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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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von seinem Mikroskop auf. »Es wird eine Weile gerinnen müssen, bevor wir anfangen können, damit zu arbeiten. Kommen Sie morgen früh wieder, dann sollte alles für die Injektion bereit sein.«
    »Sehr schön«, sagt sie. »Ich werde da sein.« Sie blickt noch mal auf mich herab und lächelt ihr widerliches Grinsen. »Auf Wiedersehen, meine kleine Vamshee.«
    Würg. Ich wünschte wirklich, sie würden aufhören, diesen Ausdruck zu benutzen.

19
    Als sie weg ist, spritzt Dr. Franken mir irgendein Beruhigungsmittel, worauf ich praktisch sofort das Bewusstsein verliere. Als ich wieder zu mir komme, befinde ich mich in einer Art Kerker. Ich sitze auf dem Boden, an eine kalte Steinmauer gelehnt, und meine Arme und Beine sind mit sil-bernen Ketten gefesselt, die hässliche rote Ringe um meine Handgelenke und Fußknöchel gebrannt haben.
    Mein Magen bäumt sich auf und ich drehe den Kopf gerade noch rechtzeitig, um mich nicht direkt in meinen Schoß zu übergeben. Was immer sie mir injiziert haben, lässt meine Eingeweide verrückt spielen; mir ist schlecht, ich habe Hunger und ich bin ausgesprochen schwach von all dem Blutverlust. Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht mir . . . schlecht.
    Ich blinzele einige Male und versuche, meine Vampiraugen an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Mein Blick fällt auf eine schwarze Masse an der gegenüberliegenden Wand des Raums. Zaghaft schnuppere ich und meine Nase erkennt den vertrauten Duft von Vanille und Sandelholz, den die zusammengekauerte Gestalt verströmt.
    »Corbin?«, frage ich. »Bist du das?«
    Ich höre ein bestätigendes Stöhnen und sehe, wie die Masse sich regt – der Kopf hebt sich, die Augen öffnen sich, ein Ausdruck des Erkennens erscheint auf dem Gesicht.
    »Rayne?«, ruft er mit Panik in der Stimme.
    »Ja, ich bin's.«
    »Wo bin ich?, fragt er. Er zerrt an seinen Hand-fesseln, seine Armmuskeln spannen sich an.
    »Warum bin ich angekettet?«
    Ich zögere. Wie bringe ich es ihm bei? »Also, ich kann mir nur denken, dass wir im Gebäude der Nachtakademie sind«, beginne ich. »Was das Warum angeht . . . tja, es ist wahrscheinlich das Beste, wenn du es nicht weißt.« In Gedanken bete ich, dass sie ihm noch nicht mein Blut übertragen haben. Dass es noch nicht zu spät ist.
    Ich kann erkennen, wie er den Kopf schüttelt und offenbar versucht, sich zu erinnern. Dann sieht er auf, Horror steht in seinen Augen. »Du hast an mir gesaugt«, flüstert er heiser. »Das warst du, die ganze Zeit.«
    »Ja«, sage ich. Was würde es noch nutzen, es abzustreiten, selbst wenn ich es könnte? »Aber weißt du, Corbin ...«
    »Oh Gott.« Er schlägt mit dem Kopf gegen die Ziegelwand. »Ich glaub das alles nicht.« Er mustert mich mit absolutem Ekel. »Wie konntest du mir das antun? Nachdem wir uns so nahe waren - nachdem ich dir von meinen Eltern erzählt habe ...«
    Ich winde mich vor Schuldgefühlen, die mich zu verschlingen drohen. »Ich weiß. Und es tut mir sehr leid. Du glaubst mir vielleicht nicht, aber es tut mir aufrichtig, ehrlich, verdammt leid. Glaub mir, es ist das Letzte, was ich wollte. Und wenn es nicht um Leben oder Tod gegangen wäre, na ja...« Ich lasse den Kopf hängen. »Aber das ist keine Entschuldigung. Ich hätte trotzdem fragen sollen.« Dann gebe ich ihm einen kurzen zusam-menfassenden Bericht über die Ereignisse in der Nacht, in der uns die Elfen im Wald angegriffen haben. Und erzähle ihm auch die ganze Vorge-schichte.
    »Ich wollte es nicht tun«, wiederhole ich abschließend. »Schon gar nicht bei dir. Aber auch bei sonst niemandem. Vor dieser Nacht habe ich auch noch nie Menschenblut getrunken. Ich bin schließlich Vegetarierin. Aber als Sunny und ich hierher geschafft wurden, um uns vor der Elfenar-mee zu verstecken, gab es nirgends Kunstblut auf dem Schulgelände. Also hieß das für mich, von einem Menschen saugen oder sterben.« Ich verziehe das Gesicht, selbst jetzt noch angewidert von mir selbst. »Und du hattest einfach das große Los in der Vampiropfer-Lotterie gewonnen.«
    Corbin schweigt einen Moment, während er meine Geschichte verdaut. »Und woher soll ich wissen, dass du mich jetzt nicht wieder anlügst?«, sagt er schließlich müde.
    »Elfen können nicht lügen«, gestehe ich. »Das ist eine von unseren echt nervigen Eigenschaften.«
    »Ja, kann ich mir vorstellen, dass das einen Vampir ziemlich behindert«, knurrt Corbin sarkastisch.
    Ich seufze entmutigt. »Okay, ich erwarte ja nicht, dass du mir verzeihst. Scheiße, im Moment

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