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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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kann ich mir nicht mal selbst verzeihen. Ich muss bis ans Ende meiner Tage mit dem leben, was ich dir angetan habe.«
    Ich halte kurz inne, dann füge ich hinzu: »Wobei das Ende wahrscheinlich sehr bald kommen wird, es sei denn, wir finden eine Möglichkeit, hier rauszukommen.«
    »Wir?«, echot Corbin verbittert. »Hier gibt es kein wir mehr.«
    »Verstehe. Klar, dass er so denkt. Mir würde es an seiner Stelle genauso gehen. Aber im momentanen Fall ist diese Einstellung kontraproduktiv. Ich hole tief Luft und versuche, geduldig zu sein.
    »Hör mal, Corbin, ich glaube, du verstehst noch nicht, in welchem Schlamassel wir hier stecken.«
    »Du hast mich in dieser Woche zweimal beinahe umgebracht. Wie viel schlimmer kann das hier sein?«
    Ich lasse den Kopf hängen und mache ihm kein bisschen Vorwürfe wegen seines abgrundtiefen Hasses auf mich. Er fühlt sich verraten und ist wütend und verwirrt - und hat verdammt noch mal das Recht dazu. Zugleich jedoch sind all diese Gefühle verschwendete Energie. Wir müssen zusammenhalten, um hier rauszukommen. Um ihn zu retten und auch mich. Wie kann ich ihn davon überzeugen?
    Natürlich könnte ich ihn einfach wieder verhexen.
    Dafür sorgen, dass er mir wieder verfällt und tut, was ich sage. Das wäre der leichteste Ausweg.
    Aber als ich in sein zorniges, verletztes Gesicht sehe, kann ich mich einfach nicht überwinden, ihn erneut reinzulegen.
    Nein, ich muss von jetzt an so aufrichtig sein wie möglich. Darf nur als allerletzte Möglichkeit auf diese Methode zurückgreifen.
    »Corbin, hör mir zu«, versuche ich es mit einer anderen Taktik. »Ich habe dir unrecht getan.
    Schweres, unverzeihliches Unrecht. Das weiß ich.
    Und ich werde dafür bezahlen, auf die eine oder andere Weise. Aber im Augenblick geht es nicht nur um mich. Es geht darum, dich aus der Nachtakademie herauszubringen. Denn morgen früh wollen sie dir mein Blut übertragen. Um dich zu genau der Art von Ungeheuer zu machen, zu der ich geworden bin.«
    Selbst in der fahlen Beleuchtung kann ich erkennen, wie Corbin erbleicht, als ich ihm von den hinterhältigen Plänen von Slayer Inc. mit den Alphas berichte. »Sagst du mir auch die Wahrheit?«, fragt er, als ich mit meiner Geschichte fertig bin. »Das hat Slayer Inc.
    ernsthaft mit uns vor?«
    »Ich kann nicht lügen, erinnerst du dich?«
    Er lehnt sich gegen die Wand. »Ich fasse es nicht«, sagt er. »Wir haben uns alle wie verrückt darum bemüht, in die Nachtakademie aufgenommen zu werden. Wir haben freiwillig darauf hingearbeitet, unsere eigenen Todesurteile zu unterschreiben.«
    »Na ja, genau betrachtet wärt ihr dann unsterblich...«
    »Hör bloß auf!«, knurrt er. »Ein Vampir zu sein, ist kein Leben. Ich würde mich eher umbringen, bevor ich mich damit abfinde, eine verdammte Kreatur der Nacht zu sein. Ein abscheuliches, gemeines Monstrum.«
    Ich ziehe die Luft durch die Zähne ein und versuche, mir bewusst zu machen, dass er furcht-bar wütend ist und nicht weiß, wovon er redet.
    Könnte ich ihm doch nur von all den wohltätigen Projekten erzählen, an denen der Blutzirkel be-teiligt ist. Ganz zu schweigen von all den inter-nationalen Friedensbemühungen, an denen Jareth mitarbeitet. Aber mir ist klar, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um ihm die »Vampire sind auch Menschen!«-Broschüre zu überreichen. Und falls unsere Flucht glückt, wird er sie vielleicht nie lesen müssen.
    »Du sieht es also ein?«, frage ich vorsichtig. »Wir müssen einen Weg hier raus finden.«
    »Klar«, antwortet er. »Aber wie?«
    Ich denke einen Moment nach. »Was ist mit den anderen Alphas? Würden sie uns helfen?
    »Wenn sie wüssten, dass wir hier sind, wahrscheinlich schon«, sagt Corbin mit einem Achselzucken. »Aber sie wissen es nicht. Ich war allein, als sie mich entführt haben. Und wir können ihnen leider gerade keine SMS mit unseren Koordinaten schicken.«
    Da hat er natürlich recht. Ich kaue auf meiner Unterlippe und denke nach. »Wenn es nur noch andere Vampire auf dem Campus gäbe«, überlege ich laut.
    »Wieso?«
    »Ich habe diese eine Vampirfähigkeit«, erkläre ich. »Ich kann telepathisch Hilferufe aussenden, die von anderen Vampiren gehört werden.«
    Er schnaubt. »Das soll eine Fähigkeit sein? Ich hätte dann doch eher Kung-Fu-Künste erwartet oder so was.«
    Ich lächele matt. Wenigstens kann er wieder scherzen.
    »Tja, ich konnte es mir nicht aussuchen«, erkläre ich. »Aber manchmal ist auch das nützlich.«
    »Schön,

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