Beiß mich, wenn du dich traust
Arschlöcher!«, ruft sie.
»Rachel, nein!«, rufen Corbin und ich wie aus einem Mund.
Aber es ist zu spät, die Wächter gehen auf sie los und lassen ihre Pfeile fliegen. Als die Pflöcke ihren Körper durchbohren, verpufft sie auf der Stelle zu nichts – als wäre sie nie da gewesen.
»Corbin, los!«, brülle ich, während mir blutige Tränen übers Gesicht fließen. »Los!«
Corbin knallt den Gang rein und der Hubschrauber setzt sich ruckartig über den Köpfen der Wächter in Bewegung. Sie schießen auf uns, aber die Holzpflöcke prallen nutzlos von der Unter-seite des Helikopters ab und regnen zurück auf den Boden.
Ich lehne den Kopf an das Seitenfenster und versuche, zu Atem zu kommen. »Das hätte sie nicht tun dürfen«, stöhne ich, mehr zu mir selbst.
»Doch, das musste sie«, sagt Corbin schlicht und sieht geradeaus aus dem Fenster, während er den Hubschrauber auf unser Ziel hinlenkt. »Es erstaunt mich nur, dass sie es wirklich getan hat.«
21
»Rayne!«
Ich wirbele herum und mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als mein Blick auf Jareth fällt – meinen schönen, süßen, wunderbaren Jareth -, der durch die Tür des Cafés gestürmt kommt und auf mich zurennt. Einen Moment später schmiege ich mich in seine kühle, vampirische Umarmung und er drückt mich fest an sich. Ich vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter, während blutige Tränen der Erleichterung auf sein Batman-T-Shirt heruntertropfen.
»Oh, Rayne«, murmelt er. »Ich dachte, du wärst tot. Ich dachte, du wärst tot, und ich wusste nicht mehr, was .. .«
»Schsch«, tröste ich und sehe zu ihm auf. Auch in seinen Augen stehen blutige Tränen und sie strahlen eine Liebe aus, die mich innerlich zum Brennen bringt. Ich habe ihn so vermisst. Mehr, als mir bewusst war. Das hier ist wahre Liebe.
Echte, ehrliche, tiefe Liebe zwischen zwei Menschen, die sich bedingungslos vertrauen.
Keine billige, schmutzige Lust, ausgelöst durch das Verlangen nach Blut. Er senkt den Kopf zu einem zärtlichen Kuss und . . .
Corbin räuspert sich. Puh. Wenn man vom Teufel spricht...
Widerstrebend löse ich mich aus Jareths Umarmung und sehe den Alpha hinter mir stehen.
Wieder plagt mich das schlechte Gewissen, als ich sein gequältes Gesicht sehe. Der Vampirduft ist wohl doch noch nicht ganz verflogen, wie ich gehofft hatte. Er hasst mich und muss mich trotzdem lieben. Er kämpft dagegen an, aber es ist ein brutaler Kampf. Und das alles ist ganz allein meine Schuld.
»Hallo, ich bin Jareth«, begrüßt mein Freund ihn und gibt ihm die Hand. »Danke, dass du Rayne geholfen hast, aus Achtal zu fliehen. Ich stehe für immer in deiner Schuld.«
Corbin runzelt düster die Brauen und weigert sich, Jareths Hand zu nehmen. »Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, dass das Essen da ist«, teilt er mir mit. »Ich sitze am hinteren Tisch.«
Nachdem Rachel ihr Vampirleben für uns geopfert hatte, gelang es Corbin, uns zu unserem Bestimmungsort zu fliegen. Von dort aus haben wir einfach den Blutzirkel angerufen, der in einem nahe gelegenen Hotel abgestiegen war und auf uns wartete. Zum Glück hatte Rachel sie bereits verständigt. Sonst würde ich vielleicht noch immer auf diese Umarmung warten.
Corbin schleicht mit hängenden Schultern zurück zu seinem Tisch. Jareth sieht mich fragend an.
»Tut mir leid«, murmele ich. »Sagen wir mal, Corbin ist nicht gerade der größte Fan von Vampiren.«
»Verstehe.« Jareth beobachtet ihn einen Moment.
»Rayne, kann ich allein mit dir sprechen?«, fragt er dann.
»Äh . . . na klar.« Ich folge Jareth aus dem kleinen Stadtcafé auf die kopfsteingepflasterte Straße hinaus. Zu dieser Stunde sind nicht viele Leute unterwegs, aber er zieht mich trotzdem in eine dunkle Ecke. Dort sieht er mich offen und anklagend an.
»Du hast von ihm getrunken.«
Meine Augen weiten sich vor Überraschung und die vertrauten Schuldgefühle schütteln mich wieder. »Wo-Woran erkennst du das?«
»Weil das verdammt offensichtlich ist, meine Liebe«, antwortet er und fährt sich mit der Hand durch seine blonden Haare. »Außerdem stellte es, verdammt noch mal, ein ziemliches Problem dar.«
Ich zucke unter seinem Tadel zusammen. So habe ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. »Ich konnte einfach nicht anders!«, wehre ich mich.
»Es gab kein Kunstblut in der Schule. Zumindest keins, von dem ich zu der Zeit wusste. Ich bin fast gestorben vor Durst.«
»Dann hättest du von deiner Schwester trinken sollen.«
»Das konnte ich
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