser Nachtakademie?«, fragt Sunny neugierig. »Wir sind an dem Gebäude vorbeigekommen, es sieht total unheimlich aus.«
Die Alphas werfen sich unbehagliche Blicke zu.
»Äh, na ja, wir wissen es auch nicht genau«, sagt Mara. »Nur, dass sie dort lediglich die besten und cleversten Jäger unter den Schulabgängern aufnehmen.«
»Nachdem man seinen Abschluss gemacht hat, bekommt man eine von drei Aufgaben zugewie-sen«, fügt Leanna hinzu. »Entweder einen Job draußen im Feld, wo man überall auf der Welt Vampire töten muss, oder einen Schreibtischjob im Hauptquartier von Slayer Inc., in irgendeiner Verwaltungsposition ...«
»Oder man hat großes Glück«, mischt sich Varuka ein, »und kann die Nachtakademie besuchen. Ein spezielles Fortbildungsprogramm, reserviert für die sechs Topjäger jeder Abschlussklasse.«
»Und was machen sie dort?«
»Das ... wissen wir nicht genau«, sagt Mara nach kurzem Schweigen. »Aber es geht irgendwie um supergeheime Aktionen. Ein Vampirjäger-Geheimdienst.«
»Ich habe gehört, dass sie sogar ihre Gesichter umoperieren lassen«, fügt Peter hinzu. »Damit niemand sie erkennt. So eine große Sache ist das.«
»Wirklich?« Sunny zieht eine Grimasse. »Und die Leute lassen sich echt freiwillig darauf ein?«
»Es ist die größte Ehre, die einem Schüler hier zuteilwerden kann«, erklärt Leanna ehrfürchtig.
»Alle wollen dort hin. Aber nur sechs werden auserwählt.«
»Und in unserem Jahrgang werden wir das sein, keine Frage.« Varuka lächelt selbstgefällig. »Sie nennen uns nicht umsonst die Alphas. Wir sind das Beste, was diese Schule derzeit zu bieten hat.«
»Hey, vielleicht wirst du die Sechste im Bunde sein!«, sagt Mara aufgeregt zu mir. »Wenn du es geschickt anstellst. Schließlich bist du verdammt gut im Kampf ...«
Ich will gerade dankend ablehnen, doch da stürzt Corbin aus dem Wald auf die Lichtung, seine Augen sind vor Furcht weit aufgerissen.
»Da kommt jemand!«, ruft er.
Die Alphas sind sofort auf den Beinen. »Ist es Johan?«, fragt Peter.
Corbin schütteh den Kopf. »Nein«, sagt er und seine Stimme klingt heiser vor Angst. »Definitiv nicht Johan. Ehrlich gesagt... ich glaube nicht mal, dass es was Menschliches ist.«
11
Auf dem Lagerplatz bricht sofort große Hektik aus. Die Alphas sausen hin und her, um sich ihre Pflöcke und Messer und diverse andere Waffen zu schnappen, die rund um das Feuer verstreut liegen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie derart schwer bewaffnet hierher gekommen sind. Wie gefährlich ist dieser Wald eigentlich?
»Bleibt zusammen«, befiehlt Corbin und weist alle an, sich auf der anderen Seite des Feuers aufzustellen. »Und seid ganz still.«
Wir kauern uns schweigend zusammen. Das einzige Geräusch ist das Zischeln der inzwischen übergaren Hamburger. So viel zum Thema Abendessen. Mein Magen knurrt und Varuka wirft mir einen Seitenblick zu. Ich zucke ent-schuldigend mit den Achseln.
Dann höre ich es plötzlich. Ein unheimliches, irgendwie bekanntes Summen. Zuerst kann ich es nicht einordnen. Es ist tief und rhythmisch, beinahe wie das Schlagen von ...
Oh mein Gott. Ich sehe zu Sunny hinüber, die genauso erschrocken zurückstarrt. Sie haben uns gefunden. Irgendwie haben sie uns tatsächlich gefunden.
Corbin bemerkt unseren Blickwechsel. »Was ist los?«, fragt er in heiserem Flüsterton.
»Ich glaube, es sind ...« Ich schlucke schwer und kann kaum ein Wort herausbringen. »Ich glaube, es könnten … Elfen sein.«
Das Schwirren wird lauter. Wie haben sie uns hier gefunden? Das kann kein zufälliger Überfall sein.
Hat der Hausmeister mich verpfiffen? Direktorin Roberta? Ich greife nach meinem Pflock, aber Corbin hält meine Hand fest und bietet mir stattdessen ein rasierklingenscharfes Messer an.
»Ziel auf ihre Flügel«, flüstert er. »Das ist ihre Schwachstelle.«
Allein der Gedanke daran lässt meine eigenen Flügelchen schmerzen, aber ich nehme das Messer dankbar an. Sunny neben mir ergreift ebenfalls einen Dolch und ich hoffe nur, dass sie sich weit genug aus der Kampfhandlung heraus-halten kann, um ihn nicht benutzen zu müssen.
Ich will ihr gerade sagen, dass sie hinter mir bleiben soll, doch in dem Moment sind sie schon da und schießen im Sturzflug auf das Lager herab. Genau wie in
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