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Beiß mich, wenn du dich traust

Beiß mich, wenn du dich traust

Titel: Beiß mich, wenn du dich traust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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dann versuch es doch. Vielleicht läuft da draußen im Wald ein vagabundierender Vampir herum. Man kann ja nie wissen.«
    »Okay.« Ich bin zwar nicht besonders optimistisch, aber was soll's. Etwas Besseres haben wir im Moment nicht. Ich schließe die Augen und lehne den Kopf an die Wand. Dann konzentriere ich mich und sende meine mentale Botschaft mit aller Kraft aus.
    Corbin und Rayne. Gefangen in der Nachtakademie. In Gefahr. Brauchen Hilfe!
    Ich öffne die Augen.
    »Glück gehabt?«, fragt Corbin und seine Stimme verrät, dass er sich Hoffnungen macht. »Haben irgendwelche Vampire geantwortet?«
    »Äh . ..«, mache ich verlegen. »Ich weiß es nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich kann zwar senden, aber nicht empfangen.
    Deshalb kriege ich nicht wirklich eine Antwort.«
    »Jetzt bin ich aber echt eher für die Kung-Fu-Technik.«
    »Tja, dazu kriegst du vielleicht noch Gelegenheit, wenn wir nicht hier wegkommen«, erwidere ich ziemlich ernüchtert. Wir verfallen in ein unbehagliches Schweigen, während wir ins Leere starren und die Ohren spitzen, ob Rettung naht. Etwa eine halbe Stunde lang hören wir gar nichts.
    Dann ...
    Die Tür geht knarrend auf. Verblüfft reiße ich die Augen auf, als ausgerechnet Lilli hereinkommt.
    Sie grinst breit und zeigt ihre Fangzähne. »Das Vampir-Rettungskommando ist eingetroffen«, verkündet sie. »Macht euch bereit zur Flucht!«

20
    »Lilli?«, rufe ich geschockt. »Du bist ein Vampir?« Das darf nicht wahr sein. Gleich danach kommt der nächste Schock: ihr Outfit. Sie ist kaum wiederzuerkennen. Verschwunden ist der Rock, in dem sie wie ein süßes katholisches Schulmädchen aussah, und ebenso der langwei-lige Pagenschnitt, bei dem es sich um eine Perücke gehandelt haben muss, wie mir jetzt klar wird. Stattdessen trägt sie nun das Traum-Outfit einer Goth-Barbie, komplett mit schwarzem Korsetttop, Vinyl-Minirock, Netzstrumpfhose und Plateaustiefeln, die kurzen schwarzen Haare straff zurückgegelt.
    Sie holt ein Paar schwarze Lederhandschuhe aus ihrer Kuriertasche und zieht sie über, ehe sie sich daranmacht, meine silbernen Ketten aufzubrechen. »Ich heiße nicht wirklich Lilli«, bemerkt sie. »Sondern Rachel.«
    »Rachel?«, wiederhole ich verdattert. Wusste ich's doch, dass sie mir bekannt vorkommt. »Wie Rachel und Charity? Magnus' Blutspenderinnen?«
    » Ehemalige Blutspenderinnen«, verbessert sie mich, holt eine Zange aus ihrer Tasche und schneidet meine Ketten durch. »Uns wurde auch der Blutvirus injiziert, erinnerst du dich? Also haben sie uns in Vampire verwandelt, um unser Leben zu retten, so ähnlich, wie Jareth es mit dir gemacht hat. Und genau wie du können wir in die Sonne gehen.«
    »Aber warum weiß ich nichts davon? Ich dachte.
    Jareth und ich wären die Einzigen.«
    »Weil wir undercover arbeiten; wir leben immer noch in der Menschenwelt und geben uns als normale, sterbliche Teenager aus. So bekommen wir Zutritt zu vielen Orten, die für Vampire unzu-gänglich sind, und zugleich sind wir stärker als Menschen, sodass wir uns leichter aus Schwierigkeiten befreien können.« In dem Moment brechen die Ketten auf und fallen auf den Boden. Ich reibe mir dankbar die Handgelen-ke und Rachel beginnt, an meinen Fußgelenken zu arbeiten »Ich wurde vor sechs Monaten hierher entsandt. Das Vampirkonsortium hatte den Verdacht, dass einige hochrangige Mitarbeiter von Slayer Inc. sich von der Hauptstelle abge-spalten hätten und einen Putsch vorbereiteten.«
    Sie sieht mich ironisch an, während die Ketten rasselnd abfallen. »Was sich offensichtlich bestätigt hat.«
    »Hast du uns denn nicht wiedererkannt? Warum hast du dich nicht zu erkennen gegeben?«
    »Ich durfte meine Tarnung nicht aufgeben«, erklärt sie. »Egal, was passieren würde. Aller-dings habe ich versucht, dir ein paar Winks zu geben. Ich wollte sogar meinen Vorrat an Kunst-blut mit dir teilen. Aber du hast immer abgelehnt.«
    Mir fällt ein, wie sie immer wieder angeboten hat, mir Mittagessen zu besorgen. Die Dosen mit rotem Kool Aid, die ich nie getrunken habe. Hätte ich das Ganze hier verhindern können, indem ich einfach mal daran genippt hätte?
    »Oh Mann«, stöhne ich. »Was bin ich doch für ein Idiot?« Ich rapple mich langsam hoch und halte mich an der Wand fest. Von dem ganzen Blutverlust bin ich ziemlich geschwächt und meine Zehen sind eingeschlafen. Hat Corbin sich auch so gefühlt, als ich ihn fast ausgesaugt habe?
    Ich sehe ihn zerknirscht an. Zumindest wird er, wenn wir hier

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